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Blutprinz (German Edition)

Blutprinz (German Edition)

Titel: Blutprinz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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Fähigkeiten ab, machten es unmöglich, der Versuchung zu erliegen, in ihren Geist einzudringen, um sie zu beobachten, sie zu verfolgen. Obwohl er ihr Wohlergehen in Romains Obhut gegeben hatte, konnte André nicht aufhören, an sie zu denken. Er redete sich ein, dass es nur ihre Sicherheit sei, um die er besorgt war. Doch sie war wie ein Rausch, der seine Sinne benebelte, ihn immer wieder dazu bewog, sie zu suchen und ihr zu folgen, unmerklich für ihre Augen und unmerklich für die scharfen Sinne Romains.
    Er wusste, wie sehr er sie verletzt hatte. Wie ein Voyeur drang er in ihre intimsten Gedanken ein, nur um sich selbst mit ihrem Schmerz zu geißeln. André hatte den Blutring, das alte Symbol seiner Herrschaft über alle Vampire, auf den Tisch neben die leeren Phiolen gelegt. Wie eine unendlich schwere Last erschien ihm das Schmuckstück mit dem eingearbeiteten Jaspis, seit ihm der unbekannte Anrufer den Krieg erklärt hatte. Zahlreiche Halbblüter und Bastarde waren dem Widerstand, Vindicta e` Bellum, wie er von seinen Widersachern bezeichnet worden war, bereits gefolgt. Sie sorgten in den Städten für Unruhe, provozierten die Agenten und veranstalteten Blutorgien, um noch mehr Anhänger zu gewinnen, mit dem einzigen Ziel, den Rat und seine unbeliebten Gesetze zu stürzen. Das Blut wogte durch seine Adern. Er hatte mehr getrunken als sonst, in dem Glauben, es würde ihn stärker machen. Aber es verstärkte nur den Sinnesrausch, strafte ihn mit Hass, Wut, Liebe und Verzweiflung. Immer wieder jagte seine Faust gegen die Metallwand, wenn der Gefühlsgeysir zum Ausbruch kam. Tiefe Einbuchtungen blieben als Zeugen zurück. Warum trat Natalie gerade in diesen schweren Zeiten in sein Leben, schwächte ihn, wo er doch stark sein musste? Er konnte nicht glauben, dass seine Begegnung mit Natalie nur Zufall gewesen war.
    Er dachte an einen Abend, lange vor der Eröffnungsfeier, an dem er ein Gespräch mit Richard Kingston geführt hatte, über die beiden Innenarchitektinnen und ihren doch recht überraschenden Gewinn der Ausschreibung. Hatte er etwas übersehen? Er musste mit Kingston reden, noch einmal die Unterlagen der Ausschreibung durchforsten. André schlug auf den Pilzknopf und die Tür des Panikraums schwang auf.
    In der Empfangshalle von WBS-Soft angekommen, nahm André den Motorradhelm ab und ging, die Empfangsdame ignorierend, auf die Glastür zu, die ihn zum Treppenaufgang führte. Dabei spürte er den Blick des Geschäftsführers, der ihn von seinem Büro aus beobachtete. Er hatte Kingston noch nie gemocht, doch bisher hatte André immer an die Loyalität des Geschäftsführers geglaubt. Je mehr er aber über die Ausschreibung nachdachte, desto mehr schmolz dieses Vertrauen.
    Als er über den Flur zu Kingstons Büro ging, konnte er durch das Milchglas erkennen, wie Kingston in seinem Büro umhereilte.
    „Wie ich sehe, haben Sie mich nicht erwartet“, sagte André, während er die Tür aufstieß.
    Kingston wirkte nervös. Auch wenn er versucht hatte, den Schweiß an Händen und Stirn mit einem Tuch abzuwischen, konnte André den feuchten Glanz erkennen und er roch das Salz, das sich mit billigem After-shave und dem Gestank mangelhafter Körperpflege vermischte.
    „Herr Barov, welch freudige Überraschung.“ Kingston grinste breit, doch seine Lippen zitterten. „Ich habe Sie in der Tat nicht erwartet, nicht um diese Tageszeit.“
    „Ich bin hier, um mit Ihnen über die Ausschreibung zu sprechen.“
    Kingstons Hand, mit der er sich auf dem Schreibtisch abgestützt hatte, rutschte ab und er stürzte beinahe mit dem Kopf auf die Tischplatte.
    „Was verheimlichen Sie mir, Kingston?“, sagte André und starrte dem Geschäftsführer tief in die Augen.
    „Ich … ich … verheimliche Ihnen gar nichts.“ Kingston schüttelte den Kopf.
    André konnte die Angst riechen, die das Blut mit Adrenalin tränkte. „Was haben Sie getan, Kingston?“
    „Ich verstehe nicht …“ Der Geschäftsführer wich einen Schritt zurück.
    „Lügen Sie mich nicht an.“ Er drang in den Geist des Mannes ein. Bilder blitzten auf und André fand sich in einer von Kingstons jüngsten Erinnerungen wieder, die wie ein Film vor seinem inneren Auge ablief und ihn an diesem Moment teilhaben ließen, als hätte er ihn selbst erlebt.
    Mit zittrigen Händen nahm Kingston einen Anruf entgegen
.
    „Mister Kingston“, sagte eine ruhige Stimme auf Englisch, die André nur allzu bekannt war. „Wir haben den Rest der vereinbarten Summe auf

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