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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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wäre sogar noch größer als Bell gewesen, wie der Detektiv feststellte, wenn nicht das Alter seinen Rücken gebeugt hätte. Er hatte große Hände und lange Arme, die in seiner Jugend kraftvoll gewesen sein mussten, dazu volles weißes Haar, blasse, feuchte Augen, eine auffallend große Nase, wie man sie oft bei alten Männern sehen kann, und einen markanten Mund mit faltigen Kinnlappen.
    Bell streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin Isaac Bell, Detektiv bei Van Dorn.«
    »Was Sie nicht sagen«, meinte Eddison grinsend, und Bell erkannte, dass die langsamen, vom Alter geprägten Bewegungen einen wachen Geist kaschierten. »Also gut, ich sage sofort, dass ich es nicht getan habe, was immer es ist. Obwohl - in jüngeren Jahren hätte ich es durchaus gewesen sein können. Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Sonny?«
    »Ich habe mit Lance Corporal Black und Soldat Little von der Wachmannschaft der Marines gesprochen und ...«
    »Wissen Sie, was wir früher über die Marines in der Navy gesagt haben?«, unterbrach Eddison.
    »Nein, Sir.«
    »Ein Seemann muss sich mindestens viermal den Kopf an einem niedrigen Balken gestoßen haben, um zu beweisen, dass er sich für die Marines eignet.«
    Bell lachte. »Die beiden haben mir erzählt, Sie hätten berichtet, einen Eindringling auf dem Werftgelände überrascht zu haben.«
    »Aye. Aber er konnte flüchten. Man hat mir nicht geglaubt.«
    »Ein Chinese?«
    »Nein, kein Chinese.«
    »Nein? Dann möchte ich wissen, wie Black und Little draufkamen, dass der Eindringling ein Chinese war.«
    »Ich habe Sie vor den Marines gewarnt«, meinte Eddison kichernd. »Doch Sie haben nur gelacht.«
    »Wie sah dieser Eindringling denn aus?«
    »Wie ein Japs.«
    »Ein Japaner?«
    »Ich hab's dem Sergeant dieser Heinis schon erklärt. Es scheint so, als hätte der Sergeant den Kopf voller Chinesen. Aber wie ich schon meinte, ich denke nicht, dass der Sergeant mir geglaubt hat, dass ich überhaupt jemanden gesehen habe - egal ob Chinese oder Japs. Er hat mir nicht geglaubt, basta. Dachte wohl, ich sei ein dummer alter Mann und sähe Gespenster. Der Sergeant fragte mich, ob ich getrunken hätte. Verdammt, ich habe seit vierzig Jahren keinen Tropfen mehr angerührt.«
    Bell formulierte seine nächste Frage sehr sorgfältig. Er hatte bisher nur wenige Amerikaner kennengelernt, die einen Japaner von einem Chinesen unterscheiden konnten. »Haben Sie ihn genau sehen können?« »Aye.«
    »Ich hatte angenommen, es sei dunkel gewesen.«
    »Der Mond schien ihm mitten ins Gesicht.«
    »Wie nahe waren Sie bei ihm?«
    Eddison hielt seine Hand hoch. »Nur ein kleines Stück näher, und ich hätte ihn an der Gurgel packen können.«
    »Was kam Ihnen denn japanisch an ihm vor?«
    »Seine Augen, sein Mund, seine Nase, seine Lippen, sein Haar«, antwortete der alte Mann schnell.
    Abermals ließ sich Bell seine Skepsis nicht anmerken. »Viele Leute finden es fast unmöglich, die beiden Rassen voneinander zu unterscheiden.«
    »Viele Leute waren auch noch nie in Japan.«
    »Und Sie waren dort?«
    Auf seinem Stuhl nahm Eddison eine stramme Haltung an. »Ich bin zusammen mit Commodore Matthew Perry in den Hafen von Uraga eingelaufen, als er seinerzeit die Handelsbeziehungen mit Japan aufnahm.«
    »Das war vor sechzig Jahren!« Wenn das kein grob gesponnenes Seemannsgarn war, dann musste Eddison noch viel älter sein, als er aussah.
    »Siebenundfünfzig Jahre ist es her. Ich war der leitende Vortoppmann auf Perrys Dampffregatte Susquehanna. Und ich pullte ein Ruder in der Barkasse des Commodore. Habe den alten Herrn nach Yokosuka gerudert. Nach dieser Reise kamen uns die Japse aus den Ohren.«
    Bell lächelte. »Das klingt, als seien Sie tatsächlich qualifiziert, Japaner und Chinesen auseinanderzuhalten.«
    »Habe ich doch gesagt.«
    »Können Sie mir beschreiben, wo Sie den Eindringling geschnappt haben?« »Fast geschnappt.«
    »Erinnern Sie sich noch, wie weit es von der Naval Gun Factory entfernt war?«
    Eddison zuckte die Achseln. »Eintausend Meter.«
    »Eine halbe Meile«, sagte Bell nachdenklich.
    »Eine halbe See-Meile«, korrigierte Eddison.
    »Sogar noch weiter.«
    »Sonny, ich wette, Sie überlegen, ob der Japaner irgendetwas mit der Explosion in Mr Langners Konstruktionsbüro zu tun hatte.«
    »Meinen Sie, das wäre möglich?«
    »Woher soll ich das wissen? Wie ich sagte, der Japaner, den ich gesehen habe, war gut eintausend Meter von der Gun Factory entfernt.«
    »Wie groß ist das Werftgelände?«,

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