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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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vor und passierte dabei die verschlossenen Enden der Gashauptleitungen und eisernen Hauptwasserrohre, gekappte Stromleitungen und die gähnenden Öffnungen gemauerter Abwasserkanäle. In acht Metern Tiefe stieß er auf einen teilweise fertig gestellten Stahlviadukt - Unterstützung, wie man ihm erklärt hatte, für die Ninth Avenue und die Gebäude in ihrer näheren Umgebung. Er kletterte durch die Konstruktion weiter hinab in die Dunkelheit, die nur noch von den winzigen Lichtpunkten elektrischer Arbeitslampen erhellt wurde.
    Zwanzig Meter unter Straßenniveau erreichte er den Grund des Schachts. Dort herrschte ein Durcheinander von Gesteinsschutt, abgesprengten Granittrümmern, durchzogen von schmalspurigen Gleisen für die Loren, die Schutt nach draußen und Baumaterial hinein beförderten. Wie ein bizarrer Wald ragten dazwischen die weißen Stützen auf, die den Viadukt trugen. Durch sein Gitterwerk konnte Bell hoch oben den gelegentlichen blauen Funkenregen sehen, wenn die Züge der El durch den kleinen Himmelsausschnitt donnerten.
    Bell erkundete für etwa eine Stunde das Gelände und achtete dabei darauf, keinem Nachtwächter aufzufallen. Mehrmals stolperte er auf dem unebenen Grund. Als er das dritte Mal stürzte, nahm er einen süßlichen Geruch wahr und entdeckte das abgenagte Kerngehäuse eines Apfels. Er tastete herum und fand die Unterkunft eines Mannes - eine zerknautschte Decke, weitere Apfelreste und Hühnerknochen. Dann suchte er einen geeigneten Platz, um zu warten, setzte sich auf den Erdboden, still und starr wie ein Eisblock, und bewegte sich nur, um seine Beine und Arme zu strecken, damit sie nicht einschliefen, und das auch nur dann, wenn die Züge über seinem Kopf über die Gleise ratterten und die Geräusche, die er verursachte, überdeckten.
    Er war nicht allein. Ratten huschten vorbei, Hunde bellten in der Nähe, und in einiger Entfernung hörte er in der Dunkelheit eine lautstarke Diskussion zwischen zwei Landstreichern, die mit einem dumpfen Laut und einem Stöhnen endete, das im Lärm einer passierenden El unterging. Es wurde stiller, je weiter die Nacht voranschritt und die Züge seltener verkehrten. Jemand entfachte am Rand der Grube in der 33rd Street ein Feuer, das Lichtflecken und Schatten über Stützpfeiler, Verstrebungen und raue Erdwände tanzen ließ.
    Eine Stimme flüsterte etwas in Beils Ohr.
    »Hier unten ist es wie in einer Kirche.«

47
    Isaac Bell bewegte nur die Augen.
    Im flackernden Feuerschein sah er ein längliches, knochiges Gesicht mit einem leeren Lächeln. Der Mann war mit Lumpen bekleidet. Seine Hände hingen herab, die Augen waren verquollen, als sei er soeben erst aufgewacht. Bell vermutete, dass er schon die ganze Zeit in seiner Nähe gewesen war und lautlos geschlafen hatte. Nun blickte er mit staunenden Augen zum stählernen Skelett des Viadukts hinauf, und Bell erkannte, was er mit dem Vergleich mit einer Kirche meinte. Die kreuz und quer verlaufenden Streben, der mit Sternen gesprenkelte dunkle Himmel und das Feuer am Rand der Grube erzeugten das Bild einer mit Kerzen erleuchteten mittelalterlichen Kathedrale.
    »Hallo, Billy.«
    »Häh?«
    »Sie sind doch Billy Collins?«
    »Ja, woher wissen Sie das.«
    »Sie haben sich mal zusammen mit Eyes O'Shay herumgetrieben.«
    »Ja ... der arme Eyes ... Woher wissen Sie das?«
    »Tommy hat es mir erzählt.«
    »Dieser fette Bastard. Sind Sie ein Freund von ihm?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    Obwohl er in Beils Alter war, sah Billy Collins uralt aus.
    Sein Haar war grau, seine Nase lief, und die verquollenen Augen tränten.
    »Sind Sie ein Freund von Tommy?«, wiederholte er wütend seine Frage.
    »Was hat Tommy mit Eyes gemacht?«
    »Was Tommy mit Eyes gemacht hat? Soll das ein Witz sein? Dieses fette Schwein? Der konnte Eyes doch nicht mal an seinen besten Tagen das Wasser reichen. Sind Sie ein Freund von Tommy?«
    »Nein. Was ist mit Eyes passiert?«
    »Keine Ahnung.«
    »Es heißt, Sie wären mit ihm zusammen gewesen.«
    »Ja. Und?«
    »Was ist passiert?«
    Billy schloss die Augen und murmelte: »Irgendwann gehe ich zurück und nehme mir wieder Züge vor.«
    »Was meinen Sie damit, Billy?«, fragte Bell.
    »Mit Zügen lässt sich gutes Geld machen, man muss nur die richtige Fracht erwischen. Gutes Geld. Ich bin reich gewesen, als ich Züge ausgeräumt habe. Dann haben sie mein kleines Mädchen geholt, und plötzlich konnte ich es nicht mehr.« Er sah Bell an. Im Feuerschein wirkten seine Augen genauso

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