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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Wir sind gleich bei Ihnen.« Saskia und Justine folgten ihm, aber Dottke setzte ihnen nach und stellte sich vor sie.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Solange die Kollegen von der Spurensicherung am Werk sind, dürfen Sie nicht rein. Sagen Sie mir, wo das Telefon liegt, und ich lasse es bringen.« »Ich weiß es ja selbst nicht mehr«, warf Will rasch ein.
    »Tut mir leid, Herr Gul, aber ...«
    »Aber bitte, Monsieur Dottke, Sie können das doch einrichten«, bat Justine mit einer für sie irritierend weichen Stimme und einem so starken französischen Akzent, dass Saskia sie ungläubig anschaute. »Wissen Sie, meine Freundin und ich, wir möchten uns kurz umziehen. Wir haben in diesen Kleidern in der letzten Nacht so schreckliche Dinge erlebt, dass ...« Sie brach ab, schaute wie ein verwundetes Reh und schaffte es gleichzeitig, ihre Brüste gekonnt in Szene zu setzen. »Ich flehe Sie an, Monsieur. Vorschriften können einen Mann wie Sie doch nicht aufhalten! Und bitte begleiten Sie uns, allein fühlen wir uns nicht sicher!« »Werde ich wohl«, sagte der Polizist und sprach in das Funkgerät, wobei seine Barthaare das Mikro fast berührten. Justine warf Saskia unauffällig ein breites Grinsen zu.
    Dottke führte sie durch die Halle, vorbei an Menschen in weißen Schutzanzügen, die Fundorte von Leichen markierten und die Toten für den Abtransport vorbereiteten, Fotos machten oder sich leise unterhielten und auf die kleinen Bildschirme ihrer Laptops deuteten. Die Untersuchungsmaschinerie lief. Den Gesichtern sah man an, dass ein solcher Tatort auch für die Profis ein schreckliches Novum darstellte.
    »Hier entlang«, sagte Will. Zu viert gingen sie durch das Haus. Saskia blickte stur nach vorn und richtete die Augen stets auf einen ungefährlichen Punkt an der Wand vor sich. Sie wollte keine Flashbacks; nicht schon wieder und vor allem nicht jetzt.
    Will sah sich etwas genauer um, um das Ausmaß des Massakers besser begreifen zu können. Aber der Mut verließ ihn bald, und er teilte Saskias Strategie. Justine dagegen drehte den Kopf neugierig hin und her und sog den Anblick in sich auf. Dann besann sie sich wieder auf ihre Taktik. »Monsieur Dottke, bitte erklären Sie mir das«, sagte sie mit vor Angst leicht zitternder Stimme, »die Polizei geht also davon aus, dass dies hier das Werk einer Sekte ist?« »Keine Ahnung.«
    »O bitte, Monsieur, Sie dürfen mich nicht in dieser schrecklichen Ungewissheit lassen«, lockte ihn Justine. »Haben Sie Mitleid mit einer Frau, die sonst schon Angst vor der Dunkelheit hat... bitte!«
    Saskia und Will tauschten vielsagende Blicke.
    Dottke seufzte. »Ich weiß auch nichts Genaues. Damit haben wir einfachen Polizisten ja normalerweise nichts zu schaffen. Aber man hört, dass an zwei Leichen, die Klamotten des Catering-Service trugen, identische Tätowierungen gefunden wurden. Und es gab noch einen Toten nahe der Einfahrt, ebenfalls mit diesem Symbol. Erschossen, mitten durch den Kopf. Der war komplett in Schwarz gekleidet. Die Kripo vermutet, dass sie einer Sekte angehörten.« »Was für ein Symbol ist das gewesen?«, säuselte Justine. »Weiß ich nicht.« Dottke zuckte mit den Achseln. »Sind wir gleich da, Herr Gul?«
    »Ich glaube, das Telefon war in der Küche.« Will setzte sich an die Spitze und schritt den Korridor entlang. Nach einem kurzen Aufenthalt in der Küche behauptete er, es doch im Bad gelassen zu haben. »Es ist dahinten.«
    Die Markierungen der Spurensicherung am Boden, die Lache und die roten Spritzer erinnerten an das Leichenpaar in den teuren Klamotten, das man bereits weggebracht hatte. Sie näherten sich der Tür; der Wandteppich lag neben ihr auf dem Boden. Will bemerkte, dass Justine ihm mehrmals zuzwinkerte und sich dann abrupt bückte, so dass der hinter ihr laufende Dottke gegen ihren Hintern prallte. Sie ließ sich sofort fallen. »Oh, wie ungeschickt von mir.« Der Polizist entschuldigte sich auf der Stelle und wurde rot. »Warten Sie.« Er beugte sich vor, um ihr auf die Füße zu helfen. Justine ließ sich von ihm hochziehen, tat so, als habe er dies mit zu viel Schwung getan, warf sich regelrecht in seine Arme - und rammte ihm dabei mit voller Wucht den Kopf unter das Kinn. Es krachte laut. Dottke wurde gegen die Wand geworfen, verdrehte die Augen und fiel ohnmächtig auf die Fliesen.
    »Das hat weh getan«, sagte Justine, rieb sich den Schädel und verpasste dem Beamten noch einen Hieb gegen den Kopf. »Nur zur Sicherheit. Wenn er später

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