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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Bindungen«, sagte ich, »würde Erna Murphy zu einer perfekten Bekanntschaft für unseren Jungen machen. Jemand, mit dem er reden konnte, ohne befürchten zu müssen, dass er seine Geheimnisse einem anderen Bekannten anvertraut. Jemand, den er dominieren und dessen Identität er sich ausborgen konnte.«
    »Das Fehlen von sozialen Bindungen«, sagte Petra, »hat sie zu einem leichten Opfer gemacht.« Sie wischte eine nicht vorhandene Fluse vom Revers ihres schwarzen Hosenanzugs. An Milo gewandt: »Was jetzt?«
    »Vielleicht noch ein Besuch bei Kevins Eltern?«, erwiderte Milo. »Ein bisschen am Familienbaum schütteln und sehen, was herunterfällt?«
    »Nicht sofort«, sagte sie. »Dad ist unverhohlen feindselig; es ist völlig klar, dass er nichts mit uns zu tun haben will. Möglicherweise könnten wir Mrs. D. weich klopfen, aber er bestimmt, was läuft. Und dass er Rechtsanwalt ist, macht die Sache riskanter als normalerweise. Bei der kleinsten falschen Bewegung macht er juristischen Lärm, und die Beweiskette geht den Bach runter. Wenn wir genug Leute hätten, würde ich ihr Haus überwachen lassen. Was ich mir als Alternative für die reale Welt überlegt habe, läuft auf ein wenig mehr Arbeit auf der Straße hinaus. Nach jemandem suchen, der sich an Erna oder Kevin erinnert.« Sie warf einen Blick auf Stahl. »Es würde nichts schaden, wenn wir wüssten, was aus den Eltern geworden ist.«
    Er sagte: »Donald und Colette. Ich werde mich darum kümmern.«
    »Eine Gitarrensaite«, murmelte Milo. »Bis jetzt spielen wir in der falschen Tonart.«
    »Bis jetzt«, sagte Petra, »wissen wir nicht mal, wie das Lied heißt.«

32
    Allison kam anderthalb Stunden später mit dem Taxi an, und sie sah trotz frisch aufgetragenem Make-up erschöpft aus. Ich hatte zwei Steaks auf dem Grill liegen, Spaghetti mit Olivenöl und Knoblauch in der Sauteuse und machte gerade einen Kopfsalat an.
    »Ich hatte Unrecht«, sagte sie. »Essen scheint eine großartige Idee zu sein.«
    »Gab’s keine Erdnüsse im Flugzeug?«
    »Wir hatten Glück, dass wir landen konnten. Ein Typ hat sich betrunken und machte Krawall. Einen Moment sah es so aus, als würde es unangenehm werden. Ein paar von uns haben ihn überwältigt, und schließlich ist er eingeschlafen.«
    »Ein paar von uns?«, sagte ich.
    »Ich hab einen Knöchel zu fassen bekommen.«
    »Sheena, Königin des Dschungels.«
    Sie spannte einen Bizeps an. »Ich war Furcht erregend.«
    »Tapferes Mädchen«, sagte ich und nahm sie in den Arm.
    »Wenn es passiert, denkt man nicht mal nach«, erklärte sie. »Man handelt einfach … Ich muss mich hinsetzen. Steht Wein auf dem Programm?«
    Wir ließen uns viel Zeit zum Essen und Plaudern und glitten allmählich in die Unschärfe eines leichten Rauschs. Später lagen wir ausgezogen im Bett, hielten uns nur im Arm und schliefen irgendwann ein. Ich wachte um vier Uhr morgens auf, fand Allisons Seite des Betts leer vor und ging sie suchen.
    Sie war in der Küche, saß im Halbdunkel da, trug eins meiner T-Shirts und trank eine Tasse koffeinfreien Pulverkaffee. Die Haare achtlos hochgebunden, das Gesicht abgeschminkt, die nackten Beine glatt und weiß vor dem dunklen Eichenboden.
    »Mein Biorhythmus muss durcheinander sein«, sagte sie.
    »Wegen Colorado?«
    Sie zuckte mit den Achseln. Ich setzte mich.
    »Ich hoffe, du hast nichts dagegen«, sagte sie, »aber ich bin ein bisschen rumgelaufen, um müde zu werden. Was hat es mit all diesen Gitarrenkoffern im Gästeschlafzimmer auf sich?«
    Ich erzählte es ihr.
    »Arme Robin«, sagte sie. »Was für ein Schock. Nett von dir.«
    »Es schien das einzig Richtige zu sein«, erwiderte ich.
    Ein Haufen schwarzer Haare löste sich, und sie schob ihn sich hinters Ohr. Ihre Augen waren blutunterlaufen. Ohne Make-up sah sie ein wenig blass, aber jünger aus.
    Ich beugte mich vor und küsste sie auf die Lippen. Säuerlicher Atem, bei uns beiden.
    »Also ist sie jetzt in San Francisco?«
    »Ja.«
    »Ihr zu helfen war das einzig Richtige«, sagte sie. »Und jetzt tu was für mich.«
    Sie stand auf, und zog das T-Shirt von ihrem schmalen weißen Oberkörper.
    Ich war um sieben auf, geweckt von ihrem leisen Schnarchen. Ich sah zu, wie ihre Brust sich hob und senkte, und musterte ihr zwischen zwei Kissen gedrücktes blasses, schönes Gesicht. Ihr Mund stand weit offen, ein Ausdruck, der unter anderen Umständen komisch hätte sein können. Langfingrige Hände umklammerten die Bettdecke.
    Ein fester Griff. Heftige

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