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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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war Ihr kleines Mädchen?«
    Billy Collins kniff die Augen zu. »Niemand weiß es, niemand erinnert sich. Außer dem Priester.«
    »Welcher Priester?«
    »Father Jack.«
    »Welche Kirche?«
    »St. Michael's.«
    Nachdem Bell ihn verlassen hatte, träumte Billy Collins, dass sich ein Hund in seinem Fuß verbiss. Er trat mit dem anderen Fuß nach ihm. Dem Hund wuchs plötzlich ein zweiter Kopf, der nach dem anderen Fuß schnappte. Der Schrecken ließ Billy Collins schlagartig aufwachen. Eine Gestalt beugte sich über seine Füße und fummelte an den Schnürsenkeln herum. Ein verdammter Landstreicher, der es zu seinen besten Zeiten nicht gewagt hätte, ihn auch nur anzurühren, wollte ihm die Schuhe stehlen.
    »Hey!«
    Der Landstreicher zerrte heftiger. Billy richtete sich auf und versuchte ihm mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Der Landstreicher ließ den Schuh fallen, hob ein zerbrochenes Schalbrett auf und schlug ihn. Billy sah Sterne. Halb benommen bekam er noch mit, wie der Kerl mit dem Brett ausholte, um ihn abermals zu schlagen. Er wusste, dass der Bursche ihn treffen würde, aber er konnte sich nicht rühren.
    Stahl blitzte auf. Ein Messer erschien aus dem Nichts. Der Landstreicher schrie auf und wich zurück. Dabei schlug er die Hände vors Gesicht. Das Messer blitzte wieder. Ein weiterer Schrei, und der Landstreicher kroch auf allen vieren davon, kämpfte sich auf die Füße und rannte um sein Leben. Billy sank zurück. Ein verdammter Traum. Alles war so seltsam. Jetzt roch er Parfüm. Er lächelte. Und schlug die Augen auf. Neben ihm kniete eine Frau. Sie beugte sich über ihn, so dass ihr Haar sein Gesicht berührte. Sie war wie ein Engel. Anscheinend war er gestorben.
    Sie beugte sich zu ihm herab und kam ihm so nahe, dass er ihren warmen Atem spürte, als sie flüsterte: »Was hast du dem Detektiv erzählt, Billy?«

48
    »Die Hausherrin ist keine Wahrsagerin«, versicherte Eyes O'Shay dem nervösen Kapitän seines Holland-Unterseetorpedobootes.
    Hunt Hatch war jedoch nicht beruhigt. »Überall im Haus hängen Schilder, dass Madame Nettie einem die Zukunft voraussagt. Tag und Nacht gehen Kunden ein und aus. Sie haben uns in eine gefährliche Situation gebracht, indem Sie uns hier einquartierten, O'Shay. Das kann ich nicht gutheißen.«
    »Die Wahrsagerei ist nur eine Tarnung. Sie sagt niemandem die Zukunft voraus.«
    »Und wofür ist es eine Tarnung?«
    »Für eine Fälscherwerkstatt.«
    »Fälscher? Sind Sie verrückt, Mann?«
    »Deren Mitglieder wären in Bayonne die Letzten, die sich bei der Polizei beschweren würden. Deshalb habe ich Sie hier untergebracht. Und die Frau, die Ihr Essen zubereitet, ist aus einem Staatsgefängnis ausgebrochen. Sie wird Sie ebenfalls an niemanden verraten. Außerdem ist Ihr Schiff von den Häusern aus nicht zu sehen. Es wird durch die Schute verdeckt.«
    Eine gemähte Rasenfläche erstreckte sich vom Fachwerkhaus der Fälscher am Ende der Lord Street bis zum Kill Van Kuli. Der Kill war eine schmale tiefe Wasserstraße zwischen Staten Island und Bayonne. Die Schute war am Ufer vertäut.
    Das Holland-U-Boot befand sich unter der Schute. Sein Turm war durch eine Öffnung im Rumpf der Schute zugänglich. Die Entfernung bis zur Upper Bay von New York betrug vier Meilen, und bis zum Brooklyn Navy Yard war es eine Fahrstrecke von fünf Meilen.
    Hunt Hatch war noch immer nicht beruhigt. »Selbst wenn die Leute im Haus nicht zur Polizei gehen können, auf dem Kill wimmelt es von Austernfischern. Ich habe sie auf ihren flachen Booten gesehen. Sie kommen bis dicht an die Schute heran.«
    »Es sind Männer von Staten Island«, erwiderte O'Shay geduldig. »Sie interessieren sich nicht für Sie. Sie schnüffeln bloß herum, wo sie etwas stehlen können.«
    Er deutete auf die Hügel am gegenüberliegenden Ufer der dreihundert Meter breiten Wasserstraße. »Staten Island wurde vor zehn Jahren zu einem Teil New Yorks. Aber die Schiffer von Staten Island haben das offenbar nicht mitbekommen. Das sind die gleichen Kohlepiraten, Schmuggler und Diebe wie eh und je. Ich verspreche Ihnen, die reden auch nicht mit den Cops.«
    »Ich finde, wir sollten sofort angreifen und es endlich hinter uns bringen.«
    »Wir greifen an«, sagte O'Shay ganz ruhig, »wenn ich es für richtig halte.«
    »Ich setze nicht Leben und Freiheit aufs Spiel, um wegen einer Ihrer verrückten Marotten erwischt zu werden. Ich bin der Kapitän des Schiffes, und ich sage, dass wir jetzt angreifen, ehe jemand darüber

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