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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Männer. Außerdem konnte man mit ihnen spielen und sie stärker in ihrem Innersten verletzen, indem man in sie eindrang. Körperlich und geistig.
    Levantin lief zurück in den Haupttrakt des Gebäudes. Er stieg über die Absperrung hinweg, mit der verhindert werden sollte, dass sich Partygäste in den oberen Stock verliefen, und sandte Ines von Armins Handy eine SMS, damit sie antwortete und ihm mitteilte, wo genau sie sich aufhielt. Prompt kam die Anweisung: Korridor rechts, zweite Tür. Dreimal klopfen. Es dauerte nicht lange, bis er das Arbeitszimmer ausfindig gemacht hatte. Langsam drückte er die Klinke nach unten - abgesperrt. Also verstärkte er den Druck, bis er das Schloss einfach aus dem Holz brach. Er trat ein, als sei nichts passiert.
    Eine junge Frau, die ihre langen schwarzen Haare hochgesteckt hatte und den safrangelben Sari des Catering-Service trug, stand über den Schreibtisch gebeugt und fuhr beim Krachen herum. In der Hand hielt sie einen schlanken, metallenen Gegenstand mit einer langen Spitze, auf dem Tisch lag ein aufgeklapptes Etui mit weiterem Feinwerkzeug. Utensilien für einen Einbruch. »Hallo, Ines«, sagte Levantin ruhig und drückte die Tür zu. Er sah der Frau an, dass sie nicht recht wusste, wie sie mit der Situation umzugehen hatte. Für was sie ihn wohl hielt - für einen Mann vom Sicherheitsdienst? Ihre Unschlüssigkeit amüsierte ihn. »Es gibt in diesem Haus eine Tür. Aus Eiche, schätze ich. Mit sehr vielen Symbolen, welche die meisten Menschen nicht kennen. Sie würden sie auch nicht kennen wollen. Die Schriften und Bücher, denen sie entstammen, sind sehr gefährlich«, sagte er und spazierte vorwärts. »Ich frage mich, weshalb Armin sie kannte und was du hier im Arbeitszimmer suchst.«
    Ines sah zum Fenster; offenbar dachte sie über eine Flucht nach. Bevor sie sich aber in Bewegung setzen konnte, stand er vor ihr und packte sie mit beiden Händen an der Schulter, um sie gegen den gläsernen Schrank zu schleudern.
    Die Frau hob ab, als sei sie von einem schnell drehenden Gabelstapler erfasst worden, durchschlug das dicke Glas, fiel zu Boden und riss dabei die gläsernen Einlegeböden mit. Die Figürchen, die in der Vitrine zur Schau gestellt wurden, verteilten sich um sie herum, während ihr Blut aus vielen Schnittwunden lief.
    Aber Levantin hatte ihren Widerstandsgeist unterschätzt. Ines sprang auf die Beine, formte ein Zeichen mit den Fingern und riss die Arme nach oben. Unvermittelt umspielte sie ein grelles Leuchten, dann schnappte Ines nach Levantins Handgelenk und artikulierte eine einzelne Silbe. In seinen Fingern tobte ein Schmerz, der sich von den Kuppen nach oben ausbreitete. Seine Haut alterte in Sekundenschnelle, verlor ihre Spannkraft und verschrumpelte. Nachdem Levantin die erste Überraschung abgeschüttelt hatte, kostete es ihn kaum Mühe, den Verfall zu stoppen. Das hier war keine menschliche Magie, sondern eine verwandte Kraft, die er nur zu gut kannte. Bei niederen Kreaturen wäre die Zersetzung fortgeschritten, hätte sich über den ganzen Leib ausgebreitet und nach wenigen Augenblicken nichts anderes als ein Skelett zurückgelassen, an dem noch faulendes, stinkendes Fleisch haftete.
    Ines starrte ihn an, als sie erkannte, dass ihr Gegenschlag pariert worden war. »Was ...?«, ächzte sie und ließ seinen Arm los.
    »Den Fluch, den du ausgestoßen hast, kenne ich von anderen Wesen«, sagte er. »Was treibt ihr hier in dem Haus? Weiß Gul davon, oder weswegen schützt er diese Kammer mit der Tür?« Dann benutzte er ein Wort in seiner Sprache, weil er wusste, wie schmerzhaft es in menschlichen Ohren klang.
    Ines kreischte und malte ein weiteres Schutzsignum in die Luft. »Ich bin die ergebene Dienerin meines Herrn, und er hat mich gesegnet!«, schleuderte sie ihm mit Verachtung entgegen. »Wem immer du auch gehorchst: Verlasse das Haus! Wir wollen dich nicht zum Feind, und du willst uns nicht zum Feind.«
    Levantin schenkte ihr ein Lächeln - und ließ seine Augen hell aufleuchten; in ihrem Innern schienen winzige Blattgoldfetzen zu treiben. »Ich diene niemandem, Ines. Welchen Schluss ziehst du daraus?«
    Sie setzte zu einem Schrei an.
    Saskia stand im Vorraum der Gästetoilette, die in klassischer schwarz-weißer Kachelung gehalten war. Während sie mit einem nassen Papierhandtuch neben dem Handwaschbecken die Schuhe vom Dreck reinigte, dachte sie nach. Nicht mehr über den Maitre oder Groening, sondern über das aufgesprengte Fenster mit dem Raum

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