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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Verdächtigen, die junge »Irin« oder den »deutschen« Stahlarbeiter, irgendetwas in Erfahrung bringen können. Aber der Agent in Bethlehem warnte davor, voreilige Schlüsse zu ziehen. Es schien, als wäre niemand von denen, die Chad Gordon kannten, von dem Unfall überrascht worden. Das Opfer war ein ungeduldiger, erfolgshungriger Mann gewesen, der sich wenig um Sicherheitsvorschriften scherte und, wie allgemein bekannt war, höchste Risiken einging.
    Aus Newport, Rhode Island, kam eine beunruhigende Nachricht. Die Agenten der Protection Services, die abkommandiert worden waren, um in der Naval Torpedo Station ein Auge auf Wheeler zu haben, meldeten, dass sie zwei Männer verscheucht, aber leider nicht geschnappt hätten, die versucht hatten, in die Behausung des Torpedo-Experten einzubrechen. Bell forderte sofort weitere PS-Agenten an, da er befürchtete, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Einbruchsversuch gehandelt hatte. Er schickte außerdem Captain Falconer ein Telegramm, in dem er ihm empfahl, Wheeler anzuweisen, in Zukunft lieber in den gut bewachten Baracken der Torpedofabrik als in seiner privaten Bleibe zu übernachten.
    Das mittlere Telefon - es war im Gegensatz zu den beiden schwarzen revuegirlrot - klingelte, und der Nachtwächter angelte es vom Haken. »Ja, Sir, Mr Van Dorn! ... Er ist tatsächlich gerade hier.« Der Nachtwächter reichte Bell das Telefon und formte mit den Lippen die Erklärung: Ferngespräch aus Washington.
    Bell drückte die Hörmuschel gegen sein Ohr und beugte sich zur Sprechmuschel vor. »Sie arbeiten aber lange.«
    »Ich muss nun mal ein Vorbild sein«, knurrte Van Dorn. »Sollte ich noch über irgendetwas informiert werden, ehe ich Feierabend mache?«
    »Archie kommt nach Hause.«
    »Das wird auch Zeit. Er hatte die längsten Flitterwochen, von denen ich je gehört habe.«
    Bell setzte ihn auch über den Rest ins Bild. Dann erkundigte er sich: »Wie ist es mit Ihrem Bekannten im Außenministerium gelaufen?«
    »Deshalb rufe ich an«, sagte Van Dorn. »Canning hat die meisten Namen auf unserer Ausländerliste durchgestrichen und dafür zwei hinzugefügt, die er für verdächtig hält. Einer, der mir sofort auffiel, ist eine Art Kunstexperte, der vom Smithsonian Institute eingeladen wurde. Er heißt Yamamoto Kenta. Japaner. Genauso wie Falconer meinte. Es empfiehlt sich vielleicht, ihn ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen.«
    »Haben Sie da unten jemanden, den Sie zum Smithsonian schicken können?«
    Van Dorn bejahte, und sie beendeten das Gespräch.
    Bell unterdrückte ein Gähnen, während er in seinen Mantel schlüpfte. Es war schon weit nach Mitternacht.
    »Nehmen Sie sich vor Gullydeckeln in Acht«, riet ihm der Nachtwächter.
    »Ich denke, unsere Schlange schwimmt längst im Hudson River.«
    Die Herrenclubs in der West 44th Street teilten sich den Block zwischen Sixth und Fifth Avenue mit Pferdeställen und Mietgaragen, und Isaac Bell war viel zu sehr damit beschäftigt, nicht in Pferdemist zu treten und Limousinen auszuweichen, um sich Sorgen wegen Schlangen zu machen. Doch als er vor dem elfstöckigen Backsteinbau des Yale Club von New York City eintraf, fand er den Eingang versperrt vor. Drei Männer mittleren Alters, die Gesichter gerötet und nach einem feuchten Abend in der Stadt ziemlich ramponiert aussehend, standen schwankend Arm in Arm auf der Eingangstreppe.
    Bekleidet mit Clubjacken und College-Schals mit der Aufschrift »Class of'83« schmetterten die drei Exkommilitonen »Bright College Years« aus voller Brust. Isaac Bell stimmte mit einem müden Bariton für ein paar Takte mit ein und wollte sich an ihnen vorbeischlängeln.
    »Wir sind größer als der Harvard Club«, krakeelten sie und deuteten abfällig auf das gedrungene Clubhaus auf der anderen Straßenseite.
    »Denen spucken wir doch aufs Dach.«
    »Wir können den Crimsons auch Blumen auf die Köpfe streuen.«
    Der Portier kam heraus und machte für den hochgewachsenen Detektiv einen Weg frei. »Ein paar auswärtige Mitglieder«, erklärte er mit einem vielsagenden Lächeln.
    »Danke für die Hilfe, Matthew. Ohne Sie wäre ich sicher nicht ins Haus gekommen.«
    »Gute Nacht, Mr Bell.«
    Aus dem nach hinten hinaus gelegenen Grill Room drangen weiter Yale-Gesänge, wenn auch nicht so laut wie von den drei Nachtschwärmern auf der Straße. Bell entschied sich, nicht den Fahrstuhl, sondern die Treppe zu benutzen. Um diese späte Uhrzeit war der zweistöckige Salon wie gewöhnlich verwaist.

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