Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
zuzukommen. Ich lege hier meine Karte mit meinen Kontaktdaten hin. Denken Sie daran, es kann helfen, den Mord an Ihrer Schülerin aufzuklären.“ Paula rang sich ein Lächeln ab und nickte Frau Lichter zu. Diese nickte zurück und kam dann auf Paula zu, während sich die anderen Lehrer aus der Gruppe lösten und sich wieder im Lehrerzimmer verteilten. Sie fühlten sich offensichtlich um ihre Pausenzeit betrogen.
„Wenn uns etwas einfällt, melden wir uns sofort bei Ihnen. Die beiden Mitschülerinnen, die ich auf jeden Fall an Ihrer Stelle einmal unter vier oder auch vielleicht gemeinsam unter sechs Augen befragen würde, wären Katrin Meister und Helen Berger. Beides sind sehr ruhige Mädchen, die Ihnen sicherlich bereitwillig Auskunft geben werden. Falls Kate Dreyer einen Freund hatte, werden die beiden das sicherlich wissen.“
Paula bedankte sich noch einmal bei Frau Lichter und verabschiedete sich bis auf weiteres bei der Lehrerin, um zum Schulpsychologen zu gehen. Paula hatte bei Psychologen immer das Gefühl, sie würden bei ihrem Anblick direkt in ihre Seele blicken können. Sie war zu durchschaubar. Gerade im Moment war ihr das besonders unangenehm. Das ganze machte die anstehende Befragung nicht gerade einfacher. Daher wappnete sie sich und versuchte sich voll und ganz auf das folgende Gespräch und auf Kate Dreyer zu konzentrieren.
Max blieb einige Sekunden ruhig im Auto vor dem Haus der Familie Dreyer sitzen. Er betrachtete dabei das Haus und die Umgebung. Es war sehr ruhig auf der Straße, Geräusche waren kaum auszumachen. Die Straße war eine Allee mit lauter schönen, großen und teuren Einfamilienhäusern. Jedes Haus hatte einen Vorgarten und ausreichend Abstand zum Nachbarn. Eigentlich zu schön um real zu sein. Machte es Sinn die Nachbarn zu befragen? Max schaute durch die Windschutzscheibe die Straße entlang. Kate hatte noch keinen Führerschein. Sie musste Sonntagabend also mit Bus oder Bahn unterwegs gewesen sein. Hatte sie dort vielleicht ihren Mörder getroffen? Kannte sie ihn zuvor eventuell gar nicht persönlich? Max schüttelte den Kopf. Nein, das konnte nicht sein. Dann wäre sie vergewaltigt oder ausgeraubt worden. Und der gezielte Stich in den Unterleib ließ eigentlich auch nicht viel Interpretationsspielraum übrig. Der Mörder von Kate wusste ziemlich genau, dass Kate schwanger war. Diese Nachricht musste er nun auch den Eltern überbringen.
Max stieg aus seinem Auto aus, überquerte die Straße und klingelte an der Haustür der Dreyers. Nach dem zweiten Klingeln hörte er Schritte im Hausinneren und die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet. Er konnte Frau Dreyer dahinter entdecken, die ihn anschaute.
„Frau Dreyer, Max Dörner von der Kriminalpolizei. Ich war gestern schon einmal bei Ihnen mit meiner Kollegin. Ihr Mann war so freundlich und hat uns erste Informationen gegeben. Wir haben nun neue Erkenntnisse, die ich gerne mit Ihnen und Ihrem Mann besprechen würde. Darf ich einen Moment hineinkommen?“ Max sah die Frau fragend an, war sich aber nicht sicher, ob diese ihn überhaupt verstanden hatte. Sie schaute ihn ausdruckslos an und reagierte nicht auf seine Worte.
„Es ist wirklich wichtig, Frau Dreyer. Wir möchten den Mörder Ihrer Tochter so schnell wie möglich finden, das können wir nur mit Ihrer Hilfe. Ist Ihr Mann vielleicht auch da?“ Max versuchte Frau Dreyer dabei aufmunternd anzulächeln.
Dieses Mal schüttelte die Frau leicht ihren Kopf, was Max als Verneinung interpretierte.
„Darf ich dann einen Augenblick hineinkommen und mich mit Ihnen unterhalten?“ Dieses Mal machte Max direkt einen Schritt auf die Tür zu, um Frau Dreyer keine Wahl zu lassen. Daraufhin öffnete Frau Dreyer die Tür und ging ohne auf ihn zu achten zurück ins Haus. Max folgte ihr etwas unsicher mit einigem Abstand. Hatte sie ihn überhaupt verstanden? Wusste sie, dass er ihr folgte? Er hatte nicht unbedingt das Gefühl.
Frau Dreyer steuerte die Küche an und setzte sich auf einen Stuhl am Esstisch. Sie sagte kein Wort und nahm von Max keine Notiz. Daher setzte sich Max zu ihr an den Tisch und eröffnete das Gespräch. „Frau Dreyer, ich möchte noch einmal sagen, wie leid es mir tut, dass sie Ihre Tochter verloren haben.“
Nun sah Frau Dreyer auf. Es war das erste Mal, dass er ihren Blick und ihre Augen sehen konnte. Er bemerkte sofort, dass Frau Dreyer unter starkem Medikamenteneinfluss stand. Sicherlich hatte der Arzt ihr erneut ein Beruhigungsmittel verschrieben. Trotzdem setzte
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