Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
nur noch schadete, war es sicherlich an der Zeit diese zu beenden.
„Okay“, war das einzige, was Paula mit belegter Stimme erwidern konnte.
Kapitel 17
Draußen dämmerte es bereits. Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Die zweite Nacht in Folge, in der er kein Auge zugetan hatte. Heute war Tag zwei, seitdem er zum Mörder geworden war. Mörder. In großen Buchstaben sah er das Wort vor seinem inneren Auge vorbeiziehen. Er konnte nicht anders, das Wort war das einzige, das ihm momentan in den Sinn kam, wenn er nachdachte. Immer wieder, permanent. Er hatte gemordet. Aber er hatte einfach keine andere Möglichkeit gehabt. Er musste es tun. Er schaute vom Bett aus durch das geöffnete Fenster hinaus in den Himmel und sah in der schwachen Morgendämmerung die Wolken am Himmel entlang rasen. Alles raste an ihm vorbei. Sobald er die Augen schloss, sah er wieder ihr Gesicht. Immer und immer wieder. Wie sie ihn ungläubig anstarrte. Sie lachte. Lachte sie ihn aus? „Das tust du doch sowieso nicht“, schrie sie hysterisch. Wie er mit sich selber innerlich kämpfte, wie seine Augen sich mit Tränen füllten und er schon gar nicht mehr klar sehen konnte. Wie er vor ihr stand, mit dem Messer in seiner Hand. Wie er mit sich rang. Aber er wusste, dass er zustechen musste. Er holte aus, sah ihre Augen. Das Lachen war aus ihrem Gesicht verschwunden. Sie wusste in diesem Moment, dass er es ernst meinte. Er würde es tun und dies waren die letzten Augenblicke in ihrem Leben. „Denk daran, wen du töten wirst!“, das hatte sie gesagt. Das waren ihre letzten Worte gewesen. Für immer. Und dann hatte er zugestochen. Erst zögerlich, er hatte sie nicht einmal richtig getroffen. Er sah, wie irritiert sie auf die blutende Wunde schaute. Er selbst war ganz erstaunt, wie wenig Blut aus ihr herausfloss. Und sie stand immer noch vor ihm und schaute ihn an. Erst jetzt verstand sie, warum er das tun musste. Sie sah es in seinem Blick. Er wollte es nicht tun, er musste es tun. Er musste seinen Fehler wieder gut machen. Und dann holte er aus und stach richtig zu. Und noch einmal. Immer wieder. Er wusste genau, wen er getötet hatte. Und es gab kein Zurück mehr. Schnell öffnete er wieder seine Augen, er wollte diese Bilder nicht mehr sehen. Er wollte das nie, nie wieder sehen müssen. Es war vorbei. Sie war tot. Er bemerkte, wie sich seine Augen erneut mit Tränen füllten. Er schluckte schwer. Er begann zu schwitzen. Er wäre am liebsten ebenfalls tot. Er fragte sich, ob er nun genauso handeln würde, wenn er die Uhr zwei Tage zurück drehen könnte. Wäre er dann nicht zum Mörder geworden, würde Kate noch leben? Seine Hand schmerzte wieder. Seine Mörderhand. Wie ein Phantomschmerz. Würde sie ihn nun immer daran erinnern, was er getan hatte? Er wandte seinen Blick erneut zum Himmel. Die aufkommende Helligkeit beruhigte ihn ein wenig. Er atmete tief ein und wieder aus. Ein und aus. Sein Körper entspannte sich gerade ein wenig, als ein schriller Ton die Stille durchbrach. Er zuckte zusammen, dann fischte er nach seinem Handy auf dem Fußboden. Als er das Handy zu fassen bekam, öffnete er die ungelesene Nachricht. Sofort versteifte sich sein ganzer Körper: „Wir müssen reden.“
Kapitel 18
Paula stand bewegungslos vor dem großen Spiegel in ihrer Diele. Sie betrachtete ihr Gesicht. Sie bemerkte, dass sie in ihrer Hand eine Tasse Kaffee hielt. Nachdenklich trank sie einen Schluck davon. Der Kaffee war inzwischen kalt geworden. Sie seufzte und wandte ihren Blick ab. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Sie würde zu spät zur Arbeit kommen, das war ihr jetzt schon klar. Ausgerechnet heute, kaum war sie zurück im Polizeidienst, fiel sie schon durch Unpünktlichkeit auf. Im Moment konnte sie sich das nicht leisten, bei dem Arbeitspensum schon gar nicht. Ihre Gedanken verloren sich erneut. Anne war gegangen. Sie hatte einfach zwei Taschen gepackt und hatte Paula verlassen, wenn auch nur auf Zeit. Warum fühlte es sich dann an, wie ein Abschied für immer?, fragte sich Paula. Sie hatte es in dem Moment gefühlt, als Anne mit ihren gepackten Taschen durch die Tür der gemeinsamen Wohnung getreten war. Der erste Schritt einer Trennung war vollzogen. Aber sie hatte Anne nicht aufgehalten, sie nicht beschworen, zu bleiben. Hatte Anne das erwartet? Hätte das alles geändert? Paulas Kopf war leer. Sie hatte Anne einfach nicht sagen können, dass alles wieder gut würde, dass sie sich ändern würde. Anne hatte sie angesehen, sie wortlos
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