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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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der Explosion verbrannt. Nicht einmal das Maultier war eine Hilfe. Es war am Tag zuvor in Vaca gestohlen worden. Die Wächter, die Hunderte von Lastwagen und Fuhrwerken kontrolliert hatten, konnten keine weiteren hilfreichen Informationen über die Passierscheine oder die Ladung Erdbeeren, die sie auf die Insel gelassen hatten, liefern.
    Zwei Tage später, als der Zug durch Illinois donnerte, besorgte Bell für Louis Loh eine Zeitung aus Chicago. Der Tong-Gangster lag auf einem Klappbett im dunklen, fensterlosen Gepäckwagen, mit Handgelenk und Fußknöchel an den Stahlrahmen gefesselt. Der PS-Agent, der ihn bewachte, saß vor sich hindösend auf einem Stuhl daneben. »Gönnen Sie sich einen Kaffee«, sagte Bell zu ihm und zeigte Loh die Zeitung, als sie allein waren: »Frisch aus der Druckerei. Nachrichten aus Tokio.«
    »Was interessiert mich Tokio?«
    »Der Kaiser von Japan hat die Große Weiße Flotte zu einem offiziellen Besuch eingeladen, wenn sie den Pazifik überquert hat.«
    Der gleichgültige Ausdruck, den Louis Lohs Gesicht gewöhnlich zeigte, wurde für einen kurzen Moment brüchig. Bell nahm ein winziges Absacken seiner Schultern wahr, das seine enttäuschte Hoffnung darüber widerspiegelte, dass sein fehlgeschlagenes Attentat trotzdem zu keinem Bruch zwischen Japan und den Vereinigten Staaten geführt hatte.
    Bell war verwirrt. Weshalb war Louis das so wichtig? Er war geschnappt worden. Auf ihn wartete das Gefängnis, wenn nicht gar der Henker, und er hatte das Geld verloren, mit dem er für einen Erfolg belohnt worden wäre. Weshalb nahm er an der Entwicklung immer noch Anteil? War es denn tatsächlich so, dass er seine Tat aus anderen Gründen als aus Habgier begangen hatte.
    »Wir können wohl davon ausgehen, Louis, dass Seine Kaiserliche Majestät die Flotte sicher nicht eingeladen hätte, wenn Sie es geschafft hätten, den Mare Island Naval Shipyard in seinem Namen in Schutt und Asche zu legen.«
    »Was interessiert mich der Kaiser von Japan?«
    »Das ist meine Frage. Warum sollte ein chinesischer Tong- Gangster versuchen, amerikanisch-japanische Ressentiments zu wecken?«
    »Fahren Sie zur Hölle.«
    »Und für wen? Für wen haben Sie es getan, Louis?«
    Louis Loh lächelte spöttisch. »Sparen Sie sich Ihren Atem. Foltern Sie mich doch. Nichts wird mich zum Reden bringen.«
    »Wir werden schon noch einen Weg finden«, versprach Bell abermals. »In New York.«
    Unterstützt von Angehörigen der Eisenbahnpolizei transferierten schwer bewaffnete Van-Dorn-Agenten Louis Loh vom Overland Limited quer durch die LaSalle Station in den 20th Century Limited. Niemand versuchte, Louis Loh zu befreien oder zu töten, womit Bell fast schon gerechnet hatte. Er entschied, ihn in der Obhut der Protection Services zu belassen, bis der 20th Century in New York eintraf. Und Bell hielt sich im Grand Central Terminal von Louis fern, während ein anderer Trupp Van-Dorn-Agenten Louis in einen Lastwagen verfrachtete und zum Brooklyn Navy Yard hinausfuhr. Lowell Falconer hielt sich schon bereit, um dafür zu sorgen, dass Louis Loh seine erste Nacht in einer Brigg der Navy verbringen konnte.
    Bell erwartete den Captain auf seiner Turbinenjacht. Die Dyname lag an einem Pier der Marinewerft zwischen der Hull-44-Helling und einer großen Schute aus Holz, die von einem seetüchtigen Schlepper versorgt wurde. Auf der Schute errichteten Techniker einen Gittermast. Er war eine maßstabsgetreue Version des Eins-zu-zwölf-Modells, das Bell in Farley Kents Zeichensaal gesehen hatte.
    Hoch über ihm füllte Hull 44 den blauen Himmel aus. Die Rumpfpanzerung wanderte an dem Stahlgerüst Stück für Stück nach oben, und das Gebilde nahm mehr und mehr die Gestalt eines Schiffes an. Wenn es auch nur zur Hälfte das Schlachtschiff werden würde, das Falconer sich vorstellte und das Alasdair MacDonald und Arthur Langner mit ihren Ideen und ihrer Arbeit schnell und tödlich hatten werden lassen, dachte Bell, dann wäre dieser Anblick seines Hecks etwas, das seine Feinde niemals sehen würden, bis ihre eigenen Schiffe steuerlos dahintrieben und in Flammen standen.
    Falconer kam an Bord, nachdem er den Gefangenen untergebracht hatte. Er berichtete, dass Louis' letzte Worte, ehe die Tür seines neuen Gefängnisses zufiel, gelautet hätten: »Bestellen Sie Isaac Bell, dass ich nichts sagen werde.«
    »Er wird reden.«
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen«, warnte Falconer. »Als ich im Fernen Osten gedient habe, sezierten Japse und

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