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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Schlafzimmer an die Wand geschrieben hat. Nur dass er diesmal auf das Latein verzich tet hat. Diesmal hat er dafür gesorgt, dass wir ganz genau verstehen, was er meint. Ich habe gesündigt. « Jane machte eine Pause. »Warum richtet er diese Worte ausgerechnet an
    dich?«
    Maura schwieg.
    »Glaubst du, dass sie an dich gerichtet waren?« Janes Blick war plötzlich wachsam, forschend.
    Sie kennt mich zu gut , dachte Maura. Sie merkt, dass ich ihr nicht die ganze Wahrheit sage. Oder vielleicht hat sie den Hauch der Lust auf meiner Haut gewittert. Ich hätte du schen sollen, bevor sie kamen; ich hätte Daniels Geruch ab waschen sollen.
    Abrupt stand Maura auf. »Ich kann mich nicht konzentrieren«, sagte sie. »Ich brauche eine Tasse Kaffee.« Sie wandte sich ab und ging in die Küche. Dort beschäftigte sie sich damit, Kaffee in Becher zu gießen, die Milch aus dem Kühlschrank zu nehmen. Jane war ihr in die Küche gefolgt, doch Maura wich ihrem Blick aus. Sie stellte Jane einen dampfenden Becher hin und drehte sich dann zum Fenster um, während sie an ihrem Kaffee nippte - alles, um den Moment der beschämenden Enthüllung so lange wie möglich hinauszuzögern.
    »Möchtest du mir vielleicht irgendetwas sagen?«, fragte Jane.
    »Ich habe dir alles gesagt. Ich bin heute Morgen aufgewacht und habe diese Schmiererei an meiner Tür gefunden. Ich weiß nicht, was ich dir sonst noch erzählen soll.«
    »Nachdem wir uns vor O'Donnells Haus verabschiedet hatten, hat Pater Brophy dich gleich heimgefahren?«
    »Ja.«
    »Und du hast nicht gesehen, ob euch ein Auto gefolgt ist?«
    »Nein.«
    »Tja, vielleicht hat Pater Brophy ja etwas bemerkt. Ich werde ihn mal fragen, woran er sich erinnert …«
    Maura fiel ihr ins Wort. »Du musst ihn nicht fragen. Ich meine, wenn ihm gestern Abend irgendetwas aufgefallen wäre, hätte er es mir doch gesagt.«
    »Trotzdem muss ich ihn selbst fragen.«
    Maura drehte sich zu Jane um. »Aber heute ist doch Sonntag.«
    »Ich weiß, was heute für ein Tag ist.«
    »Er hat Messen zu lesen.«
    Janes Blick war noch bohrender geworden, und Mauras Wangen glühten plötzlich wie Feuer.
    »Was ist gestern Abend passiert?«, fragte Jane.
    »Das sagte ich doch schon. Ich bin mit Pater Brophy von O'Donnells Haus direkt nach Hause gefahren.«
    »Und du hast das Haus seitdem nicht mehr verlassen?«
    »Nein, bis heute Morgen nicht.«
    »Und Pater Brophy?«
    Die Frage, so nüchtern und sachlich gestellt, ließ Maura jäh verstummen. Nach einer Weile ließ sie sich auf einen Stuhl am Küchentisch sinken, sagte aber immer noch nichts, sondern starrte nur in ihren Kaffee.
    »Wie lange ist er geblieben?«, fragte Jane. Immer noch war ihre Stimme frei von jeder Gefühlsregung, immer noch war sie ganz die Polizistin. Doch Maura hörte die unausgesprochene Missbilligung hinter der Frage, und das schlechte Gewissen schnürte ihr die Kehle zu.
    »Er ist fast die ganze Nacht geblieben.«
    »Bis wie viel Uhr?«
    »Ich weiß nicht. Es war noch dunkel, als er ging.«
    »Und was habt ihr beide die ganze Zeit gemacht?«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    »Doch - und das weißt du auch. Wir reden hier darüber, was der Mörder gesehen haben könnte, als er durch deine Fenster spähte. Was ihn dazu veranlasst haben könnte, diese Worte an deine Tür zu schreiben. Hat das Licht im Wohnzimmer die ganze Nacht gebrannt? Hast du mit ihm im Wohnzimmer gesessen und geredet?«
    Maura atmete schwer aus. »Nein. Das Licht … war aus.«
    »Das Haus war dunkel?«
    »Ja.«
    »Und jemand, der draußen stand und die Fenster beobachtete, hätte annehmen müssen …«
    »Du weißt ganz genau, was derjenige hätte annehmen müssen.«
    »Und hätte er richtig gelegen?«
    Maura sah Jane in die Augen. »Ich war ein Nervenbündel gestern Abend, Jane! Daniel war für mich da. Er ist immer für mich da gewesen. Wir hatten das nicht geplant. Es war das erste - das einzige Mal …« Sie verstummte. »Ich wollte nicht allein sein.«
    Jane setzte sich ebenfalls an den Küchentisch. »Du weißt, dass das diesen Worten eine ganz neue Bedeutung verleiht. Ich habe gesündigt. «
    »Wir haben alle gesündigt«, gab Maura prompt zurück. »Jeder und jede Einzelne von uns.«
    »Ich kritisiere dich ja gar nicht, okay?«
    »Doch, das tust du. Glaubst du, ich höre es nicht an deiner Stimme?«
    »Wenn du ein schlechtes Gewissen hast, Maura, liegt es nicht an dem, was ich gesagt habe.«
    Maura begegnete Janes unerbittlichem Blick und dachte: Sie hat natürlich recht.

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