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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Samowar und einem kleinen Imbiss.
    Er hatte das Tor erreicht und öffnete die Tür, die darin eingelassen war. Er staunte nicht schlecht, als er nicht weniger als zwanzig Männer und Frauen warten sah; schon an der Kleidung und Frisur erkannte er, dass es Ausländer waren.
    »Guten Tag«, sagte Atanasios auf Englisch, dessen starker Akzent aber keinen Zweifel an seiner Herkunft ließ.
    »Hallo«, antwortete ihm eine Frau, deren rechte Gesichtshälfte von einem abklingenden Bluterguss gelblich verfärbt war. Auf ihrer Stirn klebte ein Pflaster. »Wir sind aus Holland und auf einer Rundreise entlang der Selenga. Wir hätten gern Ihr Kloster besichtigt.« Sie zeigte mit einer Hand hinter sich. »Sind wir zu viele, oder ist das kein Problem?« Sie zückte ein Bündel bunter Euroscheine.
    Atanasios freute sich, sowohl über den regen Zuspruch als auch über das Geld. Das waren mindestens zehn neue Fensterbänke! »Nein, das geht ohne weiteres«, versicherte er, trat zurück und vollführte eine einladende Handbewegung. »Kommen Sie. Mein Name ist Pater Atanasios.«
    Die Männer und Frauen gingen einer nach dem anderen an ihm vorbei, manche nickten ihm freundlich zu, andere hatten nur Augen für die Türme und anderen Bauwerke; zwei hielten Fotoapparate im Anschlag. Die Verschlüsse klickten in rascher Folge, wobei für den Pater nicht ersichtlich war, was sie da ablichteten.
    Er setzte sich an die Spitze der Gruppe, wo die Frau auf ihn wartete. »Ist nicht viel los heute«, sagte sie.
    »Nicht im Winter. Sie sind eine Ausnahme. Mögen Holländer die Kälte so gern?« Die Frau lachte, dabei löste sich das Stirnpflaster an einer Ecke. Eine genähte Platzwunde wurde sichtbar. »Sie macht uns nichts aus.« Sie gab ihm die Euroscheine und sah zur Kirche. »Das ist viel Arbeit. Und sehr teuer, oder?«
    Atanasios nickte. »Ja. Ohne die Sponsoren ginge gar nichts. Erst im Jahr 2000 haben die Renovierungsarbeiten begonnen«, erzählte er. »Beinahe wäre die Anlage verfallen. Dank des alten Sowjetregimes.«
    »Schrecklich!« Die Frau sah sich um. »Wie viele Mönche leben denn derzeit hier?« »Wir sind zwanzig.« Er führte sie zum Hauptgebäude. »Folgen Sie mir. Beginnen wir die Besichtigung mit einem kleinen Schluck Tee aus dem Samowar gegen die Kälte.« »Was machen die Mönche denn so um diese Uhrzeit?«
    Er fand die Frage merkwürdig, aber mit Holländern hatte er es noch nie zu tun gehabt. Vielleicht musste das so sein. »Nun, die meisten sind in der Küche und spülen das Geschirr vom Mittagessen, einige andere warten darauf, Sie zu begrüßen, und der Rest wird mit Studieren beschäftigt sein.«
    »Wo?«
    Er runzelte die Stirn, zeigte dann aber auf das Gebäude, in dem die Bibliothek untergebracht war.
    »Ausgezeichnet.« Das war alles, was sie sagte.
    Sie betraten die Eingangshalle, wo ein Tischchen mit Wodkaflaschen und einem halben Dutzend Gläschen, Bechern und ein vor sich hin brodelnder Samowar standen. Zwei Mönche sahen die Gruppe kommen und liefen los, um noch mehr Gefäße für Tee und Alkohol zu organisieren.
    Atanasios wandte sich zum Tischchen und wollte nach einer Wodkaflasche greifen, da spürte er einen metallischen Gegenstand im Nacken und bekam den Befehl: »Langsam umdrehen.« Er tat, was die Frau verlangte, und zitterte dabei am ganzen Leib.
    Alle Männer und Frauen der Gruppe hielten plötzlich Waffen in den Händen, schwere Pistolen und langläufige Maschinenpistolen, und scheuchten die Mönche zurück in die Mitte. Vier von ihnen rannten wieder hinaus, vermutlich um das Tor zu sichern. Zehn weitere verließen die Halle durch verschiedene Türen.
    »Allmächtiger!«, sagte Atanasios erschrocken und starrte auf die Mündung, die ihm gegen die Stirn gepresst wurde. »Was wollen Sie?«
    »Wie ich schon sagte«, erwiderte die Frau, nahm einhändig ein Headset aus der Tasche und setzte es auf. Das Kabel führte in ihre Manteltasche. »Wir sind hier, um Ihr Kloster zu besichtigen. Bis in den kleinsten Winkel.« Sie hielt eine exakte Armlänge Distanz zu ihm. »Ist hier in den letzten Tagen Merkwürdiges vorgefallen? Rätselhafte Erscheinungen? Lichtschein? Geräusche?«
    »Sind Sie verrückt?«, entfuhr es ihm. »Dies ist ein Haus Gottes, und ...«
    Für diese Frage bekam er einen Schlag mit dem Lauf gegen die Nase, so dass Blut herauslief und in seinen dichten schwarzen Bart rann.
    »Denken Sie noch mal nach.«
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen! Es wird von morgens bis spätabends gebaut, die Maschinen

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