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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Wand«, meinte sie und richtete die Helligkeit auf die längliche, zerstörte Vitrine. »Was war hier drin?« »Ich schwöre«, rief Will verwundert, »ich schwöre, dass die Wände geleuchtet haben und voller Schriftzeichen waren!« Er schaute zu Saskia. »Du hast sie doch auch gesehen?« »Ich kann mich nicht erinnern«, antwortete sie matt. »Es kommt mir alles fremd vor.« »Nun, sicher nicht alles«, sagte Justine. »Ich nehme an, das dort ist dein Freund?« Saskia funkelte sie wütend an und vermied es, auf den Boden zu blicken. »Decken Sie ihn zu«, bat sie Justine mit erstickter Stimme.
    »Ich kann den Deckel der Glasvitrine über ihn legen, aber das wird nichts bringen, ma chere«, sagte Justine sarkastisch.
    »Tun Sie es!«, entgegnete Saskia barsch und machte ein paar Schritte rückwärts. »Oder Sie bekommen Ihre Bestie niemals zurück!«
    Justines Augen verengten sich, und schließlich zog sie den Mantel aus, scharrte die Leichenteile mit dem Fuß zusammen und deckte sie sorgsam zu. »Voilä, ça suffit. D'accord?« Saskia bemerkte, dass das Feuer auf ihrem Oberkörper im Moment ihres Ausbruchs heiß aufgeflackert und ihre Umgebung für die Dauer von etwa zwei Sekunden zum Scherenschnittland geworden war. Starke Emotionen schienen in der Tat der Auslöser des Fluchs zu sein.
    Justine betrachtete das Samtkissen und die Vitrine sehr eingehend. »Haben Sie eine Vermutung, was sich darin befunden hat?«, fragte sie Will.
    »Nein. Der Kasten war schon leer, als ich reingekommen bin.«
    Die beiden suchten gemeinsam im Schein der Lampe auf dem feinen Stoff nach Hinweisen, ohne jedoch etwas auszumachen.
    Will richtete sich auf. »Die Fotos!«
    »Welche Fotos?« Justine leuchtete in sein Gesicht. »Von der Partynacht?«
    »Nein, aus dem Wandtresor. Das hatte ich vergessen.« In aller Kürze berichtete er von dem Einbruch und seiner Entdeckung und schirmte dabei die Augen mit der Hand vor dem Strahl ab. »Das oberste Foto könnte in der Kammer aufgenommen worden sein. Das, was ich für eine Tapete gehalten habe, war gar keine, es handelte sich dabei um die Symbole.« »Was machen wir dann hier?« Justine schwenkte mit der Lampe auf den Ausgang. »Holen wir sie. Wo sind sie?«
    »In der Küche. Ich habe sie gut versteckt.« Will ging rasch zur Tür, öffnete sie einen Spalt und überprüfte, ob ein Polizist davorstand. »Okay, wir können«, sagte er und lief los.
    Saskia senkte den Blick; das Licht fiel durch den Spalt auf den Mantel, unter dem Patricks sterbliche Überreste lagen. »Es tut mir leid«, flüsterte sie und ging daran vorbei. »Ich lasse den Maitre dafür bezahlen, das schwöre ich dir.« Der Gedanke genügte, um die eingeritzten Zeichen auf ihrer Haut warm werden zu lassen. Sie hatte den Eindruck, dass die Symbole immer schneller auf ihre Stimmung reagierten, als lernten sie, ihre Trägerin zu verstehen. Saskia zog die Kammertür zu und folgte Will und Justine, die gerade an dem immer noch bewusstlosen Polizisten vorbeiliefen. Ihre Schuhe verursachten klebrige Geräusche und hinterließen schwache rote Abdrücke.
    In der Küche angekommen, ging Will zum Kühlschrank, öffnete ihn und nahm eine Plastikbox aus dem Gefrierfach. »Okay, wir haben sie.«
    Justine lächelte. »Cleveres Versteck, wirklich. Alors, fahren wir zurück in mein Haus ...« »Wir haben doch einen Termin mit Kapler und seinem Kollegen«, fiel ihr Will ins Wort. Sie verlor ihre Heiterkeit und blies wie zur Strafe Rauch in seine Richtung. »Ich möchte meine Persönlichkeit in Gänze wiederhaben, Will. Vor allem möchte ich das rasch! Also lösen wir das Rätsel, und wir alle sind glücklich. Ich nehme dabei sicherlich keine Rücksicht auf andere, schon gar nicht auf Flies.«
    »Wir machen uns verdächtig, wenn wir nicht erscheinen«, gab er zu bedenken. »Und dann wird es noch schwieriger, der Sache auf den Grund zu gehen.«
    »Pas de discussion!«, beharrte Justine. »Ich möchte das Material sofort sichten.« Es war nicht schwer, ihr anzumerken, dass sie kurz davorstand, Gewalt anzuwenden. In dieser Frau lauerte eine Wut, die durch Saskia wohl doch nicht ganz eingeschlossen worden war. Die Werwölfin musste möglicherweise gar nichts damit zu tun haben. »Ich bin dagegen«, sagte Will mit fester Stimme. »Sie werden nach mir und Saskia fahnden.« Justine seufzte und warf die Arme in die Luft. »O là là, dann fahren Sie hinterher zu den Flies. Ist das ein Kompromiss?« Sie schnappte sich die Box mit den Seiten und den Fotos und

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