Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
dem Lehrerzimmer erkannte sie Frau Lichter, Kates Mathematiklehrerin. Sie ging schnell auf die Lehrerin zu und erklärte, dass sie sich heute gerne noch einmal in der Klasse umhören würde, ebenso bei dem Schulpsychologen und eventuell auch bei den Lehrern.
Frau Lichter nickte entgegenkommend. „Ich schlage vor, dass wir die Pause nutzen, um uns im Lehrerzimmer noch einmal kurz auszutauschen. Ich rufe schnell bei Herrn Meindel an und frage, ob Sie anschließend bei ihm vorbeikommen können. Um elf kann ich sie mit in die Klasse nehmen, wenn Sie möchten. Ich unterrichte dann Mathematik. Aber ich hatte Ihnen ja gestern schon gesagt, dass wir in dieser Woche keinen geregelten Unterricht abhalten werden. Das würde also gut passen.“
„Das ist sehr nett. Vielen Dank. Ich möchte gerne kurz der ganzen Klasse einige Fragen stellen und anschließend mit einigen Schülern sprechen, die Sie als wirkliche Freunde von Kate bezeichnen würden. Können Sie mir dabei auch helfen?“
Frau Lichter nickte und öffnete nun die Tür zum Lehrerzimmer. Sie ließ Paula vorgehen und stellte die Kommissarin noch einmal dem Kollegium vor, da heute einige Lehrer vor Ort waren, die Paula am Tag zuvor noch nicht kennengelernt hatten. Paula bemerkte, dass Herr Baumann nicht anwesend war.
„Paula Franz von der Polizei ist heute noch einmal gekommen, um weitere Informationen über Kate Dreyer zu erhalten. Ich möchte euch alle bitten, ihr hilfreich zur Seite zu stehen. Jede noch so kleine Information kann dabei helfen, den Mord an Kate aufzuklären“, sie schaute dabei Paula an und nickte ihr auffordernd zu.
„Vielen Dank, Frau Lichter. Und vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Hilfsbereitschaft. Wie Frau Lichter schon sagte, kann jeder Hinweis über Kate helfen. Ehrlich gesagt, haben wir bisher kaum weiterführende Informationen. Sie war offenkundig eine gute Schülerin, beliebt, gutes Elternhaus und hatte ansonsten keine Probleme sowohl bei innerschulischen als auch außerschulischen Aktivitäten. Als einziger Punkt wurde in ihrer Akte ein Vermerk über eine mögliche Erpressung einer Mitschülerin aufgenommen. Dieser Eintrag wurde aber zurückgezogen - und taucht auch nicht mehr in der offiziellen Schulakte von Kate Dreyer auf. Aus mir bisher unerklärlichen Gründen. Falls darüber jemand Kenntnis besitzt, wäre das hilfreich. Ich möchte dazu auch gerne die entsprechende Schülerin befragen. Ebenso ist für uns wichtig zu wissen, ob Kate Dreyer einen festen Freund hatte, von dem die Eltern zum Beispiel nichts wussten.“ Paula schaute in die Gesichter der Lehrer. Niemand regte sich. Daher nickte sie nun freundlich einzelnen Lehrern zu - in der Hoffnung, damit einige Zungen zu lösen und nützliche Informationen zu erhalten. Doch keiner der Lehrer rührte sich. Daher ergriff Frau Lichter erneut das Wort. „Von einem festen Freund weiß ich leider auch nichts. In der Klasse selbst konnte ich davon nichts feststellen. Und auf dem Schulhof, in den Pausen oder am Ende des Unterrichts habe ich auch nicht gesehen, dass Kate einen bestimmten Jungen getroffen hat. Es tut mir leid. Ich würde zwei Mädchen als gute Freundinnen von Kate Dreyer bezeichnen. Nicht die allerbesten, da war Kate eher eine Einzelkämpferin, die auch mal gerne alleine unterwegs war. Sie wurde zum Beispiel zu allen Partys eingeladen, war immer überall dabei, aber sie war nicht der Typ, der mit jedem eng befreundet war. Verstehen Sie, was ich meine?“ Paula nickte. Das Bild von Kate Dreyer wurde immer klarer, sie war vermutlich recht egozentrisch und von sich überzeugt und schien keine Götter neben sich zu dulden.
„Hat sich Kate Dreyer denn in letzter Zeit verändert, ist sie stiller geworden oder haben sich ihre Noten verschlechtert?“, Paula suchte erneut Blickkontakt in der Lehrerrunde. Einige fühlten sich nun angesprochen und schüttelten den Kopf. Als letzten Versuch sprach Paula nun noch einmal die Eltern an. „Ist Ihnen vielleicht bei den Eltern etwas Ungewöhnliches aufgefallen? War das Verhältnis zwischen Tochter und Eltern vielleicht doch nicht so gut, wie es vordergründig erschien?“ Erneutes Kopfschütteln in der Lehrerrunde vermischt mit leisem unverständlichem Gemurmel. Mein Gott, wie findet denn mit diesen Menschen jemals vernünftiger Unterricht statt?, fragte sich Paula.
„Nun gut, so kommen wir nicht weiter. Ich möchte Sie bitten, falls irgendjemandem noch etwas einfällt, mag es für Sie noch so banal erscheinen, aktiv auf mich
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