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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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Er wohnte im dritten Stock, in dem sich zwölf spartanisch eingerichtete Einzelzimmer befanden - sechs auf jeder Seite und mit einem Bad am Ende des Flurs. Ein Überseekoffer stand mitten im Korridor und versperrte teilweise die Tür zu seinem Zimmer.
    Offensichtlich war soeben ein Clubmitglied mit dem Schiff aus Europa angekommen.
    Mit einem schläfrigen Gähnen schob Bell den Koffer ein Stück zur Seite, während er um ihn herumging. Zu seiner Überraschung fühlte er sich leicht an - fast leer. Normalerweise schaffte das Personal Koffer beiseite, sobald sie ausgepackt waren. Er betrachtete den Koffer ein wenig genauer. Er machte einen ziemlich abgenutzten und ramponierten Eindruck und war mit vergilbten Aufklebern der Hotels Ritz in Barcelona und Brown's in London und des Passagierdampfers Servia der Cunard-Schifffahrtslinie bedeckt. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal diesen Namen gelesen hatte; das Schiff musste mindestens seit der Jahrhundertwende nicht mehr im Dienst sein. Zwischen den vergilbten Aufklebern fiel ihm ein offensichtlich ganz neuer sofort ins Auge. The Cumberland Hotel, New York.
    Ein seltsamer Zufall. Das war doch die letzte Bleibe der freiheitsliebenden Schlange gewesen. Er fragte sich, weshalb ein Mitglied des Yale Club in New York erst im Cumberland abstieg, ehe es in ein ruhiges, aber vergleichsweise dürftiges Junggesellenquartier umzog. Wahrscheinlich auf Grund eines Entschlusses, länger in New York zu bleiben, da die Zimmerpreise im Clubhaus bedeutend niedriger waren, selbst wenn man den Clubbeitrag hinzuzählte.
    Er schloss die Tür auf und machte einen Schritt in sein Zimmer. Ein seltsamer Geruch stieg ihm in die Nase. Er war so schwach, dass man ihn kaum wahrnehmen konnte. Die Hand bereits ausgestreckt und nach dem Lichtschalter an der Wand tastend, hielt er inne. Er versuchte, den leicht fauligen Geruch zu identifizieren. Fast wie ein verschwitzter Fechtanzug aus Schweinsleder. Aber seiner hing um die Ecke in der 45th Street neben Floretts und Degen in seinem Spind im Fechtclub.
    Das Licht aus dem Korridor drang über seine Schulter in den Raum. Auf dem Bett glänzte etwas.
    Isaac Bell war plötzlich hellwach. Er trat vollends in sein Zimmer und machte sofort einen Schritt zur Seite, um nicht als Silhouette in der Türöffnung zu erscheinen. sich mit dem Rücken an die Wand pressend und die Sinne aufs Schärfste angespannt, fischte er seine Browning-Pistole aus dem Holster und betätigte den Lichtschalter.
    Auf dem schmalen Bett stand ein Kasten aus Glas, der so schwer war, dass er die Chenille-Tagesdecke eindrückte. Er hatte die Form eines Würfels mit etwa sechzig Zentimetern Kantenlänge. Sogar der Deckel war aus Glas. Er stand offen. Er hing an defekten Scharnieren, als ob derjenige, der den Kasten geöffnet hatte, den schweren Deckel, der die Scharniere verbogen hatte, einfach fallen gelassen hätte und um sein Leben gerannt wäre.
    Bell spürte, wie sich die Haare in seinem Nacken sträubten.
    Er ließ einen schnellen Blick durch den Raum schweifen. Die Ablage der Kommode war bis auf eine Schachtel für seine Manschettenknöpfe leer. Auf dem Nachttisch befanden sich eine Leselampe, ein handlicher Reiseführer für New York, Mahans Der Einfluss der Seemacht auf die Geschichte und Burgoynes U-Boot-Navigation gestern und heute. Die Tür des Kleiderschranks war geschlossen und der Safe in der Zimmerecke, in dem er seine Waffen deponiert hatte, verriegelt. Immer noch an der Wand stehend nahm Bell wieder den Glasbehälter ins Visier. Das Innere war durch Lichtreflexe auf den Glaswänden nur teilweise zu erkennen. Langsam bewegte er den Kopf, um den Blickwinkel zu ändern.
    Der Behälter war leer.
    Bell stand vollkommen still - wie ein Jäger. Es gab nur noch einen einzigen Ort, wo sich die Schlange versteckt haben konnte, und das war unter dem Bett im Dunkeln hinter der herabhängenden Tagesdecke. Plötzlich nahm er eine Bewegung wahr. Eine lange gabelförmige Zunge zuckte unter der Bettdecke hervor und prüfte die Umgebung auf der Suche nach einem möglichen Angriffsziel. Mit dem Rücken an der Wand und winzigen Bewegungen schob sich Bell zur Tür, um aus dem Raum zu schlüpfen und die Schlange damit im Zimmer einzusperren. Chloroform, das durch den Türspalt ins Zimmer geleitet würde, müsste die Schlange eigentlich schnell außer Gefecht setzen.
    Aber ehe er sich auch nur zehn Zentimeter vom Fleck gerührt hatte, zuckte die Zunge der Natter schneller, als

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