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Blutlinie

Blutlinie

Titel: Blutlinie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Jones
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waren in, das Lebensgefühl bekam ein neues Hoch. Doch mich interessierte das alles nicht. Ich war auf dem Weg nach Hause, mir taten höllisch die Füße weh und ich wollte nur noch ins Bett. Bereits am Vortag hatte es kräftig geschneit, die Luft war eisig und ich fror in meinem dünnen Mantel. Ich hatte nicht mal Geld für anständige Stiefel. Meine Arbeit als Kellnerin hasste ich wie die Pest, weil ich kaum etwas verdiente. Andauernd begrapschten mich irgendwelche lüsterne Kerle, die ich zurechtwies und mein Chef drohte mir, nicht so einen Aufstand zu machen. Schließlich brauchten wir unsere Stammkunden, und das war doch alles nicht so schlimm.“
    Maggie schnaubte verächtlich.
    „Ein Mann war mir schon mehrere Male aufgefallen. Er saß immer in der gleichen Ecke und trank ein paar Brandys. Jedes Mal ließ er mir ein großzügiges Trinkgeld da und ich ertappte mich dabei, wie ich Ausschau nach ihm hielt, wenn er sich auch nur um fünf Minuten verspätete. Dann, an diesem besagten Abend, stand er an der Ecke und wartete auf mich. Zuerst war ich erschrocken und erkannte ihn nicht, doch als ich näher kam, war meine Verwunderung groß. Ich ging auf ihn zu und blieb wie angewurzelt stehen, als er seinen warmen Mantel auszog und ihn mir über die Schultern legte. Ich war gefangen in seinem Blick, wir verstanden uns ohne Worte. Er führte mich die Straße entlang und ich ging einfach mit. Nach einer Weile kamen wir an seinem Haus an, das vermuten ließ, dass er ein wohlhabender Mann war. Was ich natürlich schon an seiner edlen Kleidung bemerkt hatte. In stummer Übereinkunft folgte ich ihm die Treppen hinauf und saß wenig später in einem Sessel vor dem Kamin und wärmte mir die Füße daran. Ich schalt mich, dass ich verrückt sei, schließlich kannte ich ihn nicht einmal und war ihm schon hörig. Aber da war eine unsichtbare Verbindung zwischen uns, erklären konnte ich es nicht. Und dann war es soweit: Er setzte sich zu mir, schenkte mir einen starken Scotch ein und begann zu erzählen. Sein Name war Alexio und er war ein Vampir. Ich glaubte ihm jedes Wort, verspürte keine Scheu und willigte im Morgengrauen ein, dass er mich zu seiner Begleiterin machte. Was hatte ich zu verlieren? Ich war arm, hatte keine Familie und keine Perspektiven und plötzlich interessierte sich so ein Mann für mich. Weltgewandt, anziehend und von solcher Schönheit, das sie nicht irdischen Ursprungs sein konnte. Er biss mich, bevor ich es mir anders überlegen konnte.“
    Maggie hielt kurz inne, schien in Gedanken versunken.
    „Er wusste, wie weit er gehen musste, damit ich in den Zustand der Verwandlung fiel. Hätte er zu viel Blut genommen, wäre ich gestorben. Ich vertraute ihm blind, obwohl ich nicht wissen konnte, ob er nicht log und mich töten wollte. Aber das hätte er auch so schaffen können, in einer stillen Ecke dieser kalten Stadt. Niemand hätte mich vermisst.
    Die Prozedur der Verwandlung war das Qualvollste, was ich jemals erlebt habe. Alexio hatte mich am Bett festgebunden, Arme und Beine so fest geschnürt, dass ich sie nach einiger Zeit nicht mehr spüren konnte, die Seile schnitten sich tief ins Fleisch. Das war mir aber egal, denn die Schmerzen, die meinen Körper durchdrangen, ließen mich fast ohnmächtig werden. Mein Blut kochte, die Muskeln zogen sich krampfhaft zusammen, in meinen Ohren rauschte es und ich konnte nicht mehr sprechen. Alexio redete auf mich ein, kühlte immer wieder meine Stirn mit einem feuchten Tuch. Ich wand mich einen Tag und eine Nacht, dann wurde ich schlagartig ruhiger. Alexio nahm dies als Zeichen und hielt mir ein Glas an die Lippen. Ich trank gierig den roten Saft, der darin auf mich wartete. Ich verlangte nach mehr, doch Alexio schüttelte den Kopf. Seine braunen Augen ruhten auf mir, lächelten mich an. Um mich wurde es still, und dann flammte jäh ein neuer Schmerz auf. Meine Eckzähne verlängerten sich, ich spürte die Spitzen an meiner Unterlippe. Das war das letzte Mal, dass ich mich aufbäumte, dann schlief ich ein. Nach weiteren zwei Tagen wachte ich auf und so begann mein neues Leben.“
    Fasziniert hatte ich an Maggies Lippen gehangen. Für sie hatte sich alles zum Guten gewendet, das musste ich zugeben. Ich freute mich für sie, aber mein Schicksal war mit dem ihren nicht zu vergleichen. Ich mochte mein Leben, so wie es war.
    „Und wie ist es weitergegangen mit euch beiden?“
    „Er bereiste mit mir die Welt, zeigte mir ein völlig neues Leben und ich konnte nicht

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