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Blutnebel

Blutnebel

Titel: Blutnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
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wir ja, ob wir hier willkommen sind.« Allerdings war »willkommen« bei Rose ein relativer Begriff.
    »Netter Versuch.« Ramsey ging vor ihm auf das Haus zu. An der Veranda holte er sie ein. »Ich brauche keinen Beschützer.«
    »Du kennst Rose noch nicht«, knurrte er. Doch statt mit ihr zu streiten, schob er sich vor sie, damit er als Erster an der Tür stand, und hoffte dabei inständig, dass Rose in der Zwischenzeit nicht den Schrot gegen Kugeln ausgetauscht hatte.
    Doch selbst fünfminütiges Klopfen erbrachte keine Reaktion. »Seltsam.« Er musterte Ramsey, die versuchte, durch die mit Vorhängen verdeckten Fenster zu spähen. »Ich hab in der Stadt nichts davon gehört, dass sie krank sein soll. Aber sie kann auch zu ihren Verwandten zu Besuch gefahren sein.« Doch das erschien ihm sehr unwahrscheinlich, da sie ihren Verwandten kaum näherstand als ihren Nachbarn.
    »Selbst wenn sie schläft, müsste unser Klopfen sie doch mittlerweile geweckt haben.«
    »Nicht, wenn sie etwas nimmt, um schlafen zu können.« Wer wusste das schon – womöglich nahm die Frau irgendein selbst fabriziertes Naturheilmittel gegen altersbedingte Beschwerden ein. »Wahrscheinlich kommen wir besser mal tagsüber vorbei, nachdem du sie jetzt schon zweimal abends verpasst hast.«
    »Wahrscheinlich.« Die Enttäuschung war Ramsey anzuhören, als sie die Stufen wieder hinunterstiegen. »Ich bin aber die nächsten zwei Tage weg, also wird es eine Weile dauern, bis ich dazu komme.«
    Es lag ihm auf der Zunge, sie danach zu fragen, obwohl er annahm, dass ihre Abwesenheit etwas mit den Ermittlungen zu tun hatte und sie ihm ohnehin nicht viel verraten würde. Doch als sie um das Häuschen herumgingen, um wieder zur Straße zu gelangen, war sein Kopf angesichts der auf sie angelegten Schrotflinte plötzlich wie leer gefegt.
    »Guter Gott!« Dev schob Ramsey beiseite und stellte sich zwischen sie und die Frau mit dem Gewehr. »Ms Thornton. Ich bin Devlin Stryker. Schön, Sie zu sehen.«
    Erstaunlicherweise sah Rose noch fast genauso aus wie bei ihrer letzten Begegnung, obwohl diese fünf oder sechs Jahre zurückliegen musste. Er kannte sogar ihren zerfledderten, breitkrempigen Strohhut, unter dem stachelige graue Haarbüschel hervorragten. Das unförmige Männersakko, das karierte Hemd, die Hosenträger und die Jeans kamen ihm ebenfalls bekannt vor.
    Aber die verteufelte Schrotflinte hatte sich ihm doch am stärksten eingeprägt.
    »Stryker.« Ihre Stimme war noch das gleiche raue Krächzen wie früher. »Du hast es dir noch immer nicht abgewöhnt, an Orten herumzuschleichen, wo du nicht erwünscht bist.«
    »Offen gestanden wollten wir Sie sprechen.« Er trat nur so weit beiseite, dass sie Ramsey sehen konnte, aber – wie er hoffte – nicht weit genug, um Ramsey zu einem leichten Ziel zu machen. »Das ist Ramsey Clark. Sie möchte gern mit Ihnen über Ihre Arbeit als Heilerin reden.«
    Die Frau senkte die Waffe ein wenig und beäugte sie beide argwöhnisch. »Sie kommt mir nicht krank vor.«
    »Ich bin auch nicht krank.«
    Zu spät bemerkte Dev, dass Ramsey hinter ihm hervorgetreten war und nun der Alten gegenüberstand. »Ich arbeite mit dem TBI zusammen an einem Mordfall und habe gehört, dass Sie sich sehr gut mit Heilpflanzen und Kräutern auskennen.«
    »Gibt wenig, was ich nicht darüber weiß«, stimmte die Frau zu und senkte die Waffe endlich so weit, dass Dev aufatmete. »Aber ich halte nichts davon, wenn Leute ohne meine Erlaubnis auf meinem Grundstück herumtrampeln.« Ihr finsterer Blick, der sie beide erfasste, war voller Zorn. »Vor allem die Polizei.«
    »Wir wollten Sie nur sprechen«, wiederholte Ramsey. »Ich habe bloß ein paar Fragen, dann sind wir auch schon wieder weg.«
    Scheinbar besänftigt, stellte die Alte die Schrotflinte auf den Boden und musterte die beiden. Die in dem schwindenden Licht vom Haus geworfenen Schatten tauchten ihr Gesicht ins Dunkel.
    »Ich interessiere mich vor allem dafür, warum eine bestimmte Wurzel eingenommen wird«, fuhr Ramsey fort.
    »Es gibt massenhaft Gründe, warum die Leute so was einnehmen. Zum Beispiel, wenn sie irgendwelche Leiden haben.« Roses Worte kamen grollend. »Oder einer Krankheit vorbeugen wollen. Und noch jede Menge andere Gründe, die nichts mit Gesundheit zu tun haben.«
    »Was wären das für Gründe?«
    »Manche machen einfach alles, um high im Kopf zu werden.« Sie zeigte plötzlich mit dem Gewehrlauf auf Dev, was ihn einen Moment lang aus der Ruhe brachte. »Der

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