Blutportale
besaß.
Er streckte ihm die Klaue entgegen. »Her damit!«
Blitzschnell rollte Levantin zur Seite, sprang auf die Beine und stieß sich ab, um durch die geschlossene Tür nach draußen zu springen.
Will holte ihn im Flug ein und umklammerte ihn. Gemeinsam durchbrachen sie die Tür, prallten auf den Boden und rissen ein Loch, durch das sie ins Erdgeschoss der Universität stürzten. Levantin stieß einen wütenden Schrei aus und kämpfte sich auf die Beine. Er blutete aus vielen Kratzern, obwohl sein Körper sich bereits mit Höchstgeschwindigkeit regenerierte. »Du wirst mich nicht hindern«, schrie er gellend, während in seinen Augen das goldene Schimmern erwachte. Er würde seine restliche Macht einsetzen, um dieses nichtswürdige Halbwesen aus Mensch und dämonischem Abschaum auszurotten.
Doch schon bekam er den nächsten Hieb verpasst, der ihn senkrecht nach oben durch das Loch schleuderte und ihn die Decke zum zweiten Stock zertrümmern ließ. Geistesgegenwärtig hielt er sich fest, schwang sich in die Etage hoch und schaute durch das Loch hinab.
Will machte mehrere Sprünge, die ihn Etappe um Etappe zu ihm hinaufbrachten. Er fauchte und grollte gleichzeitig. In dem Gesicht, das zusehends seine Menschlichkeit verlor, stand der feste Vorsatz, seinen Gegner auszulöschen.
Levantin bewegte den Kopf, und sein Nacken knackte mehrmals. Noch genügte seine Kraft, um ihn am Leben zu halten und diese Attacken zu überstehen. Aber er wollte den Kampf nicht annehmen.
Das Portal musste geöffnet werden, statt die Zeit mit Spielchen zu vergeuden, die er gründlich satthatte.
Er richtete sich auf, sah einen Schrank neben sich an der Wand stehen und kippte ihn um, genau über das Loch. Dann lief er los, wechselte hastig in die dritte und dann die vierte Etage und öffnete dort eine der Zimmertüren.
Vor ihm saßen ein Junge und ein Mädchen in den Betten. Sie schauten Fernsehen. Die Gesichter wandten sich ihm erschrocken zu.
»Hallo, ihr zwei«, sagte Levantin und hob das Schwert. »Wer von euch möchte ein Puzzle machen?«
Der BMW flog einen sandigen Abhang hinab, ehe er aufsetzte und von Justine mit einem reflexhaften Manöver vor dem Zusammenprall mit einer antiken Säule bewahrt wurde. »Das ist Palmyra«, stellte sie mit hochgezogenen Augenbrauen fest.
»Wäre dir die Seite des Busses lieber gewesen?«, gab Saskia hustend zurück und wischte sich das Blut unter der Nase weg. In ihrem Mund schmeckte es nach blutiger Bittermandel, die in Essig gesotten worden war. »Mir ist auf die Schnelle nichts anderes eingefallen.« »Aber das ist großartig!« Justine beschleunigte und sah auf die Uhr. »Oh, merde. Wir haben wieder Zeit verloren. Wir waren wohl etwas länger unterwegs. Lass mich raten: Ein zweites Portal, das uns vite, vite ans Ziel bringt, ist nicht drin?«
»Fahr einfach so schnell du kannst«, entgegnete Saskia matt.
»Avec plaisir.« Die Französin durchbrach die Sperre, mit der die Zufahrt zu den Ruinen blockiert wurde, und hupte, um die beiden Wächter nicht auf die Motorhaube zu nehmen. Sie sprangen rechtzeitig zur Seite.
Es ging die asphaltierte Straße entlang, und bald fanden sie auch Hinweisschilder auf Damaskus.
Justine sah in den Rückspiegel, konnte aber nur die Staubwolke sehen, die sie hinter sich herzogen. »Werden wir verfolgt?«
»Das werden wir früh genug merken.« Saskias Handy läutete; es war der Professor! »Frau Lange! Endlich!«, rief er. Im Hintergrund hörte sie Sirenen. »Ich bin an der Klinik, das Universitätsgelände ist abgesperrt. Ich fürchte, Levantin ist hier. Aus dem Innern erklingen Kampfgeräusche. Es hat den Anschein, dass sie das gesamte Gebäude abreißen.« »Wir kommen zu Ihnen, Professor! Wir müssen zu Will.«
»Wir treffen uns an dem kleinen Imbissstand auf der Südseite des Areals. Bis dahin habe ich einen Weg gefunden, wie wir hineingelangen. Und beeilen Sie sich!«
»Hat er wirklich gesagt, wir sollen uns beeilen?« Justine stieß die Luft aus.
»Hat er.«
Justine schaffte es, trotz des vielen wirbelnden Sands auf der Piste noch schneller zu fahren, ohne dass sie einen Unfall bauten.
»Du kannst also kein Portal öffnen, das uns direkt nach Damaskus bringt?«, fragte sie noch einmal. Saskia schüttelte stumm den Kopf.
»Nun, wie wäre es dann mit einer kleinen ... Abkürzung?«
»Wie meinst du das?« Saskia sah sie verwundert an.
»Kleine Sprünge. Wir haben hier eine tolle Fernsicht - bring uns einfach immer an den Punkt, bis zu dem du
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