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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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verwendet wurde. Und er hat es auch nicht einfach in seinem Garten ausgegraben.«
    »Aber Sie sagten, dass roter Ocker sich in gewöhnlichem Ton findet«, meinte Frost. »Also hat er es vielleicht tatsächlich irgendwo hinter seinem Haus ausgebuddelt.«
    »Nicht, wenn sein Haus irgendwo in der näheren Umgebung steht.« Erin deutete mit dem Kopf auf die Mappe, die Jane in der Hand hielt. »Sehen Sie sich mal die chemische Ana lyse an. Das, was wir mit Hilfe der Gaschromatografie und der Raman-Spektroskopie herausgefunden haben.«
    Jane blätterte zur nächsten Seite um und fand einen Computerausdruck. Eine Kurve mit vielen spitzen Ausschlägen. »Wür den Sie das für uns interpretieren?«
    »Gerne. Zunächst einmal die Raman-Spektroskopie.«
    »Nie gehört.«
    »Das ist eine Technik, mit der Archäologen historische Artefakte analysieren können. Dabei macht man sich das Lichtspektrum einer Substanz zunutze, um ihre Eigenschaften zu bestimmen. Der große Vorteil für den Archäologen besteht darin, dass das Artefakt dabei nicht zerstört wird. Sie können die Pigmente in allen möglichen Fundstücken analysieren, von Mumienbinden bis hin zum Turiner Grabtuch, ohne den untersuchten Gegenstand in irgendeiner Weise zu beschädigen. Ich habe Dr. Ian MacAvoy vom Archäologischen Institut in Harvard gebeten, die Ergebnisse der Raman-Spektrografien zu analysieren, und er hat bestätigt, dass die Probe Eisenoxid, Ton und Quarz enthält.«
    »Und das ist roter Ocker?«
    »Ja. Roter Ocker.«
    »Aber das wussten Sie bereits.«
    »Trotzdem war es schön, es von ihm bestätigt zu bekommen. Dann hat Dr. MacAvoy noch angeboten, mir bei der Bestimmung der Herkunft zu helfen. Herauszufinden, aus welcher Weltgegend dieser spezielle rote Ocker stammt.«
    »Das können Sie tatsächlich feststellen?«
    »Die Technik steckt noch in der Entwicklungsphase. Das Ergebnis dürfte vermutlich nicht als Beweis vor Gericht zugelassen werden. Aber ich hatte seine Neugier geweckt, und so verglich er die Probe mit seiner Sammlung von Ocker-Profilen, die er aus der ganzen Welt zusammengetragen hat. Er be stimmt die Konzentrationen von elf weiteren Elementen in den Proben, darunter Magnesium, Titan und Thorium. Die Theorie ist, dass jede Region ein spezifisches Spurenelemen teprofil aufweist. Es ist so, wie wenn man Erdproben von einem Autoreifen nimmt und herausfindet, dass sie dem Blei-Zink-Profil eines Bergbaugebiets in Missouri entsprechen. Im Fall dieser Ockerpartikel vergleichen wir die Probe mit elf separaten Variablen.«
    »Das sind diese anderen Spurenelemente.«
    »Richtig. Und Archäologen haben eine ganze ›Bibliothek‹ von Ockerabbaugebieten erstellt.«
    »Wozu?«
    »Weil es hilft, die Herkunft eines Artefakts zu bestimmen. Zum Beispiel: Woher stammt das Pigment auf dem Grabtuch von Turin? Aus Frankreich oder aus Palästina? Die Antwort könnte den Nachweis über die Herkunft des Tuches liefern. Oder nehmen Sie eine prähistorische Höhlenzeichnung - woher hatte der Künstler seinen Ocker? Wenn er von einem tausend Meilen entfernten Ort stammt, wissen Sie, dass er entweder selbst die ganze Strecke gereist ist, oder dass es damals schon eine Form von Fernhandel gab. Deswegen ist das Ockerquellenarchiv so wertvoll. Es gewährt uns einen Einblick in das Leben im Altertum.«
    »Und was erfahren wir von unserer Pigmentprobe?«, fragte Frost.
    »Nun …« Erin lächelte. »Zunächst einmal enthält sie einen relativ hohen Anteil von Mangandioxid - fünfzehn Prozent -, was dem Pigment einen tieferen, satteren Ton verleiht. Der gleiche Anteil findet sich in dem roten Ocker, der im mittelalterlichen Italien verwendet wurde.«
    »Dann stammt das Pigment aus Italien?«
    »Nein. Die Venezianer haben es selbst importiert. Als Dr. MacAvoy das komplette Elementarprofil mit dem Archiv verglich, stellte er fest, dass es genau zu einer bestimmten Region passt, in der heute noch roter Ocker abgebaut wird. Die Insel Zypern.«
    »Da müsste ich erst mal eine Weltkarte sehen«, meinte Jane.
    Erin deutete auf die Mappe. »Rein zufällig habe ich eine aus dem Internet ausgedruckt.«
    Jane blätterte weiter. »Aha. Es liegt im Mittelmeer, südlich von der Türkei.«
    »Mir scheint, dass es wesentlich einfacher gewesen wäre, schlichte rote Kreide zu benutzen«, bemerkte Frost.
    »Und weit billiger. Unser Täter hat sich für ein ungewöhnliches Pigment entschieden, aus einer sehr entlegenen Quelle. Vielleicht hat er Verbindungen zu Zypern.«
    »Oder er will uns

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