Blutprinz (German Edition)
und dieses Mal hörte sie André ihren Namen rufen. Schnell lief sie zur Tür und riss sie auf. André schob sich an ihr vorbei und lief geradewegs durch die Wohnung in ihr Schlafzimmer.
„Wo ist er?“
Andrés Stimme war ein tiefes Knurren. Einigermaßen verblüfft folgte sie ihm. Sein schwarzer Ledermantel, sein offenes Haar, das ihm ins Gesicht fiel und der finstere, konzentrierte Blick verliehen ihm etwas dunkles, beinahe Angst einflößendes. Zweifellos war er aufgebracht und wütend.
„Verschwunden“, antwortete Natalie. „Aber woher weißt du von der Kreatur auf meinem Balkon?“
André antwortete nicht, sondern öffnete die Balkontür und blickte nach draußen. Seine Fäuste waren geballt und es schien, als suche er jeden Zentimeter des Balkons ab, als habe sich die Kreatur in einem Riss im Beton verkrochen. Er blickte auch über das Geländer in die Tiefe, schaute nach oben, stieg auf die stählerne Konstruktion und Natalie traute ihren Augen kaum, als er sich nach oben zog, um auch den Balkon über ihr zu inspizieren.
Ohne ein Wort zu sagen sprang André vom Geländer, kam wieder rein und schloss die Tür, dabei schaute er noch mal auf den Balkon.
„André, woher wusstest du davon?“, fragte sie, dieses Mal lauter. Die Gewissheit, dass die Gestalt kein Hirngespinst war, machte ihr Angst. „Was geht hier vor?“ Ihre Stimme nahm einen leicht hysterischen Ton an.
Endlich schien André sie wahrzunehmen, kam auf sie zu und nahm sie in die Arme. Seine kräftigen Arme legten sich schützend um sie. Für den Moment vergaß Natalie ihren Stolz, ihre Fragen, ihre Angst und Unsicherheit. Zaghaft legte sie ihren Kopf an seine Brust und die ganze Anspannung und unterdrückten Gefühle brachen plötzlich aus ihr heraus. Tränen füllten ihre Augen und verschleierten ihren Blick. Er strich sanft durch ihre Haare.
„Es tut mir leid“, flüsterte er.
Der Stoff seines schwarzen Hemdes war warm und samtig. Sie atmete seinen angenehmen Duft ein und wurde unwillkürlich an Sandelholz und die verführerische Süße gebrannter Mandeln erinnert, der sich mit dem Ledergeruch seines Mantels und einem würzigen, herben Aroma verband, das ihm etwas Geheimnisvolles verlieh. Nach einer Weile war der erste Tränenfluss versiegt und sie schaute ihm in die Augen, in denen noch immer dieser nachdenkliche, finstere Blick lag. Er wich ihr nicht aus und es war ein zeitloser Moment, in dem ihre Seelen sich zu berühren schienen. Vorsichtig hob Natalie ihre Hand, berührte das glatt rasierte Gesicht, strich eine Haarsträhne von seiner Stirn. Er ließ es geschehen. Seine Nähe wirkte so vertraut auf sie, als würden sie sich schon viele Jahre kennen und nicht erst seit wenigen Tagen. Für den Moment vergaß sie ihre Unsicherheit und dass er neulich so mir nichts, dir nichts, verschwunden war. Und es schien als würden die Barrieren, die sie in den letzten Jahren um ihre Seele errichtet hatte, in diesem Augenblick wegschmelzen. Vielleicht war es die Nachwirkung der Angst, des Adrenalins und die Überraschung, ihn zu dieser Nachstunde bei sich zu wissen, vielleicht war es aber einfach nur er. Sie wollte diesen Mann. Sie wollte ihn ganz und für sich, ihn spüren und schmecken. Jetzt.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Ein rauschender Gebirgsstrom von Gefühlen durchflutete ihren Körper, als sie Andrés Mund berührte. Zuerst war er überrascht von ihrem Kuss, und sie zweifelte für den Bruchteil einer Sekunde, ob es das Richtige war was sie tat, doch dann öffneten sich seine Lippen und er antwortete mit aller Leidenschaft. Seine kräftigen Hände glitten über ihre Schultern, ihren Nacken, durch ihr Haar, um es dann mit einem kräftigen Griff in Besitz zu nehmen. Sie versank in seinem Kuss, genoss das Ziehen auf ihrer Kopfhaut. Behutsam führte er sie Schritt für Schritt durch das Zimmer, ohne sich von ihr zu lösen. Seine freie Hand wanderte über ihr Pyjamaoberteil, öffnete es Knopf für Knopf. Die Hitze, die von ihm ausging, war beinahe übernatürlich. Seine harte Erregung, die im Moment des Kusses zum Leben erwachte und sich an ihren Bauch presste, allerdings sehr menschlich. Während er ihr den Stoff von den Schultern strich, sank sie aufs Bett, schob sich nach hinten und wartete darauf, dass er zu ihr kam. Sein Atem hatte fast den Klang eines Fauchens oder Knurrens, und weckte ungeahnte Gefühle in ihrem Bauch und tiefer. Sein Blick hatte sich verändert, strahlte Begierde und Verlangen aus. Auf
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