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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schneller und zog Saskia, die sich nicht mehr bewegte und steif wie eine Puppe dastand, in sich hinein. Ein dritter Blitz schloss den Kontakt zu ihrem Rücken, knisternd zogen die Energien sie in das rotierende Auge, das von der Waagerechten ganz langsam in die Senkrechte schwenkte und weitere Entladungen nach allen Seiten feuerte. Die Menschen rannten schreiend aus der Halle. Hier waren Kräfte im Spiel, gegen die Justines Macht lächerlich wirkte.
    Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Die Kraft, die von dem Portal ausging, das Saskia erschaffen hatte, erzeugte ein heftiges Kribbeln in ihr. Ameisen schienen ihr Blut ersetzt zu haben und gaben Säure in ihre Organe ab. Sie fürchtete, dass sie in den Strahlen vergehen würde, wenn sie versuchte, Saskia zu retten. Justine trat trotzdem einen Schritt näher und überlegte hektisch, wie sie Saskia schützen konnte.
    Eine starke Hand legte sich auf ihre Schulter und drückte zu.
    Das Schlüsselbein brach mit einem trockenen Knacken, Justine schrie, fuhr herum und schlug mit der anderen Hand zu.
    Der Pistolenknauf traf die Schlangenwandlerin an ihrem schuppigen Hals. Sie hatte diesmal die Mischform gewählt: Ihr nackter Körper wurde von smaragdfarbenen Schuppen geschützt, die Rüstung und Kleid zugleich zu sein schienen. Während die Gliedmaßen aber immer noch eindeutig humanoid waren, besaß ihr Kopf sehr viel von einer Schlange und wirkte überdimensioniert und fehlerhaft proportioniert.
    Justines Schlag hatte nicht viel ausgerichtet. Zischend öffnete sich das breite Maul, die bläuliche gespaltene Zunge fuhr vibrierend heraus, und Justine hörte ein aggressives Zischen. Die geschlitzten Augen funkelten wütend.
    Justine langte nach ihrem Dolch, biss die Zähne zusammen, weil sie die gebrochenen Knochen bewegen musste, und wollte die Schlangenfrau damit angreifen.
    Die Gegnerin kam ihr zuvor: Viel schneller, als Justine es zu ihrer besten Zeit gewesen war, packte die eine Hand ihren Nacken, die andere krallte sich in ihren Rücken, und dann zogen sie Justine in eine Umarmung, die ihr den Atem raubte.
    Die blaue Zunge leckte ihr übers Gesicht, dabei verstärkte die Reptilienwandlerin unerbittlich den Druck, bis Justine ihre Knochen knacken hörte. Sosehr sie sich auch anstrengte, sie konnte den Griff nicht sprengen. Schließlich schnappte sie in ihrer Not nach der sensiblen Schlangenzunge - und biss so fest zu, wie sie konnte.
    Fauchend zog die Gegnerin den Kopf zurück, die Umarmung lockerte sich etwas, und Justine wand sich mit einer schnellen Drehung aus den Armen. Dabei schössen unglaubliche Qualen durch ihren Körper, die angebrochenen und gestauchten Knochen schmerzten. Es kam noch schlimmer.
    Bevor der Blitz sie traf, spürte sie seine Hitze von hinten, und die Härchen im Nacken richteten sich auf. Von vorn sah sie die Hände der Reptilienwandlerin auf sich zufliegen, die sich gleich darauf um ihren Hals legten; dann krachte Justine die Energie des Blitzes ins Kreuz und sprang von ihr auf die Wandlerin über.
    Sie wurde zurückgerissen, genau in das geöffnete Portal, und zog die Gegnerin mit sich. Es war ihnen beiden unmöglich, sich gegen diese Kraft zu wehren.
    Abrupt wurde es dunkel um Justine.
    Kälte umgab sie, kroch über ihren ganzen Körper, schlug über ihrem Kopf zusammen und brachte sie zum Frieren, ihre Zähne schlugen schnell aufeinander. Bewegen konnte sie sich so gut wie nicht mehr. Ein Eisklotz, der denken konnte.
    Es ist vorbei, dachte Justine, und der Gedanke schien so kristallklar, dass sie beinahe aufgelacht hätte.
    Doch die Bestie in ihr revoltierte gegen den nahenden Tod. Aus dem letzten Funken Widerstand machte die Wut der Werwölfin ein Feuer, welches das lähmende Eis schmolz, das Justines Innerstes gefroren hatte. Mit einem lauten Schrei auf den Lippen zappelte und strampelte sie sich frei.
    Plötzlich bekam sie Luft! Ihre Beine berührten festen Boden, und sie hörte das Plätschern von Wasser, durch dessen Oberfläche sie eben gebrochen war. Sie rieb sich die Augen, sie konnte nichts sehen ... doch, da war etwas, das blendende Weiß um sie herum war einem dichten Nebel gewichen, und kurz meinte sie, die Sonne zu sehen, die als hellgrauer Ball irgendwo über ihr schwebte.
    »Saskia?« Hustend schaute sie sich um, schmeckte das Salz auf den Lippen und hielt das Messer bereit. Möglicherweise war die Wandlerin mit ihr durchs Portal gerissen worden. Wenn sie wechselwarm wie eine echte Schlange war, hatte sie in dem Eiswasser ein

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