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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ihrem Leben. Söldner, Waffen, brutale Gewalt - das war nicht ihre Welt, und sie hatte die Truppe nur unter Protest akzeptiert, nachdem man sie überstimmt hatte. »Es ist ungerecht, dass wir nach Regeln spielen müssen und die andere Seite nicht«, hatte sie aufbegehrt, doch ihre Verbündeten konnten dies natürlich so wenig ändern wie sie. Die Gegenseite schlug immer unberechenbarer zurück, also musste man sich schützen und ihr mit ihren eigenen Mitteln begegnen. Hansen sah auf ihr Handy, als könnte sie damit den erlösenden Anruf Güls herbeizwingen. Die Hoffnung starb zuletzt. Sie fand, dass man diese Volksweisheit in Die Verzweiflung verhindert die Erkenntnis umschreiben sollte. Sie nahm einen weiteren Schluck Cappuccino, spürte, wie der Alkohol sie wärmte, und stand auf. »Ich bin gleich wieder zurück.«
    Chris sprang sofort auf die Beine, aber Mike hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. »Sie geht zur Toilette, Dicker«, übersetzte er ihre Ankündigung. »Da braucht sie wohl kaum deine Gesellschaft. Setz dich, die Umgebung ist safe.«
    Der Muskelmann wurde rot und ließ sich im Zeitlupentempo wieder auf seinen Stuhl sinken, während die anderen grinsten.
    Hansen schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln und ging durch die Tür ins Innere des kleinen Cafés. Nach einem kurzen Orientierungsblick schritt sie die Stufen nach unten, wo sich die WCs und ein weiterer kleiner Gastraum befanden. Als sie die Toilette ein paar Minuten später verließ, um an ihren Tisch zurückzukehren, versperrte ihr ein Mann in einem billigen, dunklen Polyesteranzug den Weg die Stufen hinauf. Er hatte lange braune Haare, einzelne Strähnen fielen ihm ins Gesicht und ließen es durch die Schatten düsterer wirken. Schweißgeruch ging von ihm aus.
    Hansen runzelte die Stirn. »Sie entschuldigen?«
    Er nickte an ihr vorbei in den Gastraum, der bis eben noch leer gewesen war.
    Hansen drehte den Kopf und schaute dorthin. Am Tisch saß eine schwarzhaarige Frau, die sie von einem Dutzend Begegnungen unter äußerst unerfreulichen Umständen sehr gut kannte. Heute trug sie einen schwarzledernen Gehrock über einem hellgrauen Pullover, dunkelgraue Hosen, schwarze Stiefel. Tee dampfte im Glas vor ihr, ein Stück Schokoladentorte war zu einem Drittel aufgegessen. Ein im Grunde friedliches Bild, wenn der unübersehbare Pistolengriff unter ihrem Gürtel nicht gewesen wäre.
    Die Frau lächelte freundlich. »Ah, Mira. Komm zu mir.«
    »Warum sollte ich?«, fragte Hansen scheinbar gelassen.
    »Weil ich mit dir sprechen möchte.« Sie deutete auf den Platz ihr gegenüber.
    Hansen traute dem Frieden nicht. »Nur sprechen, ja?«
    »Nichts weiter. Auch wenn ich dich lieber umbringen würde.« Sie sprach die Wahrheit erfrischend gelassen aus.
    »Ich wüsste nicht, warum ich deine Einladung annehmen sollte, Valesca.« Hansen wandte sich wieder dem Mann zu und hob den linken Arm, um ein magisches Zeichen zu formen und ihn zur Seite zu zwingen. Das war regelkonform; wenn sie bedroht wurde, durfte sie handeln. »Bist du sicher?« Die Kuchengabel schabte leise klirrend über das Porzellan. »Wegen der Nacht vor Allerheiligen.«
    Hansen ließ die Hand sofort sinken, machte kehrt und schritt, entgegen ihres festen Vorhabens, nun doch auf den Tisch zu. Sie setzte sich Valesca schweigend gegenüber und sah fest in die blassblauen Augen der anderen. Dabei stützte sie die Ellbogen auf den Tisch und das Kinn gegen die geschlossenen Fäuste. Sie wartete.
    »Du hast es gespürt«, sagte Valesca nach einer Weile lächelnd. »Du und deine Freunde haben die Veränderung ebenso gespürt wie unser Hohepriester.«
    Hansen sah auf den Teedampf, verfolgte ihn, bis ihr Blick auf den Zügen der Frau hängenblieb. »Wir sind Todfeinde. Ich dürfte nicht mit dir reden.«
    »Dass du es dennoch tust, freut mich umso mehr. Bei all den Feindseligkeiten der letzten Jahre haben wir beide doch eine Art Kodex aufgebaut, an den wir uns hielten.« Sie goss etwas Milch in den Tee, rührte um und trank davon. »Sogar jetzt, da es vor allem um die Villa geht. In den harten Zeiten.«
    »Du sagst es: Die Zeiten sind hart. Deswegen haben wir angefangen, von euch zu lernen.« Hansen sah zur Treppe. »Ich schätze, dass meine Söldner gleich nachschauen kommen, wo ich bleibe. Ich frage mich, ob ich ihnen rechtzeitig Einhalt gebieten kann, bevor sie dich und deinen kleinen Freund als Gefahr einstufen und ausschalten ...«
    »Wir brauchen nicht länger als fünf Minuten«, sagte Valesca

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