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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Massachusetts; Bath Iron Works in Maine und Brooklyn - davon überzeugen, dass wir es mit einer tödlichen Bedrohung zu tun haben. Dann werde ich wiederholen, was ich ihm schon die ganze Zeit immer wieder aufs Neue erkläre. Dies ist nämlich, in allererster Linie, ein Mordfall. Um Eyes O'Shay zur Strecke zu bringen, ist altmodische Detektivarbeit gefragt. Und wir fangen mit Billy Collins an.«
    Isaac Bell verließ das Knickerbocker Hotel durch den Kücheneingang. Er tauchte die Finger in ein Fass mit altem Rinderfett, das darauf wartete, abgeholt und in die Tierverwertungsanstalt gebracht zu werden, und schmierte es sich ins Haar. In der Gasse warteten Scharen von arbeitslosen und bedürftigen Männern auf die Verteilung der noch genießbaren Essensreste. Einen der Männer, die schon daran verzweifelten, keinen Nickel aufbringen zu können, um in dieser kalten Nacht, für die starker Regen angekündigt war, unter einem festen Dach zu schlafen, verblüffte er, indem er ihm fünf Dollar für seinen alten, abgegriffenen Schlapphut anbot. Gegen Zahlung des gleichen Betrags trennte sich ein anderer Mann, fast so groß wie der Detektiv, bereitwillig von seinem zerlumpten Mantel.
    Unbemerkt fischte Bell einen rostigen Revolver aus seiner Hosentasche und verstaute ihn im Mantel. Er zog den Hut tief über die Augen, stopfte sein hellblondes Haar darunter und knöpfte den Mantel bis zum Hals zu. Dann vergrub er die Hände in den Taschen, senkte den Kopf und trat aus der Gasse hinaus auf den Broadway. Ein Polizist forderte ihn barsch auf weiterzugehen.
    Zum fünften Mal in fünf Tagen wanderte er durch Hell's Kitchen.
    Allmählich lernte er den Rhythmus kennen, wo und wann in den Slumblocks Betrieb herrschte, Pferdefuhrwerke und Automobile die Straßen füllten, die Gehsteige bevölkert waren, wann Männer in die Saloons strömten, Frauen in die Kirchen gingen und Kinder herumstrolchten und die Rufe ihrer Mütter aus den Fenstern der Mietskasernen ignorierten. Er war schon vorher von der Ninth Avenue bis zum Fluss und von der Pennsylvania Railroad Station in der 33rd Street zum Güterbahnhof in der 60th Street gelaufen. Aber er hatte den Rauschgiftsüchtigen, Billy Collins, der ihn vielleicht zu Eyes O'Shay fuhren konnte, noch nicht gefunden.
    Daher nahm sich Isaac Bell an diesem Tag eine andere Gegend vor.
    Als Teil seiner Verkleidung humpelte er, zog den linken Fuß leicht nach und scheuerte sich den Glanz von den Schuhen, während er Bordsteine und Straßenbahnschienen überquerte. Ein Kohlenwagen, der rückwärts vor einem Kellerschacht stand, versperrte den Bürgersteig. Bell fuhr mit den Fingern an seiner schwarz verstaubten Seitenwand entlang und wischte dann über seinen Schnurrbart. Dieses Manöver wiederholte er, als er an einer Aschentonne, die immer noch warm war, vorbeiging und sich mit den Fingern anschließend über die Haarsträhnen fuhr, die unter dem Schlapphut hervorquollen. Er überprüfte sein Spiegelbild in einem Fenster. Seine Augen leuchteten in seinem verhärmten Gesicht zu hell. Er senkte den Blick, hob einen Klumpen Stroh aus der Gosse auf und rieb damit über seine Ärmel, damit es so aussah, als hätte er im Mantel geschlafen. Einem schmutzigen Mann schauen sie niemals ins Gesicht, hatte Scully den Van-Dorn-Lehrlingen stets als Erstes beigebracht.
    Er kontrollierte seine Erscheinung immer wieder in den Fenstern, die, je näher er dem Fluss kam, kleiner und schmuddeliger wurden. Dann kniete er sich neben ein leeres Fass, das vor einem Saloon in einer Pfütze stand, tat so, als würde er sich den Schuh zubinden, und setzte seinen Weg fort, jetzt mit einer Hose, die nach schalem Bier stank. Je weiter er in den Slum vordrang, desto langsamer ging er und desto tiefer ließ er den Kopf hängen - ein müder Mann ohne festes Ziel, der in der Menge unterging.
    Ein junger Schlägertyp in einem eng geschnittenen Anzug und mit einem roten Derbyhut auf dem Kopf trat ihm in den Weg. »Was hast du für mich, Opa? Komm schon! Lass es rüberwachsen.«
    Isaac Bell widerstand dem Drang, ihn niederzuschlagen, zog einen Nickel aus der Tasche und gab ihn weiter.
    Der Schläger drängte sich an ihm vorbei.
    »Warte!«, rief Bell.
    »Was ist?« Der Schläger fuhr herum. »Was willst du?«
    »Kennst du einen Burschen, der Billy Collins heißt?«
    Der Schläger zeigte eine völlig neutrale Miene. »Wer?« Er war noch ein Halbwüchsiger, erkannte Bell, keine zwanzig. sicher war er noch ein Kleinkind gewesen, als Tommy

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