Blutportale
ist.«
»Dann geht es von Ulan Bator direkt nach Irland«, beschloss Justine. »Ich habe mir die Entfernung auf der Karte angeschaut.
Es ist nicht weit von hier aus in die Mongolei. Es wäre mir lieber, wenn wir ein paar Kilometer hinter uns bringen, bevor die Dämonendiener uns finden.«
Will nahm das Schwert in die Hand und führte einen Schlag in der Luft. Es fühlte sich gut, vertraut und richtig an. »Wie bekommen wir das durch den Zoll?«
»In den Koffer werde ich es sicher nicht legen.« Saskia gefiel es nicht, dass Will das Schwert an sich genommen hatte. Sie erhob sich und nahm es ihm ab. Sie hatte den Eindruck, dass er es nur widerwillig hergab. Saskia drehte es, betrachtete den Fangkorb und die Parierstange und suchte nach den Verbindungen und Schmiedestellen, an denen Metall und Schwert verbunden worden waren.
Nachdem sie an den Verzierungen gedreht und gerüttelt hatte, bemerkte sie, dass sich eine Strebe im Korbgeflecht bewegen ließ. Nach mehreren Versuchen löste sich das Stäbchen, und daraus ergab sich ein Dominoeffekt: Der Handschutz ließ sich komplett entfernen und zusammenschieben. Auch die Parierstange konnte sie nun abnehmen. Im Schwert sah sie winzige Bohrungen, die Verankerungen für den Schutz.
»Sehr raffiniert«, kommentierte Justine, die ebenso fasziniert zugesehen hatte wie Will. »Anscheinend hat ihr Schöpfer damals schon vorhergesehen, dass man die Waffe mitunter schmuggeln muss.« Saskia riss den Stoff ihres Mantelfutters auf und schob die nackte Klinge hinein. Unter den Anweisungen der anderen versuchte sie, das Schwert so zu deponieren, dass es nicht auffiel. Wenn der Zöllner nicht zu genau hinschaute und sie sich etwas steifer bewegte, würde er vielleicht nichts bemerken. Es gab auf die Schnelle keine andere Möglichkeit. Sobald Saskia die SMS mit Bebuds Nummer bekommen hatte, rief sie den Mann an. Seine Stimme war dunkel und hatte einen harten Akzent. Sie vereinbarten, sich am Flughafen zu treffen.
Ihr Erkennungszeichen sollte die Times sein, zusammengerollt unter dem rechten Arm. Eine Stunde später verließen die drei das Hotel. Was Will beim Auschecken sofort auffiel, war, dass der bekannte Portier nicht an seinem Platz stand. Auf seine Nachfrage hin wurde ihm mitgeteilt, dass der Kollege seinen Dienst heute nicht angetreten hatte.
Will seufzte. Er wusste, dass der Mann nicht mehr lebte. Genau wie der Taxifahrer. Gegen Nachmittag landeten sie in Ulan Bator.
Sie gelangten zu ihrer eigenen Verwunderung ohne Probleme durch den Zoll; die Uniformierten winkten sie durch und machten den Eindruck, nicht besonders glücklich zu sein, Ausländer zu sehen. Saskia erschien es, als wollten sie sogar vermeiden, dass sie überhaupt stehen blieben. Das war ungewöhnlich -aber es sollte ihr recht sein.
Die drei begaben sich in die Halle, wo ein hagerer, langer Mann in einem schwarzen Mantel und mit einem Hut in der Hand wartete. Unter seinem rechten Arm trug er die zusammengerollte Times, in der linken Hand hielt er einen Regenschirm. Er wirkte wie ein waschechter Brite, der sich hierhinverirrt hatte.
Justine übernahm Saskias Flankenschutz und blieb am Zeitungsstand stehen, an dem Saskia ihrerseits eine Times erstand. Will beobachtete das Zusammentreffen von der nahegelegenen Galerie aus und hielt nach verdächtigen Personen Ausschau.
Saskia ging auf Bebud zu, tippte sich mit der Zeitung gegen die Brust, so dass er sie sehen musste, und reichte ihm die Hand. Sie trug Handschuhe und würde nichts bei ihm auslösen. »Guten Tag, Bebud. Danke, dass Sie Zeit für mich haben.«
»Willkommen in der Hauptstadt der Mongolei.« Der Mann schlug ein. »Der Professor bat mich darum, Ihnen zu helfen. Es ist mir ein Vergnügen.« Er zeigte auf ein kleines Cafe. »Wollen wir uns setzen?« »Ja, aber mir wäre es lieber, wenn wir eine der Ruhebänke dort vorne nehmen. Von da habe ich einen besseren Überblick.« Er willigte ein, und sie gingen ein paar Schritte weiter, um sich auf einer Bank niederzulassen. Sie nahm das Buch heraus, das inzwischen vollständig getrocknet war, und öffnete es. »Können Sie mir übersetzen, worum es hier geht?«
»Ein ganzes Buch?«
»Uns wäre geholfen, wenn Sie auf Schlagwörter wie Artefakt und Ähnliches achten, während Sie querlesen.« Saskia nahm eine Liste mit Begriffen heraus, die sie ihm vorlas. »Klingt nach Hokuspokus.« Bebud sah sie missgestimmt an. »Hätte mich mein Freund nicht darum gebeten, würde ich jetzt aufstehen und gehen«, sagte
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