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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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schlaflosen Nacht, und aus dem Fenster schaute. Der Himmel war von einem bedrückenden Grau. Es hatte in der Nacht geschneit, und die Autos auf dem Parkplatz waren mit einer weißen Decke verhüllt. Sie wäre am liebsten nach Hause gefahren. Zum Teufel mit dem Mistkerl, der diese Sachen an ihre Tür gekritzelt hatte. Sie sehnte sich nach ihrem eigenen behaglichen Bett, ihrer eigenen Küche. Aber noch lag ein langer Tag vor ihr - wieder ein ganzer Tag mit Streitereien, die in verstocktem Schweigen endeten, mit Janes abfälligen Stiche leien. Beiß die Zähne zusammen und bring's hinter dich.
    Erst nach der zweiten Tasse Kaffee fühlte sie sich in der Lage, den Tag anzugehen. Mit nichts im Magen als einem trockenen Plunderteilchen, auf das sich das »kontinentale Frühstück« des Motels beschränkt hatte, trug sie ihre Reisetasche zum Parkplatz, wo Jane schon mit laufendem Motor wartete.
    »Wir treffen uns mit Jurevich vor dem Haus«, sagte Jane.
    »Weißt du, wie wir da hinkommen?«
    »Er hat mir den Weg beschrieben.« Jane musterte Maura kritisch. »Mensch, du siehst ja fix und fertig aus.«
    »Ich habe schlecht geschlafen.«
    »Die Matratzen waren ziemlich mies, was?«
    »Unter anderem.« Maura warf ihre Tasche auf den Rücksitz und schlug ihre Tür zu. Sie saßen eine Weile schweigend da, während die heiße Luft auf ihre Knie blies.
    »Du bist immer noch sauer auf mich«, sagte Jane.
    »Ich bin im Moment nicht zum Plaudern aufgelegt.«
    »Mensch, ich tu das doch alles nur dir zuliebe! Wenn ich sehe, wie das Leben einer Freundin aus dem Gleis gerät, dann halte ich es für meine Pflicht, den Mund aufzumachen.«
    »Und ich habe dir zugehört.« Maura schnallte sich an. »Können wir jetzt vielleicht losfahren?«
    Sie verließen die Stadt Norwich und fuhren in nordwestlicher Richtung, über Straßen, die vom Neuschnee glatt und rutschig waren. Die dicken Wolken am Himmel ließen noch weitere Schneefälle befürchten, und wenn Maura aus dem Fens ter schaute, sah sie nur ein verschwommenes graues Einerlei. Das Plundergebäck lag ihr wie ein Betonklumpen im Magen, und sie lehnte sich zurück und schloss die Augen, um gegen die Übelkeit anzukämpfen.
    Es kam ihr vor, als wären nur Sekunden vergangen, als sie aus ihrem Dämmerschlaf aufschreckte und sah, dass sie sich nun eine ungeräumte Straße entlangquälten, auf der die Reifen von Janes Wagen im Schnee durchdrehten. Links und rechts schoben sich dichte Wälder bis an die Straße heran, und die Wolken waren noch dunkler geworden, seit Maura eingeschlafen war.
    »Wie weit ist es noch bis Purity?«, fragte sie.
    »Wir haben den Ort schon hinter uns. Du hast nichts verpasst.«
    »Bist du sicher, dass das hier die richtige Straße ist?«
    »So lautete seine Wegbeschreibung.«
    »Jane, wir werden noch stecken bleiben.«
    »Ich habe Vierradantrieb, okay? Und wir können immer noch den Abschleppdienst rufen.«
    Maura zog ihr Handy aus der Tasche. »Kein Netz. Na, dann viel Glück.«
    »Hier - das muss die Abzweigung sein«, sagte Jane und zeigte auf das halb im Schnee versunkene Schild einer Immobilienfirma. »Das Haus steht zum Verkauf, erinnerst du dich?« Sie jagte den Motor hoch, und der Subaru geriet kurz ins Schlingern. Dann griffen die Reifen, und sie schossen die Straße hinauf. Nach einer Weile lichtete sich der Wald, und sie sahen das Haus auf einer kleinen Anhöhe stehen.
    Jane bog in die Einfahrt ein und blickte zu dem dreistöckigen viktorianischen Haus auf, das vor ihnen aufragte. »Wow«, murmelte sie. »Ganz schön groß.«
    Das Absperrband der Polizei flatterte am Geländer der breiten, überdachten Veranda. Die Schindelverkleidung hätte dringend einen neuen Anstrich nötig gehabt, doch trotz solcher Spuren der Vernachlässigung war nicht zu übersehen, dass dies einmal ein sehr stattliches Anwesen mit einer entsprechenden Aussicht gewesen sein musste. Sie stiegen aus, und der vom Wind aufgewirbelte Schnee prickelte in ihren Gesichtern, als sie die Verandastufen erklommen. Als Maura durch ein Fenster spähte, konnte sie in dem düsteren Raum kaum mehr als die geisterhaften Silhouetten verhüllter Möbel erkennen.
    »Die Tür ist verschlossen«, sagte Jane.
    »Wann wollte er sich denn mit uns treffen?«
    »Vor einer Viertelstunde.«
    Maura blies eine Atemwolke in die Luft. »Der Wind ist ja eiskalt. Wie lange sollen wir denn noch warten?«
    »Lass mal sehen, ob ich ein Netz habe.« Jane betrachtete stirnrunzelnd ihr Handy. »Ein Streifen. Das könnte

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