Blutmond der Templer
La Valletta. Das war leichter gesagt als getan. Im Wirrwarr zahlreicher Straßen verfuhr ich mich und hing plötzlich in Hafennähe fest. Vor und hinter mir dröhnten Hupen, es half alles nichts, der Stau war da.
Ich stieg aus und schaute nach dem Grund. Ein Militärtransporter hatte eine Kurve nicht ganz geschafft und die Wand eines Hauses gerammt. Das konnte dauern.
Vor Ärger bekam ich feuchte Hände, denn ich dachte auch an Suko, Hector de Valois und den Abbé. Sie würden voller Ungeduld auf meine Rückkehr warten.
Nach einer halben Stunde konnten wir endlich fahren. In der Zwischenzeit hatte ich mir einen Weg eingezeichnet, den ich nehmen mußte, Lim aus der Stadt herauszukommen. Über eine lange Steinbrücke rollte ich in Richtung Osten und auch vorbei an den Bauten der Johanniter, deren Orden überlebt hatte, im Gegensatz zu den Templern, die offiziell im Jahre 1312 der Geldgier Philipps des Schönen von Frankreich zum Opfer gefallen waren und von denen sich dann Restgruppen in alle Welt zerstreuten.
Auch auf Malta hatten einige Schutz gefunden und das Geheimnis der Ureinwohner gelüftet.
In die gleißende Hitze rollte ich hinein, auch in den Staub, in die Wüste aus Steinen und Sonnenlicht.
Ich hatte Zeit, mir die Landschaft anzuschauen. Trotz des realtiv wenigen Grüns besaß die Landschaft ihren eigenartigen Reiz. Die hellen Farben, das wunderbare Licht, die weiten Mulden, in denen ich Bauernhöfe sah, die angelegt waren wie kleine arabische Festungen, das alles zeugte von einer interessanten Geschichte dieser Insel zwischen Orient und Okzident.
Ich fand den Weg zurück, sah sehr bald schon mir bekannte Geländeformationen und hielt auf dem Plateau an.
Su ko mußte den Motor des Wagens gehört haben. Als ich ausstieg, kam er mir schon entgegen.
»Du hast lange gebraucht, Alter.«
Ich wischte Schweiß aus dem Gesicht. »Das stimmt, es war nicht einfach. Der Wagen müßte reichen.«
»Okay, ich hole die anderen.«
Wir waren glücklicherweise unbeobachtet. So sah auch niemand, wie wenig später ein silbernes Skelett in den VW-Bus kletterte. Der Abbé lächelte mir zu. »Unser nächstes Ziel wird uns nicht nach La Valletta führen. Wir werden einen Freund von mir besuchen.«
»Wie heißt das Kloster?«
»Es ist ein alter Stützpunkt der Johanniter. Ein Turm an der Ostküste. Hast du eine Karte?«
»Ja.« Ich faltete sie auseinander und breitete sie auf meinen Knie aus.
»Marsaskala siehst du?«
»Richtig.«
»Da müssen wir hin.«
Ich rechnete die Entfernung nach. Sehr weit war es nicht. Ungefähr zehn Meilen. »Willst du fahren?« fragte Suko.
Ich schlug auf den Kopf des langen Schaltknüppels. »Ja, ich habe mich einmal an den Wagen gewöhnt.«
»Okay.«
Über eine Landstraße rollten wir entlang der maltesischen Küste unserem Ziel entgegen. Gleichzeitig fuhren wir auch in die Einsamkeit. Die Autos, die uns begegneten, konnten wir an den Fingern einer Hand abzählen. Dafür allerdings kamen uns des öfteren Esel-und Pferdegespanne entgegen, umhüllt von dichten Staubfah nen. Da wir in der Höhe blieben, war auch immer das Meer zu sehen. Ein blaugrüner wogender Teppich, der in die Unendlichkeit zu reichen schien. Hin und wieder tanzten Boote auf den Wellen, ansonten brach sich nur das grelle Licht der Sonne auf dem Wasser. Eine Zitronenplantage wirkte wie eine herrlich grüne Oase inmitten einer staubigen Schüssel. Das Haus des Plantagenbesitzers erinnerte mich an ein Schloß aus vergangener Zeit.
Aus langen Leitungen spritzte Wasser in hohen, bogenartigen Fontänen. Die Landstraße senkte sich dem Ufer entgegen. Ihre Ränder waren nur wenig bewachsen, und wenn, sahen wir dorniges, verstaubtes Gebüsch. Keine Palmen, keine Drachenbäume oder Agaven. Über der Gegend lag eine brütende Stille. Wir hatten längst späten Mittag, da war sowieso niemand unterwegs, nur wir hockten in dieser Blechkiste und schwitzten um die Wette.
Eine kleine Stadt erschien in unserem Blickfeld. Es war Marsaskala. Helle Häuser, wenige Straßen, dazwischen das dicht wirkende Grün der Bäume und Bepflanzungen.
Die Stadt lag wie ausgestorben unter den heißen Strahlen der brennenden Sonne.
Wir umrundeten sie und fanden nahe der Küste eine schmale Straße der dritten Ordnung, die uns zum Ziel brachte. Staub und Steine malträtierten Mensch und Wagen.
Wer hier einen Stützpunkt gebaut hatte, der wollte wirklich mit der restlichen Welt nichts zu tun haben.
Schon bald sahen wir die Mauern, die von einem
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