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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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überqueren konnte. Portiers und Türsteher - deren blau-goldene Livreen zum Kapitän eines von Kanonen starrenden Dreadnoughts gepasst hätten - überschlugen sich beim Aufreißen der Türen ihrer jeweiligen Etablissements vor Eifer, als sie ihn kommen sahen.
    O'Shay bedankte sich für ihre Aufmerksamkeit, indem er mit einem Finger lässig gegen den Schirm seiner Pelzmütze tippte, und marschierte ins Waldorf-Astoria Hotel hinein.

10
    Isaac Bell entdeckte John Scullys rotes Taschentuch an einer Hecke. Es war an einem Zweig befestigt. Bell bog mit dem Locomobile auf die schmale Straße ab, auf die das Zeichen hinwies, nahm zum ersten Mal, seit er Weehawken verlassen hatte, den Fuß vom Gaspedal und schloss die Auspuffklappe, so dass das laute Röhren und Knattern zu einem leisen Brummen herabsank.
    Er lenkte den Wagen einen steilen Hügel hinauf und fuhr etwa eine Meile weit durch brachliegende Äcker, die auf die Frühjahrssaat warteten. Einfallsreich wie immer hatte Scully mit einem Milchkannenlaster genau die Art von Fahrzeug aufgetrieben, das auf einer Landstraße in New Jersey keinen Verdacht erregen würde. Bell setzte sich dicht daneben, so dass der Locomobile von der Hauptstraße aus nicht zu sehen war. Dann hievte er die Golftasche vom Beifahrersitz und schleppte sie auf die Hügelkuppe, wo der Van-Dorn- Detektiv auf dem Bauch im braunen Gras lag.
    Der wortkarge Einzelgänger war ein eher kleiner rundlicher Mann mit einem Mondgesicht, der ebenso gut als frommer Prediger oder Ladenbesitzer wie auch als Safeknacker oder Mörder durchgegangen wäre. An die dreißig Pfund Speck auf den Rippen verbargen steinharte, zähe Muskeln, und sein fast schüchtern zu nennendes Lächeln kaschierte einen wachen Geist, der schneller funktionierte als eine Bärenfalle. Er hatte ein Fernglas auf ein Haus am Fuß des Hügels gerichtet. Rauch stieg aus dem Küchenkamin auf. Ein großer Marmon-Tourenwagen, über und über mit Schlamm bespritzt, parkte draußen.
    »Was ist in der Tasche?«, begrüßte Scully seinen Kollegen.
    »Zwei Fünfer-Eisen«, erwiderte Bell grinsend und holte ein Paar Kaliber .12 Browning-Auto-5-Schrotflinten heraus. »Wie viele sind im Haus?«
    »Alle drei.«
    »Wohnt dort jemand?«
    »Kein Rauch, ehe sie raufkamen.«
    Bell nahm mit einem zufriedenen Kopfnicken zur Kenntnis, dass somit keine Unbeteiligten ins Kreuzfeuer geraten würden. Scully reichte ihm das Fernglas. Er studierte das Haus und das Automobil. »Ist das der Marmon, den sie in Ohio gestohlen haben?«
    »Könnte auch ein anderer sein. Sie haben eine Vorliebe für Marmons.«
    »Wie sind Sie ihnen auf die Spur gekommen?«
    »Bin Ihrem Tipp zum ersten Überfall nachgegangen. Unrichtiger Name lautet Williard, und wenn Sie und ich nur halb so clever wären, wie wir glauben, hätten wir schon vor einem Monat darauf kommen müssen.«
    »Dem kann ich nicht widersprechen«, gab Bell zu. »Warum fangen wir nicht damit an, zuerst mal ihren Wagen stillzulegen?«
    »Den treffen wir mit diesen Flinten von hier aus doch niemals.«
    Bell griff abermals in seine Golftasche und zog ein altmodisches Kaliber .50 Sharps-Büffelgewehr heraus. John Scullys Augen glänzten wie Stahlkugeln. »Wo haben Sie denn diese Kanone her?« »Der Hausdetektiv im Knickerbocker hat sie einem Cowboy der Pawnee Bill Wildwest Show abgenommen, als der besoffen vom Times Square ins Hotel kam.« Bell öffnete die Kammer, schob eine Schwarzpulverpatrone hinein und zielte mit der schweren Flinte auf den Marmon.
    »Setzen Sie nicht gleich den ganzen Schlitten in Brand«, warnte Scully. »Er ist mit der gesamten Beute beladen.«
    »Ich sorge nur dafür, dass er sich nicht mehr in Gang setzen lässt.«
    »Moment mal, wer kommt denn da?«
    Ein Sechszylinder Ford K fuhr schwankend die Straße entlang, die zum Farmhaus führte. Auf dem Kühler war ein Suchscheinwerfer montiert.
    »Ich glaub es nicht«, sagte Scully. »Das ist Schwager Sheriff.«
    Zwei Männer mit Sheriffsternen an den Mänteln stiegen mit Körben in der Hand aus dem Ford. Scully studierte sie durch das Fernglas. »Sie bringen das Abendessen. Damit sind sie schon zu fünft.«
    »Ist auf dem Milchwagen genug Platz?«
    »Wenn wir sie ganz dicht stapeln.«
    »Was halten Sie davon, wenn wir ihnen genug Zeit lassen, mit dem Essen anzufangen, damit sie dann abgelenkt sind?«
    »Ein guter Plan«, sagte Scully und behielt das Haus im Auge.
    Bell beobachtete die Straße, die zum Haus führte, drehte sich wiederholt um und vergewisserte

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