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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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sein würde. Sie stellte sich vor, wie die Besucher von Daniels Gottesdienst sich eng in ihre Mäntel hüllten, wenn sie aus ihren Autos ausstiegen und auf die Kirche Unserer lieben Frau vom Himmlischen Licht zugingen, wie sie der sonntäglichen Kälte trotzten, nur um der erbaulichen Worte von Pater Brophy willen. Und was würde er ihnen an diesem Morgen erzählen? Würde er seinen Schäflein gestehen, dass auch er, ihr Hirte, vom rechten Weg abgekommen war?
    Sie schaltete die Kaffeemaschine ein und ging zur Haus tür, um die Zeitung zu holen. Als sie ins Freie trat, war die Kälte wie ein Schock. Sie brannte in ihrem Hals, schmerzte in ihren Nasenlöchern. Sie beeilte sich, die Zeitung aufzuheben, die auf den Platten des Gartenwegs gelandet war, und machte gleich kehrt, um wieder die Verandastufen hinaufzueilen. Gerade hatte sie nach dem Türknauf gegriffen, als sie plötzlich erstarrte, den Blick auf die Tür geheftet.
    Auf die Worte, die Symbole, die jemand daraufgekritzelt hatte.
    Sie wirbelte herum, suchte voller Panik die Straße ab. Doch sie sah nur den vereisten Gehsteig in der Sonne glitzern, hörte nur die Stille eines Sonntagmorgens.
    Sie stürzte ins Haus, schlug die Tür hinter sich zu und schob den Riegel vor. Dann rannte sie zum Telefon und rief Jane Rizzoli an.

23
    »Bist du sicher, dass du in der Nacht kein Geräusch gehört hast? Keine Schritte auf der Veranda, absolut nichts Ungewöhnliches?«, fragte Jane.
    Maura saß auf dem Sofa, und sie zitterte trotz ihres warmen Pullovers und der Wollhose, die sie trug. Sie hatte nicht gefrühstückt, noch nicht einmal eine Tasse Kaffee getrun ken, aber sie hatte auch absolut keinen Appetit. Während der halben Stunde, die sie auf Jane und Frost gewartet hatte, war sie nicht von ihrem Wohnzimmerfenster gewichen, hatte unentwegt die Straße beobachtet, auf das kleinste Geräusch gelauscht und jedem vorbeifahrenden Auto nachgeschaut. Der Mörder weiß, wo ich wohne. Er weiß, was letzte Nacht in mei nem Schlafzimmer passiert ist.
    »Doc?«
    Sie blickte auf: »Ich habe nichts gehört. Die Zeichnung war ganz einfach da, als ich heute Morgen aufwachte. Als ich vor die Tür ging, um die Morgenzeitung …« Plötzlich zuckte sie zusammen, und ihr Herz begann heftig zu pochen.
    Ihr Telefon klingelte.
    Frost nahm den Hörer ab. »Hier bei Dr. Isles. Detective Frost am Apparat. Es tut mir leid, Mr. Sansone, aber wir haben hier gerade ein Problem, und wenn Sie Dr. Isles spre chen wollen, ist dies nicht der geeignete Zeitpunkt. Ich sage ihr, dass Sie angerufen haben.«
    Janes Blick ging zurück zu Maura. »Bist du sicher, dass diese Schriftzeichen noch nicht an deiner Haustür waren, als du gestern Abend nach Hause kamst?«
    »Da habe ich sie jedenfalls nicht bemerkt.«
    »Du bist durch die Haustür reingegangen?«
    »Ja. Normalerweise wäre ich durch die Garage gekommen, aber mein Wagen steht noch am Beacon Hill.«
    »Hat Pater Brophy dich bis zur Tür begleitet?«
    »Es war dunkel, Jane. Wir hätten sowieso nichts sehen können.« Und wir waren ganz mit uns selbst beschäftigt. Konnten es nicht erwarten, in mein Schlafzimmer zu kom men.
    »Ich seh mich mal draußen um«, sagte Frost. »Vielleicht finde ich ja irgendwelche Fußabdrücke.« Er ging zur Haustür hinaus. Obwohl er in diesem Moment um das Haus herumstapfte, drang das Geräusch seiner Schritte nicht durch die Doppelglasfenster ins Innere. Letzte Nacht hätte ein Eindringling direkt an ihrem Schlafzimmer vorbeigehen können, ohne dass sie etwas mitbekommen hätte.
    »Glaubst du, dass er dir gestern Abend bis nach Hause gefolgt ist?«, fragte Jane. »Von O'Donnells Haus?«
    »Ich weiß nicht. Möglich ist es. Aber ich war an allen drei Tatorten. Bei Lori-Ann Tucker, bei Eve Kassowitz. Er könnte mich an jedem dieser Abende gesehen haben.«
    »Und dir nach Hause gefolgt sein.«
    Sie schlang die Arme um die Brust, versuchte, das Zittern zu unterdrücken. »Mir ist nichts aufgefallen. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, beschattet zu werden.«
    »Du hast doch eine Alarmanlage. War die letzte Nacht eingeschaltet?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich - ich hab's ganz einfach vergessen.« Ich war mit den Gedanken woanders.
    Jane setzte sich ihr gegenüber auf den Sessel. »Warum könnte er diese Symbole an deine Tür gezeichnet haben? Was glaubst du, was sie bedeuten?«
    »Woher soll ich das wissen.«
    »Und die Botschaft, die er hinterlassen hat - es ist die gleiche, die er in Lori-Ann Tuckers

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