Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
vergangenen Zeit. Ich weiß nur eines: Sie sind nicht wie wir. Und die einzige Möglichkeit, sie zu entlarven, besteht darin zu beobachten, was sie tun. Der Blutspur zu folgen, die sie hinterlassen, den Schreien zu lauschen. Nach dem zu suchen, was die meisten Polizeibehörden nicht erkennen, weil sie einfach überfordert sind: den Mustern. Wir blicken hinter die Kulissen des alltäglichen Verbrechens, des allgegenwärtigen Blutvergießens, um zu erkennen, wo die wirkliche Gefahr lauert. Wir sind stets auf der Suche nach den Spuren von Monstern.«
    »Wen meinen Sie mit wir ?«
    »Die Leute, die heute Abend hier waren.«
    »Ihre Dinnergäste.«
    »Wir teilen die Überzeugung, dass das Böse nicht nur ein Begriff ist. Es ist real, und es hat eine physische Präsenz. Es hat ein Gesicht .« Er machte eine Pause. »Jeder von uns hat ihm irgendwann im Leben einmal ins Auge geblickt.«
    Maura zog eine Braue hoch. »Sprechen Sie von Satan?«
    »Sie können es nennen, wie Sie wollen.« Er zuckte mit den Schultern. »Die alten Kulturen haben ihm viele verschie dene Namen gegeben. Luzifer, Abigor, Samael, Mastema. Jede Gesellschaft hat ihren eigenen Namen für das Böse. Meine Freunde und ich sind alle persönlich mit ihm in Berührung gekommen. Wir haben seine Macht gesehen, und ich gebe es unumwunden zu, Dr. Isles: Wir haben Angst.« Er sah ihr in die Augen. »Seit heute Abend mehr denn je.«
    »Sie glauben, dass dieser Mord in Ihrem Garten …«
    »Er hat mit uns zu tun. Mit dem, das wir hier tun.«
    »Und das wäre?«
    »Wir überwachen das Treiben von Monstern. Im ganzen Land, in der ganzen Welt.«
    »Ein Club von Salondetektiven? Danach hört es sich für mich an.« Ihr Blick ging wieder zu dem Porträt von Antonio Sansone, das zweifellos ein Vermögen wert war. Sie musste sich nur im Salon dieses Mannes umschauen, um zu sehen, dass er Geld im Überfluss hatte. Und reichlich Zeit, um seinen exzentrischen Hobbys nachzugehen.
    »Warum wurde diese Frau in meinem Garten getötet, Dr. Isles?«, fragte er. »Warum gerade vor meinem Haus, und ausgerechnet an diesem Abend?«
    »Sie glauben, es ging dabei nur um Sie und Ihren Club?«
    »Sie haben die Kreidezeichnungen an meiner Tür gesehen. Und die Zeichnungen, die am Tatort des Heiligabend-Mordes gefunden wurden.«
    »Und ich habe keine Ahnung, was sie alle zu bedeuten haben.«
    »Die umgedrehten Kreuze sind gängige satanische Symbole. Aber was mich interessiert, ist der Kreidekreis in Lori-Ann Tuckers Haus. Der auf ihren Küchenboden gezeichnet wurde.«
    Es hatte keinen Sinn, die Fakten zu bestreiten; dieser Mann kannte bereits alle Einzelheiten. »Und was ist die Bedeutung dieses Kreises?«
    »Es könnte sich um einen Schutzring handeln. Auch ein Symbol aus satanischen Ritualen. Lori-Ann könnte diesen Kreis gezogen haben, um sich abzuschirmen. Sie hat vielleicht versucht, ebenjene Mächte zu bändigen, die sie selbst aus der Finsternis gerufen hatte.«
    »Augenblick - Sie glauben also, das Opfer hätte den Kreis gezeichnet, um den Teufel abzuwehren?« Ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, was sie von dieser Theorie hielt: völliger Blödsinn.
    »Wenn sie ihn gezeichnet hat, dann hatte sie keine Ahnung, wen - oder was - sie da heraufbeschwor.«
    Das Feuer flackerte plötzlich auf, die Flammen reckten sich in die Höhe wie lodernde Krallen. Maura wandte sich um, als die Tür des Nebenzimmers aufgestoßen wurde und Dr. Joyce O'Donnell eintrat. Sie blieb stehen, offensichtlich überrascht, Maura hier zu sehen. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit Sansone zu.
    »Glück gehabt. Nachdem sie mich zwei Stunden lang verhört haben, sind die Herrschaften von der Polizei endlich zu dem Schluss gelangt, dass sie mich laufen lassen können. Da hast du dir wirklich was einfallen lassen für deine Dinnergäste, Anthony. Diesen Abend wirst du so schnell nicht überbieten können.«
    »Hoffen wir, dass mir das nie gelingen wird«, erwiderte San-sone. »Warte, ich hole deinen Mantel.« Er stand auf und stieß eine Tapetentür auf, hinter der ein verborgener Wandschrank zum Vorschein kam. Er hielt O'Donnell ihren pelzbesetzten Mantel hin, und sie schlüpfte mit katzenhafter Geschmeidigkeit hinein, wobei ihr blondes Haar leicht über seine Hände strich. Maura registrierte in diesem flüchtigen Kontakt eine große Vertrautheit, den ungezwungenen Umgang zweier Menschen, die einander gut kannten.
    Vielleicht sogar sehr gut.
    Während O'Donnell ihren Mantel zuknöpfte, ruhte ihr Blick auf Maura.

Weitere Kostenlose Bücher