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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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sie musste einen Moment innehalten, überwältigt von dem Anblick. Sie sah einen Couchtisch aus Rauchglas und Chrom auf einem weißen Veloursteppich, dazu einen Großbildfernseher und Laut sprecherboxen, in denen man zur Not eine Kleinfamilie hätte unterbringen können. Und schwarzes Leder - Unmengen von schwarzem Leder. Fast konnte sie das Testosteron von den Wänden triefen sehen.
    Und dann drangen aus der Küche, untermalt durch den peitschenden Rhythmus von »Stayin' Alive«, zwei sich überschlagende Stimmen.
    »Du bleibst nicht hier, nicht in diesem Aufzug. Was ist denn in dich gefahren - bildest du dir ein, dass du plötzlich wieder siebzehn bist?«
    »Du hast kein Recht, mir vorzuschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe, Frank.«
    Jane platzte in die Küche, doch ihre Eltern bemerkten sie überhaupt nicht, so sehr waren sie in ihre hitzige Auseinan dersetzung vertieft. Was hat Mom bloß mit sich angestellt? , fragte sich Jane, als sie Angelas enges rotes Kleid sah. Wann hatte sie Stilettos und grünen Lidschatten entdeckt?
    »Mein Gott, du bist seit ein paar Monaten Großmutter!«, rief Frank. »Wie kannst du da in so einem Fummel vor die Tür gehen? Schau dich doch nur an!«
    »Immerhin schaut mich jemand an. Das hast du ja nie gemacht.«
    »Bei dem Kleid hängen dir ja die halben Möpse raus.«
    »Ich sag mir eben, man muss zeigen, was man hat.«
    »Was willst du denn damit beweisen? Hast du etwa mit diesem Detective Korsak …«
    »Vince behandelt mich sehr gut, danke der Nachfrage.«
    »Mom«, sagte Jane. »Dad?«
    »Vince? Jetzt nennst du ihn also schon Vince, oder wie?«
    »Hey!« , rief Jane.
    Ihre Eltern sahen sie an.
    »Oh, Janie«, sagte Angela. »Du hast es ja doch noch geschafft!«
    »Hast du davon gewusst?«, fragte Frank und funkelte seine Tochter finster an. »Hast du gewusst , wo deine Mom sich so rumtreibt?«
    »Ha!« Angela lachte. » Du musst gerade reden!«
    »Du lässt deine Mom in so einem Fummel ausgehen?«
    »Sie ist siebenundfünfzig«, entgegnete Jane. »Soll ich vielleicht ihre Rocklänge nachmessen?«
    »Das - das gehört sich nicht.«
    »Ich sag dir, was sich nicht gehört«, konterte Angela. »Dass du mir meine Jugend und Schönheit raubst und mich aufs Abstellgleis schiebst. Dass du gleich deinen Schwanz auspacken musst, wenn irgendein hergelaufenes Weibsstück mal eben mit dem Arsch wackelt - das gehört sich nicht.«
    Hat meine Mom das wirklich gesagt?
    »Dass du die Frechheit besitzt, mir zu sagen, was sich nicht gehört! Na los, geh doch zurück zu ihr! Ich bleibe jedenfalls hier. Zum ersten Mal in meinem Leben werde ich mich so rich tig amüsieren. Ich mach heut einen drauf !« Angela machte kehrt und stakste auf klappernden Stilettos zur Küchentür hi naus.
    »Angela! Komm sofort zurück!«
    »Dad.« Jane packte Franks Arm. »Lass das.«
    »Irgendjemand muss ihr doch Einhalt gebieten, bevor sie sich zum Gespött macht!«
    »Bevor sie dich zum Gespött macht, meinst du.«
    Frank riss sich von seiner Tochter los. »Sie ist deine Mutter. Du solltest ihr ins Gewissen reden.«
    »Sie ist auf einer Party, na und? Es ist ja nicht so, als würde sie ein Verbrechen begehen.«
    »Dieses Kleid ist ein Verbrechen. Ich bin heilfroh, dass ich gekommen bin, bevor sie etwas anstellen konnte, was ihr hinterher leidtun wird.«
    »Was tust du überhaupt hier? Woher wusstest du eigentlich, dass sie hier ist?«
    »Sie hat es mir gesagt.«
    »Wer - Mom ?«
    »Ruft an, um mir zu sagen, dass sie mir verziehen hat. Ich soll mich ruhig amüsieren, weil sie sich nämlich auch amüsiert. Weil sie nämlich heute Abend auf eine Party geht. Und dann sagt sie noch, von mir verlassen zu werden wäre das Beste, was ihr je passiert ist. Ich frag dich, was zum Teufel geht im Kopf von der Frau vor?«
    Das kann ich dir sagen , dachte Jane. Mom rächt sich auf die perfideste Weise, die man sich vorstellen kann. Nämlich indem sie dir demonstriert, dass du ihr kein bisschen fehlst.
    »Und dieser Korsak«, sagte Frank, »der ist doch jünger als sie!«
    »Nur ein paar Jährchen.«
    »Hältst du jetzt etwa zu ihr?«
    »Ich halte zu niemandem. Ich finde nur, dass ihr beide eine Auszeit braucht. Ein bisschen Abstand voneinander. Am besten, du gehst jetzt, okay?«
    »Ich will aber nicht gehen. Nicht, solange ich das nicht mit ihr geklärt habe.«
    »Du hast wirklich nicht das Recht, ihr irgendetwas vorzuschreiben. Das weißt du.«
    »Sie ist meine Frau.«
    »Was wird denn deine Freundin dazu sagen,

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