Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutlust

Blutlust

Titel: Blutlust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Riccarda Blake
Vom Netzwerk:
Es war vom Schnitt her das typische Zwei-Personen-Zimmer eines Studentenwohnheims. Fotos an den Wänden verrieten, dass die zweite Mitbewohnerin wohl Britney gewesen war. Bei dem Gedanken, dass man ihre Leiche aus dem Hudson gefischt hatte, krampfte sich mir der Magen zusammen.
    »Warte hier«, sagte Jane und deutete auf einen Stuhl neben ihrem ungemachten Bett, während sie ein paar Klamotten, einen Kulturbeutel und ihr Duschzeug zusammensammelte. »Ich bin gleich wieder da.«
    Ich konnte verstehen, dass sie in dem Zustand nicht unter die Leute wollte, also setzte ich mich, obwohl es mir schwerfiel, meine Ungeduld im Zaum zu halten. Nachdem sie nach draußen zum Waschraum gegangen war, schaute ich mich genauer um.
    In einem Regal standen teilweise uralte Schinken. Ich stand wieder auf und nahm sie unter die Lupe. Ich war jetzt ohnehin zu unruhig, um einfach nur herumzusitzen.
    Natürlich behandelten sie alle dasselbe Thema: Vampire.
    Da war ein Original von 1748 mit dem Titel Der Vampir von Heinrich August Ossenfelder.
    Dann Der Vampyr von John William Polidori – verfasst 1819.
    Daneben Vampire – Eine Encyclopaedia über die Söhne und Töchter des Kain von einem gewissen Bischof Konstantin Laproupulos aus dem Jahr 1769.
    Ein Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Gräbern (De masticatione mortuorum in tumulis) von Michael Ranft von 1728.
    Die wahre Geschichte des Vampirs von Graf Stanislaus Eric Stenbock von 1894 und Zu den unheimlichen Todesfällen und Morden der serbischen Vampyri Peter Plogojowitz und Arnaut Pawle von Johann Friedrich Glaser – 1729.
    Unheimlich.
    Aber es war das älteste der Bücher, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es trug den Titel Copia der Investigation im Budapester District in Ungarn zu den Vorfällen um den muthmasslichen Vampyr Maximilian Stauffer und dessen spurlosem Verschwinden . Verfasst war es von einem Doctorus Justinus im Jahre 1619.
    Das war ein Jahr vor der Landung der Mayflower in Plymouth!
    Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein!
    Eine rein zufällige Namensähnlichkeit. Bestimmt!
    Oder es war andersherum: Max hatte seinen Namen geändert. Als fanatischer Vampirrollenspieler kannte er das Buch mit Sicherheit und hatte seinen Rollenspielcharakter auf dem historischen Maximilian Stauffer aufgebaut.
    »Ja«, sagte Jane von der Tür her. »Nach allem, was wir von deinem Max wissen, ist er mindestens über vierhundert Jahre alt. Wahrscheinlich aber eher noch sehr, sehr viel älter.«
    Ich drehte mich zu ihr herum. Sie war frisch geduscht und umgezogen und strotzte jetzt geradezu vor Tatendrang. »Auf ins Labor. Da beweise ich es dir. Und wenn es dir zehn Mal dein verdammtes Herz herausreißt, rettet es doch dein Leben!«
    Eine Viertelstunde später waren wir im Labor. Jane schnitt den Blutfleck aus der Stoffserviette und löste das Blut in einem Glasbecher voll destilliertem Wasser aus dem Fetzen. Dann goss sie die Lösung in einen Erlenmeyerkolben.
    Die Flüssigkeit sah aus wie ganz herkömmliches Blut. Dennoch glühten ihre Augen auf eine Weise, die ich nur als Besessenheit beschreiben kann.
    »Wieso tust du das eigentlich?«, fragte ich sie.
    »Damit du mir endlich glaubst«, sagte sie.
    »Nein, ich meine nicht diese spezielle Blutuntersuchung«, sagte ich. »Ich meine, Vampire jagen.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich mit dieser Frage nicht nur Zeit schinden wollte, weil ich Angst hatte, dass bei der Untersuchung etwas herauskommen würde, was mir nicht gefiel … und darüber hinaus mein ganzes Weltbild auf den Kopf stellen würde.
    »Sie haben mir die Schwester genommen … und die Eltern«, sagte sie und stellte den Kolben auf den Tisch. »Vor acht Jahren. Bei einem Skiurlaub in Minnesota.«
    Sie seufzte. Die Erinnerung machte ihr zu schaffen, das sah ich ihr an. Deshalb wartete ich, bis sie von selbst fortfuhr.
    »Wir waren Trecken im Chippewa National Forest . Langlauf mit Rucksack, falls dir das mehr sagt.«
    »Ich bin aus North Dakota«, sagte ich. »Ich weiß, was Skitrekking ist.«
    Sie nickte. »Es war gegenüber der MacAvity Bay, da, wo der Lake Winnibigoshish in den Cut Foot Sioux Lake übergeht. Wir hatten eine gute Tagesstrecke zurückgelegt und schlugen unsere Zelte an der Spitze der Landzunge auf. Pünktlich zur Abenddämmerung hatten wir das Lagerfeuer in Gang, und das Essen brutzelte in der Pfanne. Ja, ich weiß, kitschiger, wie es kaum kitschiger sein kann. Aber wir haben die Winterurlaube geliebt.«
    Sie hatte Tränen in

Weitere Kostenlose Bücher