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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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ganzen Weg gefahren, nur um unser Mädel hier zu sehen, was? Na, dann hol ich sie mal für Sie raus.« Sie ging durch eine Doppeltür in den Sektionssaal und schaltete das Licht ein. »Dr. Kibbie, ich muss wirklich bald los. Könnten Sie sie in den Kühlraum zurückschieben und abschließen, wenn Sie fertig sind? Ziehen Sie einfach nur die Flurtür hinter sich zu.«
    »Sie wollen sich wohl noch den Rest des Spiels anschauen?«, fragte Kibbie.
    »Wenn ich nicht bald aufkreuze, wird Ian nie mehr ein Wort mit mir reden.«
    »Ian kann reden? Das war mir neu.«
    Lindsey verdrehte die Augen. »Dr. Kibbie - bitte!«
    »Hören Sie doch endlich auf mich und rufen Sie mal meinen Neffen an. Er studiert seit Kurzem in Cornell Medizin. Wenn Sie sich nicht beeilen, wird sich irgendein anderes Mädchen ihn schnappen.«
    Sie lachte und zog die Tür des Kühlraums auf. »Sie glauben im Ernst, dass ich einen Arzt heiraten will?«
    »Jetzt bin ich aber beleidigt.«
    »Ich meine ja nur - ich will lieber einen Mann, der zum Abendessen zu Hause ist.« Sie rollte eine Bahre aus dem Kühlraum heraus. »Wollen Sie sie auf dem Tisch haben?«
    »Nein, lassen Sie sie ruhig auf der Bahre liegen. Wir werden nicht sezieren.«
    »Lassen Sie mich nur noch mal schnell nachschauen, ob ich auch die Richtige erwischt habe.« Sie warf einen Blick auf den angehängten Zettel und griff dann nach dem Reißverschluss des Leichensacks. Ohne eine Spur von Scheu oder Zögern zog sie ihn so weit herunter, dass das Gesicht der Leiche freilag. »Alles klar, das ist sie«, sagte sie, indem sie sich aufrichtete und ihr blondes Haar zurückwarf. Ihr jugendlich frischer, rosiger Teint bildete einen auffallenden Kontrast zu dem leblosen Gesicht, das mit ausgetrockneten Augen aus dem Leichensack zu ihnen aufstarrte.
    »Den Rest schaffen wir schon allein, Lindsey«, sagte Dr. Kibbie.
    Das Mädchen winkte ihnen zu. »Denken Sie nur dran, die Tür ganz zuzuziehen«, sagte sie munter und rauschte hinaus. Zurück blieb nur ein unpassend wirkender Hauch von Parfüm.
    Maura nahm sich ein paar Latexhandschuhe aus einem Karton auf der Arbeitsfläche. Dann trat sie an die Bahre und zog den Reißverschluss des Leichensacks ganz herunter. Als die Plastikhülle sich teilte, sagte niemand ein Wort. Was dort auf der Bahre lag, ließ sie alle verstummen.
    Bei vier Grad Celsius wird das Bakterienwachstum unterbunden, die Verwesung gestoppt. Auch wenn seit der Tat zwei Wochen verstrichen waren, hatten die eisigen Temperaturen in dem leerstehenden Haus die Weichteile der Leiche konserviert, und der Geruch war nicht so übel, dass man zur Mentholsalbe hätte greifen müssen. Doch im grellen Licht waren die grausigen Details zu erkennen, weit schlimmer als bloße Fäulniserscheinungen. Die Kehle war mit einem einzigen Schnitt bis auf die Halswirbel aufgeschlitzt worden, sodass die durchtrennte Luftröhre freilag. Aber es war nicht die tödliche Schnittwunde, die Mauras Blick fesselte, sondern der nackte Rumpf. Die unzähligen Kreuze, die in die Brüste und den Bauch eingeritzt waren. Heilige Symbole, in das Pergament menschlicher Haut geschnitten. Die Wunden waren blutverkrustet, und die unzähligen Rinnsale, die aus den flachen Einschnitten geflossen waren, waren an den Seiten des Rumpfs zu ziegelroten Bahnen getrocknet.
    Ihr Blick wanderte zum rechten Arm der Leiche, der am Oberkörper anlag. Sie sah den Ring von Blutergüssen, der sich wie ein makabrer Armreif um das Handgelenk zog. Als sie aufschaute, fing sie Janes Blick auf. In diesem kurzen Moment war aller Ärger zwischen den beiden Frauen vergessen, beiseitegefegt von einer Vision der letzten Momente im Leben der Sarah Parmley.
    »Das ist passiert, als sie noch am Leben war«, sagte Maura.
    »So viele Schnitte.« Jane schluckte. »Das muss ja Stunden gedauert haben.«
    Kibbie warf ein: »Als wir sie gefunden haben, waren das eine verbliebene Handgelenk und beide Fußknöchel mit Nylonschnur umwickelt. Die Knoten waren am Fußboden festgenagelt, sodass sie sich nicht rühren konnte.«
    »Das hat er mit Lori-Ann Tucker nicht gemacht«, sagte Maura.
    »Das ist das Bostoner Opfer?«
    »Sie wurde zerstückelt. Aber nicht gefoltert.« Maura ging um die Bahre herum zur linken Seite des Leichnams und starrte auf den Unterarmstumpf hinunter. Die Schnittfläche war ledrig-braun und vertrocknet, das weiche Gewebe hatte sich zusammengezogen, sodass das durchtrennte Ende des Kno chens freilag.
    »Vielleicht wollte er irgendetwas von dieser

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