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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Männer mit schwarzen Derbyhüten tauchten hinter dem Wagen und aus Hauseingängen auf und hatten Pistolen im Anschlag.
    »Marion, runter!«, brüllte Bell. Die auf elegant getrimmten Schläger von Riker & Rikers privater Schutztruppe entfesselten einen wahren Kugelregen. Querschläger zerschmetterten Glasscheiben und sprengten Gesteinsstaub aus den Mauern und Diamanten aus den Schaufensterauslagen, Fußgänger ließen sich auf den Gehsteig fallen. Bell schoss, so schnell er den Auslöser betätigen konnte. Er hörte den Packard davonbrausen. Dann schoss er abermals und leerte das Magazin seiner Browning. Der große Wagen raste schlingernd um eine Ecke und kollidierte mit irgendetwas. Aber als der Kugelhagel versiegt war und er hinter dem Fahrzeug herrannte, stand der Packard mit qualmendem Motor vor einem Laternenpfahl, und O'Shay und Katherine Dee sowie ihre Schutztruppe hatten flüchten können. Bell rannte zum Juweliergeschäft zurück, getrieben von einer schrecklichen Ahnung. Solomon Barlowe saß auf dem Fußboden und hielt stöhnend sein Bein. Marion lag hinter der Theke und hatte die Augen weit geöffnet.
    Sie lebte!
    Er ging neben ihr auf die Knie hinunter. »Wurdest du getroffen?«
    Sie wischte sich mit einer Hand übers Gesicht. Ihre Haut war totenblass. »Ich glaube nicht«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    »Bist du okay?«
    »Wo sind sie?«
    »Sie konnten fliehen. Keine Sorge. Weit werden sie nicht kommen.«
    Sie hielt etwas in ihrer krampfhaft zusammengeballten Faust, die sie jetzt gegen die Brust presste.
    »Was ist das?«
    Langsam, offenbar unter Schmerzen, zwang sie ihre Finger, sich zu entspannen und zu öffnen. Auf ihrer Handfläche lag der Smaragd, grün und geheimnisvoll wie das Auge einer Katze.
    »Ich dachte, der Stein gefällt dir nicht«, sagte Bell.
    Marions Blick wanderte über die Glasscherben und die mit Einschusslöchern übersäten Wände des Juweliergeschäfts. »Ich habe noch nicht mal einen Kratzer abbekommen. Und du auch nicht. Das dürfte dann wohl unser Glücksbringer sein.«
    »Die gesamte Schmuckindustrie von Newark steht unter Schock«, gestand Morris Weintraub, eine gedrungen wirkende weißhaarige Erscheinung mit aristokratischer Ausstrahlung und Inhaber von New Jerseys größter Fabrik für Gürtelschnallen. »Ich kaufe meine Edelsteine schon seit dem Bürgerkrieg von Riker & Riker. Damals gab es natürlich nur einen Riker.«
    »Wussten Sie, dass Erhard Riker adoptiert wurde?«
    »Was Sie nicht sagen! Nein, das wusste ich nicht.« Weintraub blickte auf Kolonnen von Werkbänken, an denen Goldschmiede im hellen Tageslicht, das durch hohe Fenster hereindrang, saßen und arbeiteten. Ein wissendes Lächeln spielte um seine Lippen, und er massierte sein Kinn. »Das erklärt vieles.«
    »Was meinen Sie?«, wollte Bell wissen.
    »Er war so ein netter Mann.«
    »Der Vater?«
    »Nein! Sein Vater war ein eiskalter Bastard.«
    Bell wechselte einen ungläubigen Blick mit Archie Abbott.
    Der Fabrikbesitzer bemerkte es. »Ich bin Jude«, erklärte er. »Ich weiß und spüre es, wenn mich jemand nicht mag, weil ich Jude bin. Der Vater hat seinen Judenhass kaschiert, um seine Geschäfte zu machen, aber Hass macht sich immer bemerkbar. Er konnte ihn nicht vollständig verbergen. Der Sohn dagegen hasste mich nicht. Er war nicht so europäisch wie der Ate.«
    Bell und Archie wechselten einen weiteren vielsagenden Blick. Weintraub fuhr fort: »Ich meine, er hat sich wie ein guter Mensch benommen. Im Geschäftsleben war er ein Gentleman, freundlich und zuvorkommend. Er ist einer der wenigen Menschen, bei denen ich einkaufe, die ich auch in mein Haus einladen würde. Niemand, der in einem Juwelengeschäft in der Maiden Lane eine Schießerei veranstalten würde. Kein Juden- und Fremdenhasser wie sein Vater.«
    Archie schaltete sich ein. »Also nehme ich an, dass Sie nicht besonders traurig waren, als sein Vater in Südafrika ums Leben kam.«
    »Es hat mich auch nicht überrascht.«
    »Wie bitte?«, fragte Archie, und Isaac Bell sagte: »Was meinen Sie damit?«
    »Ich sagte immer im Scherz zu meiner Frau: ›Herr Riker ist ein deutscher Agent.‹«
    »Wie kamen Sie denn darauf?«
    »Er konnte der Verlockung nicht widerstehen, mir voller Stolz von seinen Reisen zu erzählen. Aber dann fiel mir im Laufe der vielen Jahre irgendwann auf, dass ihn seine Reisen immer dorthin führten, wo Deutschland als Unruhestifter in Erscheinung trat. Im Jahr 1870 hielt er sich rein zufällig in Elsass-Lothringen auf,

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