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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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»Wir tun, was unser Haus zu leisten in der Lage ist. Ich würde Ihnen ja empfehlen, Ihren Bruder auszufliegen und woanders behandeln zu lassen, wenn ich wüsste, was ihm fehlt. Einige meiner Kollegen an anderen international renommierten Kliniken, die ich kontaktiert und mit den Befunden konfrontiert habe, sind jedoch ebenso ratlos wie ich. Die Werte sprechen keine klare Sprache. Und wie ich schon sagte«, er fuhr sich durch die kurzen schwarzen Haare, »wir können keinen Verursacher zuordnen.«
    »Mein Bruder war schon immer ein Sonderfall«, sagte der Mann und bückte sich nach dem Beutel, in dem die privaten Sachen aufbewahrt wurden, die der Kranke bei seiner Ankunft bei sich hatte.
    Früher oder später würden Saskia und Justine erscheinen, um nach Will zu suchen. Sie waren wie vom Erdboden verschluckt, doch er hatte eine Theorie, wo die Frauen abgeblieben waren. Er war schließlich kein einfacher Mensch wie seine Spione oder dieser bemühte, aber letztendlich hilflose Arzt.
    Er war ja nicht einmal ein Mensch.
    Levantin verabschiedete sich von Tibi und begab sich in das Zimmer, das neben dem von Will lag. Er hatte sich in der Abteilung für Innere Medizin eingemietet, sein Geld machte auch das möglich. Über einen Monitor konnte er verfolgen, was sich in Wills Zimmer tat und wer ihn besuchte. Sogar die Vitalwerte wurden auf einem zweiten Monitor angezeigt.
    Levantin setzte sich aufs Bett, schüttete die Tasche aus und betrachtete, was sich da vor ihm ausbreitete: Sand aus Palmyra, ein Ausweis, ein Dolch, ein Satellitentelefon, Geld und - das Pergament!
    Er nahm es und strich es vorsichtig auf der Decke glatt.
    Wer auch nur einen Funken Feingefühl besaß, musste sofort spüren, dass es keine gewöhnliche, gegerbte Tierhaut war, sondern etwas, das in eine andere Welt gehörte, die einfältige Menschen in Ermangelung eines besseren Wortes oft Hölle nannten. Menschen neigten nun einmal dazu, alles, was sie nicht kannten oder verstanden, schlechtzumachen und zu fürchten. Die wenigen von ihnen, die einen Besuch in diesen Sphären überlebt hatten, verbreiteten darum Geschichten über schreckliche Wesen und Dämonen oder, je nachdem, wo sie gelandet waren, über Götter und andere Gestalten. Die verschiedenen Kulturen und Religionen hatten im Laufe der menschlichen Geschichte unzählige Bezeichnungen gefunden, viele davon einfallsreicher als das ewige Himmel und Hölle, mit dem sich die meisten heute begnügten. Für ihn hingegen bedeuteten sie alle nichts anderes als Heimat.
    Strenggenommen war er nicht in jeder der Welten zu Hause, sondern nur in einer. Und in diese wollte er nun endlich, nach so langer Zeit, zurückkehren.
    Levantin vermutete, dass Saskia ein Portal geöffnet hatte, um ins antike Palmyra zu gelangen. Er wusste nicht, warum sie das getan hatte, und es war ihm auch gleich. Aber dort würde sie auf ihn treffen, vor etwa zweitausend Jahren, als er von den Menschen verehrt worden war. Sie würde ihm im Duell gegenüberstehen und dann durch ein weiteres Portal verschwinden. Ihm würde nichts anderes übrigbleiben, als darauf zu warten, ihr wieder zu begegnen. Ihr Treffen in der Vergangenheit hatte bei ihm die Hoffnung gesät, die Welt der Menschen eines Tages verlassen zu können. Zwar hatte er nie aufgehört, auch andere Menschen mit seinem Zeichen zu erhöhen, aber sie hatten einfach nichts getaugt.
    Alles war so gekommen, wie es kommen musste.
    Jetzt blieb ihm nur noch zu hoffen, dass Saskia und Justine den Weg zurück in die Gegenwart fanden. Damit würde sich erweisen, wie gut sie ihre Gabe kontrollierte. Auch das war wichtig für sein Vorhaben. Sie war extrem mächtig, ohne es zu wissen. Sie erstarkte und lud sich immer weiter auf, wie er an ihrer Ausstrahlung merkte. Er dachte an seinen Vergleich mit einem Atomversuchsreaktor und fand ihn passender denn je. Sie konnte ihn in jede Dimension bringen. Unendliche Möglichkeiten standen ihm offen, doch er wollte nur eines: nach Hause. Er hatte genug erlebt.
    Die zusammengesetzten Artefakte, das wusste Levantin inzwischen durch die Aufzeichnungen der Bêlualiten, vermochten nur, das Blutportal für Bêlua zu öffnen. Nun, sobald er diese Welt verlassen hatte, konnten die Menschen mit den Artefakten anfangen, was sie wollten. Sollten sie Bêlua, Sekhemt oder einen anderen Fürsten herbeirufen, wenn sie unbedingt wollten. Ihn ging das nichts mehr an.
    Er erinnerte sich gut an diese Nacht in Palmyra, als sie in seinem kleinen Palast aufgetaucht war

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