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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Bells.
    »Ich bin dann«, sagte er, »in einer Erster-Klasse-Kabine auf hoher See wach geworden. Der alte Mann war eisenhart. Aber sehr gütig zu mir. Jeder Wunsch, den ich äußerte, wurde mir erfüllt. Das Essen auf dem Schiff war ganz genauso wie das, was Diamond Jim Brady zu essen pflegte, wie ich aus den Erzählungen der Leute wusste. Beefsteaks, Austern, gebratene Ente, Wein aus Kristallgläsern. Ich kam mir vor, als wäre ich im Himmel. Natürlich habe ich mich gefragt, was er dafür von mir erwartete. Doch er verlangte nur, dass ich eine Schule besuchte und lernte, mich wie ein Gentleman zu benehmen. Er schickte mich auf ein englisches Internat und ließ mich an den besten Universitäten Deutschlands studieren.«
    »Warum hat Mr Riker Sie nicht bei Billy Collins in der Gosse zurückgelassen?«
    »Haben Sie mit Billy gesprochen? Natürlich haben Sie das. Wie geht es ihm?«
    »Er lebt immer noch in der Gosse. Warum hat Riker Sie von dort weggeholt?«
    »Er trauerte um seinen Sohn, der an Influenza gestorben war. Er wünschte sich einen Ersatz.« »Und Sie standen gerade zur Verfügung.«
    »Ich war Abfall. Ich konnte kaum lesen. Aber er sah etwas in mir, das niemand anders sehen konnte.«
    »Und Sie revanchierten sich bei ihm, indem Sie ein Mörder und ein Spion wurden.«
    »Ich revanchierte mich bei ihm«, sagte Riker, straffte die Schultern und hob den Kopf.
    »Sind Sie etwa stolz darauf, ein Mörder und ein Spion zu sein?«, fragte Isaac Bell voller Verachtung.
    »Sie sind als privilegiertes Kind aufgewachsen, Isaac Bell. Es gibt Dinge, die Sie nicht kennen und niemals kennenlernen werden. Ich habe ihm alles zurückgezahlt. Und das sage ich voller Stolz.«
    »Ich sage Ihnen mit dem gleichen Stolz, dass ich Sie wegen Mordes verhafte, Brian O'Shay.«
    Katherine Dee schoss hinter dem Vorhang hervor, der den hinteren Bereich des Raums abtrennte, schlang einen Arm um Marions Hals und legte den Daumen auf ihr Auge.

50
    »Brian hat mir diesen Trick an meinem zwölften Geburtstag beigebracht. Er schenkte mir sogar meinen eigenen Meißel. Er besteht aus purem Gold, sehen Sie?« Das scharf geschliffene Metall steckte wie eine Klaue auf ihrem Daumen.
    »Bleib ganz ruhig«, sagte Bell zu Marion. »Und wehr dich nicht. Mr O'Shay ist im Vorteil.«
    »Hören Sie lieber auf Ihren Verlobten«, rief Katherine Dee.
    Eyes O'Shay sagte: »Um Ihre Frage zu beantworten, Bell, ein Weg, mich für die Großzügigkeit des alten Herrn zu revanchieren, bestand darin, Katherine zu retten, so wie er mich gerettet hatte. Katherine ist gebildet, eine perfekte Lady und vollkommen frei. Niemand kann ihr etwas anhaben.«
    »Gebildet, eine perfekte Lady, frei und höchst gefährlich«, sagte Bell.
    Katherine zog mit der anderen Hand eine Pistole.
    »Noch ein Geburtstagsgeschenk?«
    »Geben Sie Brian seinen Degen zurück, Mr Bell, ehe Ihre Verlobte geblendet wird und ich Sie erschieße.«
    Bell warf O'Shay den Degen zu, mit dem Griff voran. Wie er erwartet hatte, war O'Shay zu clever, um auf den Trick hereinzufallen. O'Shay fing die Waffe auf, ohne seinen Blick von Bell zu lösen. Aber als er sich anschickte, ihn in die Scheide zurückzuschieben, blickte er nach unten, um sicherzugehen, dass sich die Spitze in die Scheide senkte, anstatt seine Hand zu verletzen. Bell wartete auf diesen winzigen Augenblick der Ablenkung. Er trat blitzschnell zu.
    Seine Stiefelspitze traf Katherine Dees Ellennerv, der sich über ihren angewinkelten Ellbogen spannte. Sie stieß einen erschrockenen Schmerzensschrei aus und konnte nicht verhindern, dass sich ihre Hand krampfartig öffnete. Ihr Daumen löste sich von Marions Auge.
    Aber der Meißel blieb auf dem Daumen.
    Marion versuchte, sich von der kleineren Frau zu befreien. Katherine riss den Arm hoch und zielte mit dem Daumen wieder auf Marions Auge. Bell hatte mittlerweile den Derringer in der Hand und drückte ab. O'Shay stieß ein schneidendes »Nein!« aus und schmetterte den Stock auf Beils Arm. Der Pistolenschuss machte in dem kleinen Ladenlokal einen ohrenbetäubenden Lärm. Solomon Barlowe warf sich auf den Boden. Marion schrie auf, und Bell glaubte, sie getroffen zu haben. Aber es war Katherine Dee, die zusammenbrach.
    O'Shay fing die junge Frau mit einem Arm auf und riss die Tür auf. Bell stürzte hinter ihnen her. Dabei stolperte er über Solomon Barlowe. Als er endlich die Tür erreichte, sah er, wie O'Shay Katherine in einen Packard lud, der von einem uniformierten Chauffeur gefahren wurde.

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