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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Werftarbeitern - insgesamt mindestens fünfhundert Männer -, die offenbar miteinander um die Wette tranken. Bell ließ den Blick über ein Meer geröteter Gesichter unter dichten Wolken von blauem Tabaksrauch schweifen. Die einzigen Gäste des Saloons, die sich nicht in Hemdsärmeln befanden, waren er selbst in seinem weißen Anzug, ein gepflegt aussehender Gentleman mit silbergrauem Haar in einem roten Frack, in dem er den Inhaber vermutete, und ein Trio stutzerhaft herausgeputzter Gangster, mit braunen Hüten, lila Oberhemden, hellbeigen Jacketts und gestreiften Krawatten. Ihre Schuhe konnte Bell nicht sehen, doch er vermutete, dass sie gelb waren.
    Er drängte sich zwischen breiten Schultern hindurch zum Frackträger.
    »Mr Del Rossi!«, rief er über den Lärm und streckte eine Hand aus.
    »Guten Abend, Sir. Nennen Sie mich Angelo.«
    »Isaac.«
    Sie tauschten einen Händedruck. Del Rossis Hand war weich, aber die Narben längst verheilter Blessuren, die von der Werftarbeit in seiner Jugend herrührten, waren nicht zu übersehen.
    »Viel Betrieb heute Abend.«
    »Gott segne unsere ›Neue Navy‹. So wie heute ist es jeden Abend. New York Ship lässt im nächsten Monat die Michigan vom Stapel laufen und hat soeben einen neuen achtundzwanzig Knoten schnellen Zerstörer auf Kiel gelegt. Auf der anderen Seite des Flusses baut die Philadelphia Navy Yard ein neues Trockendock, bei Cramp läuft im nächsten Sommer die South Carolina vom Stapel, und dann haben sie soeben einen Vertrag über sechs 700-Tonncn-Zerstörer abgeschlossen - Sie haben richtig gehört: sechs. Was kann ich für Sie tun, Sir?«
    »Ich suche einen gewissen Alasdair MacDonald.«
    Del Rossi runzelte die Stirn. »Den Professor? Folgen Sie nur dem Geräusch klatschender Fäuste und brechender Kinnladen«, antwortete er und deutete gleichzeitig mit einem Kopfnicken zum Ende des Gastraums.
    »Dann entschuldigen Sie mich. Ich sollte wohl lieber rübergehen, ehe ihn jemand auf die Bretter legt.«
    »Das ist eher unwahrscheinlich«, wiegelte Del Rossi ab. »Er war Schwergewichtschampion bei der Royal Navy.«
    Bell taxierte MacDonald, während er sich seinen Weg durch das Gedränge suchte, und schloss den imposanten Schotten sofort ins Herz. Dem Aussehen nach war er um die vierzig, hochgewachsen, von freundlichem Wesen und mit eindrucksvollen Muskelpaketen ausgestattet, die sich unter seinem nass geschwitzten Hemd deutlich abzeichneten. Er hatte mehrere Boxnarben über den Augen - aber nicht eine einzige in seinem restlichen Gesicht, wie Bell gleichzeitig feststellte - und mächtige Hände mit breit gespreizten Knöcheln. In einer Hand hielt er ein Glas, in der anderen eine Whiskeyflasche, und während sich Bell ihm näherte, füllte er das Glas und stellte die Flasche hinter sich auf die Bar, wobei er die Schar der Gäste vor sich stets im Auge behielt. Plötzlich teilte sich die Menge, und ein gut dreihundert Pfund schwerer Schläger schob sich auf MacDonald zu. In seinen Augen funkelte die nackte Mordgier.
    MacDonald verfolgte seinen Weg mit einem amüsierten Grinsen, als hätten sie beide sich zu einem gemeinsamen Scherz verabredet. Er trank einen kräftigen Schluck aus seinem Glas und schloss dann, ohne es auch nur ein bisschen eilig zu haben, seine leere Hand zu einer riesigen Faust und schlug damit so schnell zu, dass Bell kaum mit den Augen folgen konnte.
    Der Schläger brach auf dem mit Sägemehl bestreuten Fußboden zusammen. MacDonald blickte mit freundlicher Miene auf ihn hinab. Er hatte einen nicht zu überhörenden schottischen Akzent. »Jake, mein Freund, du bist wirklich ein ganz feiner Kerl, solange dir der Fusel nicht in den Kopf steigt.« Dann fragte er in die Runde: »Ist jemand so nett und bringt Jake nach Hause?«
    Jakes Freunde schleppten ihn hinaus. Bell stellte sich Alasdair MacDonald vor, der, wie er vermutete, erheblich betrunkener war, als er aussah.
    »Kenne ich Sie, Freundchen?«
    »Isaac Bell«, wiederholte der Detektiv. »Dorothy Langner erzählte mir, Sie wären ein sehr guter Freund ihres Vaters gewesen.« »Das war ich. Der arme Artie. Ein Jammer, dass es den Gunner erwischen musste. Er war einer der Letzten vom alten Schlag. Trinken Sie einen mit!«
    Er rief nach einem leeren Glas, schenkte es bis zum Rand voll und reichte es Bell mit einem schottischen Prosit. »Slanj.«
    »Slanj-uh va«, sagte Bell und kippte den feurigen Alkohol in einem Zug hinunter, ebenso schnell wie MacDonald.
    »Wie wird die Kleine damit

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