Blutprinz (German Edition)
Assassine die Flucht. Wie ein Fächer schwang sich der Mantel des Bastards auf und stürzte über das Geländer.
Wie hatte er nur so leichtsinnig sein können? Ruckartig setzte er sich auf. Natalie blickte ihn fragend an. Er stieg aus dem Bett und griff nach seinen Sachen.
„Ich muss weg“, sagte er.
Natalie stand auf und streckte ihre Hand nach ihm aus, doch er wich einen Schritt zurück. Er durfte es nicht noch schlimmer machen.
„Was hast du?“, fragte sie.
„Es war ein Fehler.“
Er konnte fühlen, wie hart seine Worte sie in diesem Moment trafen und verletzten. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen, ihr gesagt, wie leid es ihm tat und wie dumm er doch war. Stattdessen eilte er aus der Wohnung.
Reglos hockte Natalie am Bettrand und betrachtete die Tür zum Flur. Sie verstand die Welt nicht mehr. Was hatte sie falsch gemacht? Zuerst liebte er sie und dann packte er seine Sachen und verschwand, ohne ihr den Grund zu erklären. Hatte sie sich so in ihm geirrt? Hatte er sie nur benutzt wie ein billiges Flittchen oder eine Mätresse? Seufzend sank sie auf ihr Bett zurück und dachte über den Abend nach. Sie fragte sich, woher André von dem Wesen wusste. Er hatte ihr nicht auf ihre Fragen geantwortet und das verwirrte sie.
Ein eisiger Schauder lief über ihren Rücken, als sie an die Kreatur auf dem Balkon dachte. Sie tastete nach ihrem Handy, überlegte ob sie Tina anrufen sollte, um mit irgendwem darüber zu reden, doch sie verwarf diesen Gedanken. Tina würde sie wahrscheinlich für verrückt halten.
Zacharias legte das Buch beiseite, in dem er gerade las, und nahm den schweren Hörer des klingelnden Telefons von der Gabel.
„Es gibt interessante Neuigkeiten“, sagte eine keuchende Stimme.
„Ich höre“, antwortete Zacharias und als der Assassine ihm von Andrés Verbindungen zu Natalie Adam berichtete, huschte ein seltenes Lachen über seine alten Gesichtsfalten. „Barov wird sie bewachen lassen. Aber ich möchte, dass Ihr die Frau weiter beobachtet. Ihr soll nichts geschehen. Wir werden diese Trumpfkarte erst ganz zum Schluss ausspielen.“
11.
Wien, 14 Mai 2007
A ndré stand an der Fensterfront seines Apartments und hielt Bastet im Arm, während sein Blick über dem Dächermeer des ersten Wiener Bezirks schwebte. Das leise Schnurren der Perserkatze und ihr weiches Fell, das er kraulte, besänftigten seine innere Unruhe. Auf seinen Lippen lag noch immer Natalies Geschmack und in seinen Venen pulsierten sanfte Wellen. Ihm war, als könne er noch immer ihre Hände, ihre Lippen und die Vereinigung spüren. Wie konnte etwas so Wunderbares nur so falsch sein?
Seine Gedanken wurden durch das laute Summen der Türglocke unterbrochen. Er schloss die Augen und konzentrierte seine Sinne. In seinem Geist flammte das Bild eines schwarzhaarigen Mannes auf, den er bereits erwartete. Romain Valmont. Ohne sich von der Stelle zu bewegen, öffnete André die Tür über die Fernbedienung in der Tasche. Kurz darauf betrat der breitschultrige Mann, der einen schwarzen Anzug und ein schwarzes Hemd trug, den Wohnraum.
„Gerald schickt mich.“
„Tretet ein.“ André setzte Bastet auf den Boden. „Habt Ihr schon getrunken?“
Romain schüttelte den Kopf. „Nein, aber macht Euch meinetwegen keine Umstände.“
„Es redet sich besser bei einem guten Tröpfchen.“ André schritt zur Küchenzeile. „Setzt Euch.“ Er nahm zwei Fläschchen aus dem Klimaschrank und reichte Romain eine der körperwarmen Blutphiolen.
„Gerald sprach von einem Assassinen“, sagte Romain.
„Er bedroht eine Menschenfrau. Eine Geschäftspartnerin von mir.“
Romain musterte André mit scharfem Blick. André wusste nur zu gut über Romains Misstrauen Bescheid. Romain war kein Dummkopf und es war gerade sein Scharfsinn, der ihn zu einem der fähigsten Agenten in Geralds Reihen machte.
„Wisst Ihr, was der Assassine von Eurer Geschäftspartnerin will?“
André zuckte mit den Schultern und berichtete von Natalie, wobei er nur das Nötigste verriet und Natalie weiterhin als wichtige Geschäftspartnerin bezeichnete.
„Jedenfalls möchte ich, dass Ihr die Frau im Auge behaltet.“ Er leerte die Phiole in einem Zug. „Ich würde es selbst tun, aber im Augenblick …“
„Macht Euch keine Sorgen, wir werden uns um die Frau kümmern.“ Romain tat es André gleich und trank von dem roten Lebenssaft. „Gebt mir die Adresse und ich werde dafür sorgen, dass sie unter permanenter Beobachtung
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