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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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auswendig.«
    »Ja.«
    Jane schlug eine leere Seite auf und schob Lily den Notizblock wieder hin. »Könnten Sie es mir aufschreiben?«
    Einen Moment lang starrte Lily nur das weiße Blatt an. Dann begann sie mit sichtlichem Widerstreben zu schreiben. Langsam, als sei jedes Wort eine Qual. Als sie Jane schließlich den Block zurückgab, tat sie es mit einem erleichterten Seufzer.
    Jane blickte auf die Worte hinab, und wieder spürte sie diesen eisigen Schauer im Rücken.
    Und werden ihr Fleisch essen und werden sie mit Feuer verbrennen.
    »Es scheint mir eine Warnung zu sein; eine Drohung«, meinte Jane.
    »Das ist es auch. Ich bin sicher, dass sie für mich bestimmt war.«
    »Und wieso hat Sarah sie dann bekommen?«
    »Weil ich zu schwer zu finden war. Ich war so oft umgezogen, von einer Stadt zur nächsten.«
    »Also hat er die Karte an Sarah geschickt. Und sie wusste, wo Sie zu finden waren.« Jane machte eine Pause. »Sie kam von ihm, nicht wahr?«
    Lily schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Kommen Sie, Lily. Wer kann es denn sonst gewesen sein, wenn nicht Dominic? Das ist fast genau das Gleiche, was er vor zwölf Jahren in diese Stallwand geritzt hat. Warum sucht er nach Ihnen? Warum bedroht er Sie?«
    Lily ließ den Kopf sinken. Leise antwortete sie: »Weil ich weiß, was er damals im Sommer getan hat.«
    »Sie sprechen von Ihrer Familie?«
    Lily blickte auf, und in ihren Augen schimmerten Tränen. »Ich konnte es nicht beweisen. Aber ich wusste es.«
    »Woher?«
    »Mein Vater hätte sich niemals das Leben genommen! Er wusste, wie sehr ich ihn brauchte. Aber niemand wollte auf mich hören. Niemand hört auf ein sechzehnjähriges Mädchen.«
    »Was wurde aus der Postkarte? Mit den Symbolen?«
    Sie hob das Kinn. »Ich habe sie verbrannt. Und bin aus Paris weggegangen.«
    »Warum?«
    »Was würden Sie denn tun, wenn Sie eine Morddrohung bekämen? Abwarten und Tee trinken?«
    »Sie hätten sich an die Polizei wenden können. Warum haben Sie das nicht getan?«
    »Was hätte ich denen denn erzählen sollen? Dass jemand mir ein Bibelzitat geschickt hat?«
    »Sie sind nie auf den Gedanken gekommen, die Sache zu melden? Sie waren im Innersten überzeugt davon, dass Ihr Cou sin ein Mörder war. Und doch haben Sie sich nie an die Polizei gewandt? Das ist es, was ich nicht begreife, Lily. Er hat Sie bedroht. Er hat Ihnen solche Angst eingejagt, dass Sie aus Paris geflohen sind. Aber Sie haben niemanden um Hilfe gebeten. Sie sind einfach davongelaufen.«
    Lily schlug die Augen nieder. Es war lange Zeit still. Irgendwo nebenan tickte laut eine Uhr.
    Jane suchte Blickkontakt zu Sansone. Er schien ebenso ratlos wie sie. Sie wandte sich wieder Lily zu, die sich standhaft weigerte, ihren Blick zu erwidern. »Okay«, sagte Jane schließlich, »was verschweigen Sie uns?«
    Lily gab keine Antwort.
    Jane riss der Geduldsfaden. »Warum um alles in der Welt wollen Sie uns denn nicht helfen, ihn zu fangen?«
    »Sie können ihn nicht fangen«, sagte Lily.
    »Warum nicht?«
    »Weil er kein Mensch ist.«
    In der langen Stille, die folgte, hörte Jane das Schlagen der Uhr, das durch die Zimmer hallte. Der kalte Schauer, den sie gespürt hatte, wurde plötzlich zu einer eisigen Bö, die durch den Raum zu fegen schien.
    Kein Mensch. Und die Hörner, die du gesehen hast, und das Tier …
    Sansone beugte sich vor und fragte mit leiser Stimme: »Was ist er dann, Lily?«
    Die junge Frau schüttelte sich und schlang die Arme um die Brust. »Ich kann ihn nicht abschütteln. Er wird mich immer finden. Er wird mich auch hier finden.«
    »Okay«, sagte Jane, die ihre Nerven jetzt wieder unter Kontrolle hatte. Diese Vernehmung hatte eine so absurde Wendung genommen, dass sie an allem, was die Frau vorher gesagt hatte, zu zweifeln begann. Entweder log Lily Saul, oder sie litt unter Wahnvorstellungen, und Sansone stürzte sich nicht nur begierig auf jedes bizarre Detail, er schürte auch noch ihren Wahn mit seinem eigenen. »Schluss mit dem Hokuspokus. Ich suche nicht nach dem Teufel, sondern nach einem Menschen.«
    »Dann werden Sie ihn nie fangen. Und ich kann Ihnen nicht helfen.« Lily sah Sansone an. »Ich muss mal auf die Toilette.«
    » Können Sie uns nicht helfen?«, fragte Jane. »Oder wollen Sie nicht?«
    »Hören Sie, ich bin müde«, fuhr Lily sie an. »Ich bin gerade erst aus dem Flugzeug gestiegen, ich leide unter Jetlag, und ich habe seit zwei Tagen nicht mehr geduscht. Ich beantworte ab sofort keine Fragen mehr.« Und damit

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