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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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riskieren, am nächsten Tag während des ersten Heimspiels der Saison in den Polo Grounds in New York gesehen zu werden. Daher gab er sich mit der Wildnis Brooklyns zufrieden, wo ihn niemand kannte. Die von ihm favorisierten Giants vermöbelten die bedauernswerten Superbas. Die Giants waren haushoch überlegen, und der kalte Wind, der Asche, Hüte und Zeitungen vor sich hertrieb, beeinträchtigte Hooks Wiltses Wurfarm nicht im Mindesten. Seine linkshändigen Twister hatten die Batter Brooklyns während des gesamten Spiels vor unlösbare Probleme gestellt, und jetzt, zu Beginn des achten Innings, führte New York 4 zu I.
    Weeks' eisblaue Augen saugten sich an der interessanten Schlagzeile fest, während die Zeitung über seinem Kopf vorbeiflatterte.
    DAS GIFT DER LANZENOTTER
    TÖTET EINEN OCHSEN INNERHALB
    VON FÜNF MINUTEN
    Er sprang vom Rasen hoch und fing die Zeitung mit beiden Händen aus der Luft.
    Das Spiel war völlig vergessen, während er den Artikel las und mit einem schmutzigen Fingernagel unter jedem Wort entlangfuhr. Die Tatsache, dass Weeks überhaupt lesen konnte, verschaffte ihm vor den meisten Mitgliedern der Gopher-Gang einen unschätzbaren Vorteil. Die New Yorker Tageszeitungen waren voller günstiger Gelegenheiten. Auf den Gesellschaftsseiten wurde gemeldet, wann reiche Leute sich auf den Weg nach Newport oder Europa machten und ihre Villen unbewacht zurückließen. Die Schiffsmeldungen wiesen auf Ladungen und Fracht hin, die man von den Docks oder den Abstellgleisen an der Eleventh Avenue stehlen konnte. Theaterkritiken führten Taschendiebe dorthin, wo es für sie etwas zu holen gab, und die Todesanzeigen verhießen leer stehende Wohnungen.
    Er las jedes Wort der Schlangen-Meldung, während bereits Hoffnung in ihm aufkeimte. Dann fing er noch einmal von vorn an. Das Glück war im Begriff, sich zu seinen Gunsten zu wenden. Die Schlange würde seine Verluste wieder wettmachen, die ihm das schlechteste Blatt eingebracht hatte, das ihm je ausgeteilt worden war: dass Van-Dorn-Agent Isaac Bell ausgerechnet an dem Abend in Camden aufgetaucht war, an dem er den Schotten getötet hatte.
    Eine Lanzenotter aus Brasilien, die giftigste
    aller bekannten Schlangen, wird morgen Abend
    im Laufe der allmonatlichen Versammlung
    der Academy of Pathological Science
    im Hotel Cumberland an der Ecke 54th Street
    und Broadway ausgestellt.
    Die Zeitung berichtete weiter, dass sich die Ärzte für die Schlange interessierten, weil ein Serum, das aus dem tödlichen Gift der Lanzenotter hergestellt wurde, zur erfolgreichen Behandlung von Nerven- und Gehirnleiden geeignet sein solle.
    Der Iceman kannte das Cumberland.
    Es war ein zwölfstöckiges Erster-Klasse-Hotel, das in Zeitungen und auf Plakaten mit dem Slogan »Die ideale Bleibe für College-Absolventen« für sich warb. Dies und der Preis von $2,50 pro Nacht sollten den Pöbel abschrecken. Aber Wecks war sich ziemlich sicher, dass er sich durchaus wie ein Studierter kleiden konnte, nämlich dank seines zweiten Vorteils gegenüber gewöhnlichen Gangstern: Er war zur Hälfte echter Amerikaner. Im Gegensatz zu den reinblütigen Iren bei den Gophers war lediglich seine Mutter Irin. Als er seinen Vater kennenlernte, hatte ihm der alte Herr erklärt, die Weeks seien Engländer, die schon vor der Mayflower in Amerika gelandet seien. Wenn er die richtigen Klamotten trug, weshalb sollte er dann nicht so in die Lobby des Cumberland marschieren können, als gehöre er zu dem illustren Kreis seiner Bewohner?
    Er stellte sich vor, dass man den Hausdetektiven des Cumberland aus dem Weg gehen konnte, indem man einen Pagen überredete, ihm den Rücken frei zu halten. Weeks hatte einen ganz bestimmten im Auge: Jimmy Clark, der nebenbei Kokain für einen Apotheker in der 49th Street verteilte, was sich zu einem ziemlich riskanten Geschäft entwickelt hatte, seit das neue Gesetz verlangte, dass man Schnee nur noch auf ärztliches Rezept erhielt.
    Ein Mensch lebt nur noch höchstens
    zwei Minuten, nachdem das Gift
    in seinen Körper eingedrungen ist.
    Das Gift der Schlange lähmt offensichtlich
    die Herztätigkeit, und das Opfer erstarrt,
    während sich seine Haut schwarz färbt.
    Er hatte bereits eine Falle vorbereitet. Es war ja nicht so, dass er sich nur versteckt und dabei überhaupt nichts getan hatte. Sobald er in Erfahrung gebracht hatte, wo Isaac Bell übernachtete, wenn er in der Stadt war, hatte er eine Wäscherin, die er schon seit längerem kannte, auf einen Posten im Yale

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