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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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weshalb die Navy so inkompetent ist.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Die Amerikaner sind im Begriff, ihr erstes fast ausschließlich mit schwersten Geschützen bewaffnetes Großkampfschiff vom Stapel laufen zu lassen.«
    »Die Michigan. Ja, ich hab's in der Zeitung gelesen.«
    »Dank Ihrer Erfahrung wissen Sie, dass der erfolgreiche Stapellauf eines 16 000 Tonnen schweren Schiffsrumpfs vom Land zu Wasser das genaue Austarieren dreier starker Kräfte erfordert: Schwerkraft, Reibung auf der Gleitbahn und Auftrieb des Achterschiffs. Richtig?«
    »Ja, mein Herr.«
    »Für ein paar wenige Sekunden, während der Stapellauf beginnt - wenn die letzten Kiel- und Rumpfblöcke entfernt werden und die Stützbalken wegbrechen -, wird der Rumpf durch nichts anderes im Gleichgewicht gehalten als durch die Kielwippe.«
    »Das ist richtig.«
    »Ich möchte eines wissen - könnten entsprechend positionierte Dynamitladungen, die zu genau dem Zeitpunkt explodieren, in dem das Schiff zu gleiten beginnt, die Kielwippe von der Gleitbahn drücken und die Michigan aufs Trockene statt ins Wasser rutschen lassen?«
    Hans' Augen leuchteten auf, als er sich diesen Fall als durchaus möglich vorstellte.
    Der Spion ließ dem Deutschen Zeit, sich in seiner Phantasie das Bild eines 16000 Tonnen schweren Stahlkolosses auszumalen, der auf die Seite kippt. Dann sagte er: »Der Anblick eines auf dem Trockenen gestrandeten Dreadnought Rumpfs würde die ›Neue Navy‹ der Vereinigten Staaten zu einer Lachnummer machen. Und ganz sicher das Ansehen der Navy gegenüber dem Kongress beschädigen, der schon jetzt große Bedenken hat, die Gelder zum Bau weiterer Schiffe zu bewilligen.«
    »Ja, mein Herr.«
    »Dann sorgen Sie dafür, dass es dazu kommt.«
    Reserviert hörte sich Commodore Tommy Thompson Brian »Eyes« O'Shays Plan an, seine Hip-Sing-Partner nach San Francisco zu schicken, als plötzlich ein Junge in seinen Saloon in der 39th Street gerannt kam und ihm eine Nachricht von Iceman Weeks übergab.
    Der Commodore las sie. »Er bietet an, den Van Dorn zu töten.«
    »Äußert er sich auch dazu, wie?«
    »Wahrscheinlich denkt er noch darüber nach«, meinte Tommy lachend und reichte Eyes die Nachricht.
    Auf eine seltsame Art und Weise hatten sie ihre alte Partnerschaft wieder aufleben lassen. Nicht dass Eyes sich regelmäßig blicken ließ. Dies war erst der dritte Besuch seit der Übergabe der fünftausend Dollar. Auch wollte Eyes nicht an irgendeinem Profit beteiligt werden - was verwunderlich war. Im Gegenteil. Eyes hatte ihm Geld geliehen, um einen neuen Spielsalon unter dem El Connector in der 53rd Street zu eröffnen, der bereits erhebliche Einnahmen verzeichnete. Zählte man die Abmachung mit den Hip Sing dazu, ging es ihm ausgesprochen gut. Außerdem stellte Tommy fest, dass er Eyes vertraute, wenn er sich mit ihm unterhielt. Nun gut, er würde nicht unbedingt auf ihn zählen, wenn sein Leben auf dem Spiel stand. Er würde noch nicht einmal in Geldangelegenheiten seinem Rat folgen. Aber er verließ sich auf Eyes' gesunden Menschenverstand.
    »Was meinst du?«, fragte er. »Sollen wir ihn beim Wort nehmen?«
    O'Shay strich die Spitzen seines Schnurrbarts glatt. Er hakte den Daumen in seine Westentasche. Dann saß er für einige Zeit völlig starr auf seinem Stuhl, die Beine ausgestreckt, die Hacken im Sägemehl. Und als er schließlich das Wort ergriff, starrte er auf seine Füße, als redete er mit seinen Schuhen. »Weeks ist es leid, sich zu verstecken. Er möchte von dort, wo er untergetaucht ist - wahrscheinlich Brooklyn -, wieder nach Hause zurückkehren. Aber er hat Angst, dass du ihn aus dem Verkehr ziehst.«
    »Er hat Angst, dass ich ihn auf deinen Befehl hin töte«, korrigierte Tommy säuerlich. »Und du wirst den Befehl dazu geben.«
    »Das habe ich bereits getan«, antwortete O'Shay. »Dein sogenannter Iceman ...«
    »Mein sogenannter Iceman!«, schimpfte Commodore Tommy ungehalten los.
    »Dein sogenannter Iceman, den du nach Camden geschickt hast, als ich dir fünftausend Dollar zahlte, gestattete dem einzigen glaubwürdigen Zeugen in dieser Tanzhalle - ausgerechnet einem Van-Dorn-Agenten, um der Heiligen Muttergottes willen -, ihm dabei zuzusehen, wie er einen Mord beging. Wenn die Van Dorns ihn schnappen - und wir wissen, dass es dazu kommen wird - oder die Cops ihn aus irgendeinem anderen Grund festnageln, werden die Van Dorns ihn fragen: ›Für wen mordest du?‹ Und Weeks wird antworten: ›Für Tommy Thompson und seinen

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