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Blutprinz (German Edition)

Blutprinz (German Edition)

Titel: Blutprinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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recht überlegte, war es vermutlich das Vernünftigste, den Assassinen auf später zu vertrösten. „Kommt in einer Stunde in die Familienresidenz, dort werden wir in Ruhe über alles reden.“
    Der Assassine verneigte sich und war einen Lidschlag später verschwunden.

7.
     
Wien, 21. April 2007
     
    L ange saß Natalie einfach nur auf ihrer Couch und starrte den schwarzen Bildschirm des Fernsehapparates an. Ihre angewinkelten Beine mit den Armen umschlossen, wippte sie vor und zurück, wie eine Schaukel im Wind, während sie leise vor sich hin summte.
    Sie kämpfte gegen die Bilder an, die immer wieder in ihren Gedanken aufblitzten. Einmal sah sie den entstellten Leichnam, dann schaute sie in Death’ grinsende Fratze, die blutverschmiert war. Wie konnten die drei nur einen so grausamen Mord begehen?
    Ihrem Versprechen an die tote Simona, die Polizei zu verständigen, sobald sie sich in ihrer eigenen Wohnung in Sicherheit wiegte, war Natalie gefolgt. Der Kommissar von der zuständigen Kriminalabteilung hatte sie bisher nur telefonisch vernommen. Er hatte sie darum gebeten, die Sache unter allen Umständen geheim zu halten, da es sich bei André Barov um eine Person öffentlichen Interesses handelte und dieser Fall daher Top Secret war.
    Es verstrichen weitere Stunden und es wurde bereits dunkel, als Natalie allmählich aus ihrer Trance erwachte. Der Schock ließ nur langsam nach und wandelte sich in ein betäubendes Gefühl, das jegliche Emotion verbannte und ihren Körper mit Leere füllte.
    Sie schlurfte ins Bad, zog sich den Hosenanzug aus und drehte das Wasser in der Dusche auf. Eine Minute stand sie einfach nur da, fühlte den scharfen Strahl, der Tausende winziger Tropfen auf ihre Haut prasseln ließ und sie langsam ins Leben zurückholte. Nachdem sie eine halbe Stunde geduscht und eine weitere halbe Stunde damit verbracht hatte, ihren Körper mit duftendem Kokosöl einzureiben, ging sie in die Küche. Sie liebte gutes Essen über alles, aber sie war keine begnadete Köchin. Deshalb wagte sie erst gar nicht den Versuch, irgendetwas in einer Pfanne zusammenzupanschen und begnügte sich stattdessen mit einer Packung chinesischer Instant-Nudeln. Diese gehörten seit ihrem Studium zur Standardküchenausstattung und hatten bereits während der Nächte vor den Prüfungen als Stärkung gedient. Hoch leben die Geschmacksverstärker, hallte Tinas Stimme in Natalies Ohren und sie musste das erste Mal seit Stunden ein bisschen lächeln. Um den kulinarischen Defiziten des Fertiggerichts entgegen zu steuern, setzte Natalie Wasser für Jasmintee auf.
    Das Tablett mit dem Tee und den dampfenden Nudeln brachte sie zum Couchtisch. Während sie aß, surfte sie eine Weile durch die Fernsehkanäle und schaltete das Gerät mit der letzten Nudel, die aus der Porzellanschüssel in den Mund wanderte, wieder ab. Interesse konnte sie für keines der Programme entwickeln.
    Mit der wärmenden Teetasse in den Händen saß sie im Schneidersitz auf der Couch, trank den duftenden Tee in kleinen Schlucken und betrachtete die Gesichter ihrer Eltern, die ihr aus Bilderrahmen über dem Fernsehapparat entgegen lachten. Sie vermisste ihre Eltern heute umso mehr. Sie vermisste die ruhige Stimme ihrer Mutter, die ihr immer zugehört hatte. Natürlich gab es auch genügend Streit, wie das zwischen Müttern und pubertierenden Töchtern so ist, aber dennoch hatte Natalie zu ihrer Mutter ein gutes Verhältnis gehabt. Was ihren Vater betraf, so sehnte sich Natalie nach seinen kräftigen Armen, die sich schützend um sie geschlossen hatten, wenn sie mit aufgeschlagenen Knien vom Spielen nach Hause gekommen war. Doch die Bilder und die Erinnerungen waren alles, was ihr von ihren geliebten Eltern geblieben war.
    Wie sollte sie den Mord an Simona nur jemals vergessen können? Draußen begann es zu regnen. Sie mochte das Geräusch, wenn die Tropfen gegen die Fensterscheiben klopften. Ein einzelner Blitz erhellte den Nachthimmel. Der Donner blieb aus. Ende April war es noch zu früh für ein ordentliches, reinigendes Gewitter. Natalie dachte an den Duft des Regens am Abend eines heißen Sommertages. In New York hatte sie das immer vermisst. Dort hatte der Regen für sie wenig Romantisches gehabt und trug allerhöchstens den Gestank der Kanalisation durch die Stadt, nicht aber jenes Aroma von Gräsern und Kräutern, das den Parklandschaften Schönbrunns entströmte.
    Ein Klopfen an ihrer Wohnungstür ließ sie jäh aufschrecken. Die Tasse schlingerte. Der

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