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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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wollte sie jeden Moment zustoßen. Er spannte sich an, um sich mit einem Satz durch die Tür zu katapultieren. Gerade wollte er zum Sprung ansetzen, als er hörte, wie sich die Fahrstuhltür öffnete. Das Altherren-Trio stolperte in den Korridor und sang:
    »Where'er upon life's sea we sail: For God, for Country and ...«
    Isaac Bell wusste, dass er keine Wahl hatte. Wenn er den Alten Herren zurief, sie sollten flüchten, waren sie nicht nüchtern genug, um ihn zu verstehen, selbst wenn sie ihn hörten. Gleichzeitig würde seine Warnung die Schlange animieren, ihn entweder anzugreifen oder durch die Tür zu gleiten und die drei zu attackieren.
    Er streckte die Hand mit der Pistole aus und schob mit dem Lauf die Tür zu. Der dadurch ausgelöste Luftzug reizte die Lanzennatter. Mit einer blitzartigen Bewegung verließ sie ihre Position unter dem Bett und schoss auf sein Bein zu.
    Bell hatte sich noch nie so schnell bewegt. Er trat nach dem spitzen Kopf, der ihm entgegenzuckte. Die Schlange prallte erstaunlich kraftvoll gegen seinen Knöchel und tränkte den Hosensaum mit einem Spritzer ihres gelblichen Gifts. Nur seine eigenen raubtierhaften Reflexe und die Tatsache, dass er hohe Stiefel trug, die seine Fußknöchel umhüllten, retteten Bell das Leben. Sofort rollte sich die Schlange zusammen und stieß abermals zu. Mittlerweile befand sich Bell in der Luft. Er flog in Richtung Bett, packte ein Kissen und warf es auf die Schlange. Diese griff wieder an, verspritzte ihr gelbes Gift und hinterließ zwei tiefe Löcher im Kissenbezug. Bell riss die Tagesdecke vom Bett, wirbelte sie herum wie ein Torero und schleuderte sie über die Schlange, um sie einzufangen.
    Die Schlange glitt jedoch unter der Decke hervor, ringelte sich abermals zusammen und verfolgte Bell mit bösartig glitzernden Augen. Bell hob die Pistole, zielte sorgfältig auf ihren Kopf und drückte ab. Die Schlange griff im gleichen Moment an, als die Pistole aufbellte, und stieß so blitzartig zu, dass die Kugel ihr Ziel verfehlte und den Spiegel zerschmetterte. Während Glasscherben durch die Luft wirbelten, trafen die nadelspitzen Zähne der Schlange Bells Brust dicht über seinem Herzen.

20
    Bell ließ die Pistole fallen und packte die Schlange hinterm Kopf.
    Das Tier war erschreckend stark. Jeder Zentimeter seines ein Meter zwanzig langen Leibes vibrierte vor ungebändigter sehniger Kraft, während er sich zuckend hin und her wand, um sich aus Beils Griff zu befreien und erneut zuzustoßen. Die Zähne ragten aus dem pfeilspitzen Schlangenkopf ein Stück hervor. Gelbliches Gift tropfte aus seinem weit geöffneten Maul. Bell glaubte, in den Augen des Reptils ein helles triumphierendes Flackern sehen zu können. Dies erweckte den Eindruck, als wäre die Schlange sicher, dass ihr tödliches Gift den Kampf bereits entschieden hatte und ihre Beute in wenigen Minuten sterben würde. Zischend nach Luft schnappend griff Bell mit der freien Hand nach dem Messer in seinem Stiefel. »Leider muss ich dich enttäuschen«, knurrte er, als könnte ihn sein geschuppter Gegner verstehen, »aber du hast den Fehler gemacht, in mein Schulterhalfter zu beißen.«
    Ein Ehemaliger stieß die Tür auf. »Wer schießt hier drin?«
    Beim Anblick der kopflosen Schlange, die immer noch in Bells Griff zuckte, erbleichte er und presste beide Hände auf den Mund.
    Bell benutzte sein blutiges Messer als Zeigestock. »Wenn Sie sich übergeben müssen, sind die Toiletten am Ende des Korridors.«
    Matthew der Portier schob den Kopf durch den Türspalt. »Sind Sie ...?«
    »Woher kommt dieser Überseekoffer?«, wollte Bell wissen.
    »Keine Ahnung. Er muss gebracht worden sein, bevor ich meinen Dienst antrat.«
    »Holen Sie den Manager.«
    Der Geschäftsführer des Clubs erschien Minuten später im Schlafanzug. Er bekam große Augen, als er den geborstenen Spiegel, die kopflose und auf dem Boden zuckende Schlange, deren Kopf auf der Kommode lag, und Isaac Bell sah, der sein Messer soeben mit einem zerfetzten Kissenbezug abwischte.
    »Rufen Sie das Personal zusammen«, sagte Bell zu ihm. »Entweder hat die Clubleitung den Aufnahmeantrag von Lachesis muta großzügig befürwortet, oder einer Ihrer Leute ließ diesen unbefugten Besucher in mein Zimmer.«
    Iceman Weeks latschte quer durch die Stadt, nachdem er von einem Mietstall aus beobachtet hatte, wie Isaac Bell den Yale Club betrat. Danach hatte er noch einige Zeit gewartet, um sicherzugehen, dass Bell nicht wieder herauskam. In der Eighth

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