Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
Meine Schuld ist ganz allein meine Sache.
    »Wir werden mit Pater Brophy darüber sprechen müssen, das ist dir doch klar. Über das, was letzte Nacht passiert ist.«
    Maura seufzte resigniert. »Wenn es schon sein muss, dann behandelt die Sache bitte wenigstens diskret.«
    »Ich werde schon nicht mit einem Fernsehteam bei ihm aufkreuzen, okay?«
    »Detective Frost muss nichts davon wissen.«
    »Natürlich muss er es wissen. Er ist schließlich mein Partner.«
    Maura ließ den Kopf in die Hände sinken. »O Gott.«
    »Es ist wichtig für unsere Ermittlungen, und das weißt du auch. Wenn ich es Frost verheimlichen würde, hätte er allen Grund, sich zu beschweren.«
    Ich werde also Frost in Zukunft nicht mehr in die Augen schauen können, ohne meine eigene Schuld darin gespiegelt zu sehen, dachte Maura. Sie schauderte, wenn sie an Frosts Reaktion dachte. Der gute Ruf eines Menschen war ein so zerbrechliches Ding - ein kleiner Riss genügte, und alles lag in Scherben. Zwei Jahre lang hatten sie in ihr die Königin der Toten gesehen, die unerschütterliche Rechts medizinerin, die auch dann nicht mit der Wimper zuckte, wenn es sogar den hartgesottensten Ermittlern schon den Magen umdrehte. Jetzt würden sie nur noch ihre Schwächen sehen, die Verfehlungen einer einsamen Frau.
    Auf der Veranda waren stampfende Schritte zu hören. Es war Frost, der ins Haus zurückkam. Sie wollte nicht zugegen sein, wenn er die skandalöse Wahrheit erfuhr. Der hochanständige und ein wenig verklemmte Barry Frost würde schockiert sein, wenn er hörte, wer in ihrem Bett geschlafen hatte.
    Aber er war nicht der Einzige, der gerade das Haus betre ten hatte. Maura hörte Stimmen, die sich unterhielten, und als sie aufblickte, sah sie zu ihrer Überraschung Anthony San-sone in die Küche platzen, gefolgt von Frost.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Sansone sie.
    »Das ist nicht gerade der günstigste Zeitpunkt für einen Besuch, Mr. Sansone«, sagte Jane. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wieder zu gehen?«
    Er ignorierte Jane und hielt den Blick auf Maura gerichtet. Heute war er nicht schwarz gekleidet, sondern grau in grau. Eine Tweedjacke über einem aschfarbenen Hemd. So ganz an ders als Daniel, dachte Maura. Dieser Mann ist mir ein Rätsel, und er bereitet mir Unbehagen.
    »Ich habe gerade die Zeichnung an Ihrer Tür gesehen«, sagte er. »Wann ist das passiert?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Irgendwann letzte Nacht.«
    »Ich hätte Sie selbst nach Hause fahren sollen.«
    Jane schaltete sich ein. »Ich denke, Sie sollten jetzt wirklich gehen.«
    »Moment«, sagte Frost. »Du solltest dir unbedingt anhören, was er über diese Sachen da draußen an der Tür zu sagen hat. Was sie möglicherweise bedeuten.«
    » Ich habe gesündigt? Das ist ja wohl ziemlich offensichtlich, was das bedeutet.«
    »Nicht die Worte«, sagte Sansone. »Die Symbole darunter.«
    »Wir wissen schon Bescheid über das allsehende Auge. Ihr Freund Oliver Stark hat es uns erklärt.«
    »Er hat sich vielleicht geirrt.«
    »Sie sind nicht der Meinung, dass es sich um das Horus-Auge handelt?«
    »Ich glaube, es könnte für etwas ganz anderes stehen.« Er sah Maura an. »Kommen Sie mit nach draußen, dann erkläre ich es Ihnen.«
    Maura war nicht erpicht darauf, diese anklagenden Worte an ihrer Tür noch einmal zu sehen, doch er sprach mit solcher Eindringlichkeit, dass sie sich gezwungen sah, ihm zu fol gen. Sie trat hinaus auf die Veranda, hielt inne und kniff die Augen zusammen, als die grelle Sonne sie blendete. Es war so ein herrlicher Sonntagmorgen, an dem man gerne noch etwas länger beim Kaffee verweilte und die Zeitung studierte. Stattdessen musste sie Angst haben, allein in ihrem Haus zu sitzen, und ihr graute vor dem Anblick ihrer eigenen Haustür.
    Sie holte tief Luft und drehte sich um, stellte sich dem Anblick dieser Worte, geschrieben mit Ocker, der die Farbe getrockneten Blutes hatte. Ich habe gesündigt , schrien sie ihr entgegen; ein Vorwurf, angesichts dessen sie am liebsten vor Scham im Boden versunken wäre.
    Aber es waren nicht die Worte, auf die Sansone sich konzentrierte. Er deutete auf die zwei Symbole, die daruntergezeichnet waren. Das größere hatte sie schon einmal gesehen - an seiner Hintertür.
    »Das sieht für mich haargenau wie das allsehende Auge aus«, meinte Jane.
    »Aber schauen Sie sich dieses andere Symbol an«, sagte Sansone und zeigte auf eine Figur, die ziemlich weit unten an die Tür gezeichnet war. Sie war so klein,

Weitere Kostenlose Bücher