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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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liebevolle Geste. Hansen ging zur Treppe, und der Mann gab den Aufgang sofort frei. Ohne sich umzuwenden, kehrte sie ins Erdgeschoss zurück.
    Chris und Mike kamen ihr mit besorgten Gesichtern entgegen, blieben dann aber im Eingang stehen, als sie ihre Chefin wohlbehalten sahen, und liefen zurück zum Tisch, wo die anderen drei Männer standen und sich umschauten. Es herrschte Alarmbereitschaft. »Wir haben befürchtet, dass Sie ...«
    »Sie sollen nicht fürchten«, sagte Mira Hansen mit eiskalter Stimme, »Sie sollen wissen, was zu tun ist. Enttäuschen Sie mich nicht ein zweites Mal, haben wir uns verstanden?« Dann setzte sie sich und nippte an ihrem Cappuccino. Er war kalt. Sie winkte den Kellner zu sich und bestellte einen neuen, mit doppelt Amaretto.
    Sie grübelte über den Krieg um die Villa, der seit Allerheiligen eine neue Stufe erreicht hatte. In den letzten Jahren hatten Valescas Leute immer wieder versucht, die Barriere zu brechen, welche die Consciten mit ihrer Magie aufrecht hielten; Opfer, auch Unschuldige, hatte es dabei immer gegeben, und die Geschichte über den Fluch war entstanden. Wie sonst sollten sich die Menschen so etwas erklären? Niemand wusste mit letzter Gewissheit, welche Rolle der stets verreiste Hausbesitzer spielte; soweit Hansen informiert war, handelte es sich bei ihm aber einfach nur um einen gelangweilten Millionär, der sich nur deswegen nicht von dem Anwesen trennte, weil er zur Unterschrift der Verträge sein unbeschwertes Jet-Set-Leben für einen Moment unterbrechen müsste. Der Mann hatte keine Ahnung, was er damit anrichtete! Die wechselnden Hausverwalter wussten ebenfalls nichts von dem, was vor sich ging, und gerieten deswegen immer wieder zwischen die Fronten. Sosehr sich die Consciten um deren Wohlergehen bemühten, die andere Seite nahm den Tod Unschuldiger ohne ein Wimpernzucken in Kauf.
    Die Nacht vor Allerheiligen hatte die Magie um die Villa gebrochen. Ein Sturm war über Hamburg gefegt, für normale Menschen unsichtbar, doch für alle mit einem Gespür für das Übersinnliche tobte er wie ein Zyklon. Hansen konnte nicht sagen, was für eine Art Entladung das gewesen war, aber es hatte ausgereicht, um sie in höchste Panik zu versetzen. Hansen bedankte sich bei dem Kellner, der ihre Bestellung brachte. »Wir gehen gleich«, verkündete sie in die Runde ihrer Bodyguards. Ein neues Treffen der Consciten war notwendig geworden, um einen Angriffsplan vorzubereiten. Der Gedanke gefiel Mira Hansen nicht, aber Angriff war die beste Verteidigung. Und in diesem Fall auch nicht durch die Gesetze verboten, denen sich die Consciten freiwillig unterworfen hatten.
    Sie rührte sich Zucker in ihren Kaffee und stürzte ihn heiß hinunter. Es wäre alles so viel einfacher, wenn sie zerstören statt beschützen dürften. Aber allein der Versuch des Zerstörens zog verheerende Konsequenzen nach sich, wie die Historie gezeigt hatte: Sechzig Millionen Bäume umgeknickt, zweitausend Quadratkilometer Vernichtung, und der Feuerschein war noch in fünfhundert Kilometern Entfernung zu sehen gewesen. Von der Sprengkraft her war die Detonation vergleichbar mit mehr als elfhundert alten Atombomben. Die Consciten hatten aus dem Tunguska-Debakel gelernt und nie mehr einen zweiten Zerstörungsversuch unternommen. Sollte die Wissenschaft weiter darüber rätseln, was 1908 in Russland geschehen war, und an einen Meteoriten glauben. Es war besser so.
    Hansen sah zum Stauwehr der Alster, dann über den benachbarten Platz. Wenn sich eine solche Katastrophe im Herzen Hamburgs zutragen würde, wäre die Stadt samt Umland nichts weiter als ein entvölkerter Fleck auf Deutschlands Landkarte. Daher blieb ihnen nur das Bewachen. »Schnecke auf elf Uhr«, sagte Chris plötzlich und wurde wieder rot, weil die anderen über ihn lachten. Sein Mund war einmal mehr schneller als sein Verstand gewesen. Es war unschicklich, Bemerkungen über Frauen zu machen, solange ihre Klientin am Tisch saß.
    Gemeint war Valesca, die in diesem Augenblick das Cafe verließ, eine breite Sonnenbrille auf der Nase und den Kopf in ihre Richtung gewandt. Sie verriet mit keiner Geste, dass sie Hansen kannte. Langsam schritt sie am Tisch der Conscitin vorbei, dann ging sie um die Gassenecke und war verschwunden.
    Hansen roch ihr Parfüm. »Es könnte alles so einfach sein«, summte sie leise einen alten Grönemeyer-Song und stand auf. »Ist es aber nicht.«
    Die Söldner folgten ihr.
7. November
Deutschland, Hamburg 
    Will hatte die

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