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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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führen. Ein Fleck auf der Matte genügte für einen Ausrutscher, und schon war eine effiziente Verteidigung oder ein guter Angriff nicht mehr möglich.
    Wollte man sie warnen, indem man ihr diesen Anblick nicht vorenthielt?
    Ungefähr in der Mitte des Raumes stand der Tisch, hinter dem die fünf Kampfrichter saßen, drei Frauen und zwei Männer, die in eleganten Smokings und edlen Kleidern ihren Dienst verrichteten. Auch ihre Namen waren nicht bekannt, das Komitee bestimmte sie und organisierte alles. Ansonsten war der Raum leer.
    Einer der Männer stand auf und kam auf Saskia zu. »Es tut mir leid, aber wir mussten die Kampfbahn entfernen lassen«, sagte er. »Es wäre verantwortungslos gewesen, Sie und dem Maitre die Erlaubnis zu erteilen, darauf anzutreten.«
    »Heißt das, das Duell findet nicht statt?« Saskia spürte eine riesige Enttäuschung. Die Ungeduld und der Wunsch, endlich an die erste Stelle zu rücken, waren übermächtig. »Gibt es keine Ersatz-Planche?«
    »Nein.« Der Richter sah sie an. »Doch wir wissen um die Brisanz des Duells. Wenn Sie und der Maitre sich einigen, können wir auch ein freies Gefecht zulassen.«
    »Sehr gern«, stimmte sie zu.
    Der Richter nickte der Frau zu, die Saskia hereingebeten hatte, und sie ging los, um den Maitre zu holen. »Ihr Gegner hat bereits zugestimmt.« Er wies den Helfer an, schneller zu arbeiten. »Das kann Ihr großer Tag werden, Rapier«, sprach er leiser und sah dorthin, wo er das Erscheinen ihres Gegners erwartete. »Wir sind alle gespannt, ob Sie es endlich schaffen, den Maitre vom Thron zu stoßen. Es laufen einige Wetten auf Sie; müßig, zu erwähnen, dass seit langem überhaupt wieder auf einen Gegner des Maitre gesetzt wurde.« Er lächelte aufmunternd und kehrte zu seinem Platz am Tisch zurück.
    Saskia horchte bei den Worten auf. Anscheinend besaß der ewige Champion wenige Sympathien bei den Offiziellen und in der union. Das motivierte sie noch mehr, ihn zu schlagen. Ihn, der seit dreißig Jahren nichts anderes als Siege kannte. Drei Dekaden; eine sehr lange Zeit. Der Professor kam in den Saal und stellte sich schräg neben den Tisch. Die medizinische Versorgung war damit gesichert. Alsdann erschien durch eine andere Tür, hereingeführt von der Dame im dunkelrosafarbenen Kleid, der Maitre.
    Er hatte ungefähr Saskias Größe, sie schätzte ihn auf etwas unter eins achtzig. Auch er trug die engen weißen Fechthosen sowie weiße Schnürstiefel, die Finger steckten in hellen Handschuhen. Sein nackter Oberkörper beeindruckte sie weniger, weil er perfekt definiert war sondern weil sie auf seiner Haut keine einzige Narbe entdecken konnte, nicht einmal einen winzigen Kratzer. Saskia musste schlucken. Es stimmte also, was man sich erzählte: Keiner der Herausforderer hatte es in dreißig Jahren geschafft, ihn ernsthaft zu verletzen und sich für die eigenen Wunden zu revanchieren.
    Kaum hatte sie diese Überraschung verdaut, machte sie der Anblick seiner Fechtmaske sprachlos: Sie war aus verspiegeltem Kunststoff!
    Saskia wusste, dass Fechtmasken aus Plexiglas schon seit längerem in der Liga, bei internationalen Meisterschaften und Olympia im Gespräch waren, doch diese sollten durchsichtig sein, damit die Zuschauer die Gesichter der Kämpfer beobachten konnten. Der Maitre hatte sich seine eigene anfertigen lassen, und die wirkte mehr als gefährlich und heimtückisch. Saskia sah die leicht verzerrten Reflexionen der vielen brennenden Kerzen auf der gewölbten Oberfläche, und je näher er ihr kam, umso deutlicher erkannte sie sich selbst darin.
    Er blieb drei Schritte von ihr entfernt stehen, hob die linke Hand mit der Waffe zum Gruß und führte die filigrane, gewickelte Parierstange auf die Höhe der Maske, auf der sie seine Lippen vermutete. Er hielt ein einsatzbereites, langes Rapier, dessen beidseitig geschliffene Klinge im Licht rötlich schimmerte. Danach grüßte er das Kampfgericht.
    Saskia beeilte sich, ihm und den Richtern ebenfalls ihren Gruß zu entbieten. Sie unterstellte dem Maitre, seine Waffe mit voller Absicht ausgewählt zu haben: ein Rapier gegen Rapier. Es erschien ihr dazu noch überlang. Ein Reichweitenvorteil, den sie nur mit Schnelligkeit wettmachen konnte. Der Kampf würde interessant werden. Es war die Herausforderung, nach der sie suchte, und die Vorfreude brachte sie zum grimmigen Lächeln. Der Schiedsrichter, der sich mit ihr vorhin kurz unterhalten hatte, stand auf. »L'union des lames, unique, secrète et éternelle.

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