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Blutnacht

Blutnacht

Titel: Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Minirock gesteckt – die Art, wie sie Mädchen von Konfessionsschulen tragen müssen. Das gesamte Ensemble, dessen Krönung weiße, in hohe, zugeschnürte Springerstiefel gestopfte Kniestrümpfe bildeten, sagte: Versuch erst gar nicht, dir einen Reim darauf zu machen.
    »Die Gitarrenlady ist hinten«, sagte ich.
    »Wo ist hinten? Ich spaziere hier nicht herum, ohne das zu wissen. Diese Gegend macht mich krank.«
    »Warum?«
    »Da könnten Kojoten sein und solche Scheiße.«
    »Kojoten kommen erst nachts raus.«
    »Ich auch – komm schon, Mann, mir tun die Augen weh, zeig’s mir.«
    Ich ging mit ihr die Treppe zur Terrasse hinunter, um die Seite des Hauses herum und durch den Garten. Sie hatte nicht viel Kondition und atmete schwer, als wir den Teich erreichten. Als wir uns dem Wasser näherten, überholte sie mich und rannte vor. Blieb dann stehen und starrte die Koi an.
    »Große Fische«, sagte sie. »Für die große Sushi-Orgie – jeder isst, so viel er kann?«
    »Wäre ein teures Essen«, erwiderte ich.
    Ein Grinsen rückte ihren schiefen Mund gerade. »Hey, Mr. Yuppie, kein Grund zum Xanax zu greifen. Ich werde Ihnen Ihre kleinen Babys nicht stehlen. Ich bin Vegetarierin.« Sie beäugte den Garten und leckte sich die Lippen. »All dies leckere Yuppie-Grünzeug – wo ist sie also?«
    Ich zeigte auf ihr Atelier.
    Sie sagte: »Okay, Dollarboy, Sie haben Ihre gute Tat für heute hinter sich, kehren Sie zu Ihrem Börsenteil zurück«, und wandte mir den Rücken zu.
    Als Robin einige Stunden später allein ins Haus kam, sagte ich: »Du hast wirklich charmante Kundschaft.«
    »Ach, die«, erwiderte sie. »Das ist China Maranga. Sie schreit in einer Band.«
    »In welcher?«
    »China Whiteboy.«
    »Squirt und Brancusi«, sagte ich, als ich mich an zwei magere Jungs mit billigen Elektrogitarren erinnerte.
    »Das sind die, die mich an sie verpfiffen haben. Wir werden uns mal unterhalten müssen.«
    Sie streckte sich und ging ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Ich goss mir einen Chivas ein und brachte ihr ein Glas Wein.
    »Danke, das kann ich brauchen.«
    Wir setzten uns aufs Bett und nippten an unseren Gläsern. »Schreit die junge Dame gut?«, fragte ich.
    »Sie hat eine große Bandbreite. Von Nägeln auf einer Schiefertafel bis zu noch härteren Nägeln auf einer Schiefertafel. Sie spielt nicht, schwingt ihre Gitarre nur durch die Luft, als wollte sie jemanden damit schlagen. In der vergangenen Nacht hat sie einen Mikrofonständer angegriffen, woraufhin der Hals abbrach. Ich hab ihr gesagt, die Reparatur lohne sich nicht, aber sie hat angefangen zu weinen.«
    »Buchstäblich?«
    »Richtige Tränen – sie hat mit den Füßen aufgestampft wie ein verzogenes kleines Kind. Ich hätte sie zu dir schicken sollen.«
    »Das übersteigt meine Fähigkeiten.«
    Sie stellte ihr Glas ab und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. »Ich berechne ihr mein höchstes Honorar, um einen dieser Fender-Hälse anzuschrauben, auf die ich Mengenrabatt bekomme, und lasse mir Zeit damit. Nächste Woche wird sie etwas zum Zerschlagen haben, was sogar noch hässlicher ist, und ich hoffe sehr, dass sie Bargeld dabeihat. Und jetzt genug von diesem Geschwätz, damit wir zur Sache kommen können.« »Welche Sache ist das?«
    »Etwas, was deine Fähigkeiten bestimmt nicht übersteigt.«
    Als China eine Woche später vorbeikam, um die Gitarre abzuholen, war ich im Atelier und trank mit Robin Kaffee.
    Dieses Mal trug sie eine speckige Motorradjacke über einem langen Spitzenkleid, das einmal weiß gewesen und jetzt suppenknochenbeige war. Rosafarbene Satinpumps. Eine schwarze Baskenmütze bedeckte die schwarzen Stacheln.
    Robin holte die mit dem Fender-Hals gekreuzte Vox. »Da wären wir.«
    China hielt das Instrument auf Armeslänge von sich. »Wie hässlich – wollen Sie dafür noch Geld von mir?«
    »Das ist so üblich.«
    China starrte sie an, richtete ihren funkelnden Blick auf mich und dann wieder auf Robin. Griff in eine Tasche der Lederjacke, zog ein Knäuel Geldscheine heraus und ließ es auf die Werkbank fallen.
    Robin zählte das Geld. »Das sind vierzig Dollar zu viel.«
    China marschierte zur Tür, blieb stehen und zeigte uns den Stinkefinger. »Kaufen Sie sich einen Scheißfisch.«
    Der Mord an ihr hatte Robin ein Kopfschütteln und ein »Wie traurig« entlockt.
    China unterschied sich von Baby Boy und Julie Kipper dadurch, dass sie nicht wirklich begabt war. Aber es verhielt sich dennoch so, dass ein im Aufstieg begriffener Stern

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