Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
Todes noch innerhalb der letzten sechs Monate. In ihren Haarwurzeln waren keinerlei Rückstände zu finden. Alkohol hatte sie auch nicht zu sich genommen in der Mordnacht. Sie war absolut clean.“
Paula nickte nachdenklich. Das deckte sich mit den Aussagen der Lehrer und der Familie. Kate nahm offenbar keine Drogen.
Max hob nun die letzte Seite seines Papierstapels hoch. „Und die Spurensicherung hat Fußspuren am Tatort gefunden. Vermutlich vom Täter, Schuhgröße 44. Anhand der Abdrucktiefe können wir wohl von einem Mann ausgehen, der mindestens 80 kg wiegt. Ansonsten leider keine Fingerabdrücke, keine DNA Spuren. Keine Spermaspuren. Kate wurde nicht berührt. Ein sexuelles Motiv scheidet damit aus.“, fasste Max die Ergebnisse zusammen.
„Hm. Okay. Was sagt uns der Laptop des Mädchens?“, Paula schaute zu Max hinüber.
„Gute Frage. Davon habe ich noch nichts gehört. Das kann unter Umständen aber auch einige Tage dauern. Ich frage gleich einmal nach“, erwiderte Max.
„Dann fahre ich jetzt zur Schule und unterhalte mich mit dem Psychologen. Vielleicht kann ich auch noch mit einigen Mitschülern sprechen. Ich drücke dir die Daumen, dass Frau Dreyer heute ansprechbar ist.“ Paula begann, ihre Sachen zusammenzupacken.
Max nickte. „Morgen haben wir auch das Täterprofil von Hankel. Vielleicht gibt uns das zusätzlichen Aufschluss über Tat und Motiv.“
„Die Schwangerschaft eröffnet ja nun viele zusätzliche mögliche Tatmotive“, erwiderte Paula, „Eifersucht, Neid, Vertuschung. Wie groß ist das Kind in der zwölften bzw. vierzehnten Schwangerschaftswoche?“ Paula schaute Max fragend an.
„Moment, das steht hier im Bericht. ‚Der 8,1 cm große Fötus erlitt lebensbedrohliche Schnittverletzungen‘,“ zitierte Max den Autopsiebericht.
Paula schluckte. Immer wieder Kinder. Sie wollte es einfach nicht mehr hören. Sie dachte an Anne. Verstohlen zog sie ihr Handy aus der Jackentasche und schaute, ob Anne ihr vielleicht eine Nachricht geschickt hatte. Zumindest, dass sie gut angekommen war. Nichts. Kein Lebenszeichen von Anne. Und Paula war sich sicher, dass dies auch in den nächsten zwei Wochen so bleiben würde, es sei denn, sie würde sich bei Anne melden.
„Anne ist gegangen“, sagte sie nun leise, ohne Max dabei anzusehen.
Max schaute sie sprachlos an. Paula sah an seinem Blick, dass er abschätzte, ob sie es ernst meinte. Als er erkannte, dass Paula keinen Spaß machte, fragte er „Warum? Wo ist sie hin?“
„Zu ihrer Schwester. Aber ich habe das Gefühl, als ob es vorbei ist. Ich fühle es, tief in mir. Es geht einfach nicht mehr“, erklärte Paula stockend. Als sie den Blick hob, sah sie Johanna in der Tür stehen. Ihre Blicke trafen sich. Paula fragte sich, wie lange sie dort schon stand und wie viel sie von der Unterhaltung mitbekommen hatte. Sie wurde rot, doch sie konnte den Blick nicht von Johanna wenden. Sie erkannte an Johannas Gesichtsausdruck, dass sie Paulas letzte Worte gehört und auch richtig interpretiert hatte. Auf einmal hatte sie das Gefühl, frei zu sein. Sie musste sich nicht schämen, weil Johannas Nähe sie irritierte. Sie fragte sich, ob es sich lohnen würde, zu schauen, wohin das führen könnte.
Max räusperte sich deutlich und wandte sich an Johanna. „Hast du noch weitere Informationen für uns? Wir freuen uns über alles, was uns weiterhelfen könnte.“
Johanna schüttelte den Kopf und sah nun Max an: „Kate Dreyer ist wirklich noch nie aktenkundig aufgefallen. Wir haben absolut nichts über sie. Ich bin gekommen, um euch von Freyberg zu sagen, dass ihr morgen Nachmittag einen Termin bei ihm habt. 15.00 Uhr ist Lagebesprechung, und er lässt euch ausrichten, dass er sich freut, wenn er mit ersten Ergebnissen rechnen kann.“ Sie deutete dabei ein Lächeln an. Dann schaute sie wieder zu Paula. „Wenn ich etwas für dich tun kann, Paula, sag es mir einfach. Ich habe gerade unfreiwillig die letzten Sätze mitbekommen. Es tut mir leid.“
Paulas Herz raste plötzlich. Sie konnte ihren Herzschlag im ganzen Körper spüren. Was war denn nur los mit ihr? Was machte diese Frau mit ihr?, fragte sie sich. Und gerade jetzt, in dieser Situation. Ich sollte alles versuchen, um Anne wiederzugewinnen und nicht hier sitzen und …ja, was dachte sie eigentlich, was wünschte sie sich? Ihr war klar, dass Johanna etwas in ihr auslöste, was bisher nur sehr wenige Frauen in ihr ausgelöst hatten. Sie traute sich kaum, den Gedanken zu Ende zu denken, aber es war zu
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