Blutlinie der Götter: Die Berrá Chroniken Band 1 (German Edition)
fordern. Die Stirn in Zornesfalten gelegt und den Kopf leicht gebeugt blickte er ihr direkt ins Gesicht. Er ballte seine Fäuste mit einer solchen Kraft, dass die Knöchel bereits weiß hervortraten.
„Was hast du gesagt?“, erwiderte das Schattenkind zischend. „Bist du jetzt völlig wahnsinnig geworden, du törichter Strauchdieb?“
Kumasin hatte keine Ahnung wie er sich verhalten sollte. Er kannte Warek schon viele Jahre lang und wusste, dass er nicht gerade ein Freund von körperlichen Auseinandersetzungen war. Er würde die Ermordung der Soldaten nicht ohne weiteres akzeptieren. Anderseits hatte er der Kämpferin nichts entgegenzusetzen. Außerdem wäre es wirklich nicht klug an diesem Ort zu verweilen. Für die Valantarier waren sie alle gemeine Mörder. Die Soldaten würden keinen Augenblick zögern ihnen einen Pfeil in die Brust zu jagen. Warek machte jedoch immer noch keine Anstalten seine Sachen zu packen.
„Ich werde nicht weitergehen bevor du mir nicht dein Ehrenwort gibst niemanden mehr zu meucheln! Akzeptiere dies oder finde selber einen Weg zur
Wellenschneider
!“
„Meucheln?!“, fuhr in Tymae an. „Was heißt hier meucheln? Diese Männer waren Soldaten, die uns umbringen wollten! Was wäre denn deiner Meinung nach ein angemessenes Verhalten gewesen?“
„Sie wollten uns gefangen nehmen. Und dass auch nur, weil du ihre Kameraden ermordet hast!“
Ehe er wusste wie ihm geschah, stand die Schattenelfe direkt vor ihm. Die Schneide ihres Kurzschwertes an seine Kehle gedrückt. Warek konnte ihren Duft wahrnehmen. Sie roch nach Moschus, Weihrauch, und einigen anderen exotischen Dingen, die er nicht einordnen konnte. Leise, aber mit einer unbestimmbaren Härte, hauchte sie ihm einige Worte der Warnung ins Gesicht.
„Du wirst auf der Stelle deine Sachen zusammensuchen und mich zu dá Cal bringen! Andernfalls liegst du neben diesen jämmerlichen Pikenschwingern und dienst, ebenso wie sie, den Krähen als Nachtmahl!“
Warek versuchte alles um sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Doch seine Bemühungen reichten nicht aus. Unsicherheit machte sich in ihm breit. Würde sie ihn einfach so umbringen?
„Schwöre es!“, entgegnete er der Schattenelfe, so selbstbewusst wie er nur konnte. „Schwöre es. Oder du bist auf dich allein gestellt.“
Einige Sekunden, die Warek und auch Kumasin wie Stunden vorkamen, herrschte eine Grabesstille auf der Lichtung. Nur das Heulen eines einzelnen Wolfes war zu hören. Tymae lies ihre Klinge sinken und tat zwei Schritte rückwärts. Ihre Augen musterten das Gesicht des Seemanns und verengten sich dabei zu Schlitzen.
„So sei es. Ich schwöre bei meiner Treue, die dem Gott Rykanos gehört, dass ich nicht die erste sein werde, welche das Schwert im Kampf gegen deinesgleichen erhebt.“
Kumasin traute seinen Ohren nicht. Sein Freund hatte der Elfenkriegerin tatsächlich einen Schwur abgerungen. Auch Warek war die Überraschung über diese Wende der Geschehnisse deutlich anzumerken. Er stand mit großen Augen und offenem Mund neben dem Feuer und wirkte dabei wie ein Schwachsinniger, der zum ersten Mal in seinem Leben eine Ziege scheißen gesehen hat.
„Na dann mal los“, brachte Kumasin wieder Schwung in die Unterhaltung. „Der
Mia Strom
ist nicht mehr allzu fern. Wir sollten die Fähre noch vor Sonnenaufgang erreichen. Wollen wir hoffen, dass die Soldaten nicht den gleichen Weg einschlagen.“
Tymae machte sich bereits auf den Weg, während sich Kumasin an seinen, immer noch verdutzt dreinschauenden, Kameraden wandte.
„Nun mach endlich dein Maul zu und komm. Und um des lieben Göttervaters Willen, hör auf so blöde dreinzuschauen!“
Einige Stunden, nachdem die drei Gefährten die Lichtung verlassen hatten, offenbarte das Sonnenlicht Tymaes Werk. Die Krähen hackten den Toten ihre Augen aus den Höhlen, während diese in einem Meer aus Blut lagen und erste Verwesungsgerüche von sich gaben. Ein Rudel Funkenwölfe war ebenfalls auf die in der Sonne liegenden Körper aufmerksam geworden. Da sie einige Mühe damit hatten sich durch die Rüstungen und Kettenhemden zu beißen, begannen sie damit den abgeschlachteten Soldaten die ungeschützten Körperteile abzunagen. Es dauerte nicht lange und auch der härteste Krieger hätte sich beim Anblick der angefressenen Leichen übergeben. Blutige, kahle Schädel und zerkaute Knochen waren alles was man zwischen den Stofffetzen und Rüstungsteilen noch erkennen konnte. Das schmatzende Geräusch der
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