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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Irgendwann platzt er noch.
    Die mit den Zöpfen streckt einen Fuß nach dem Fernseher aus und zappt mit ihrem großen Zeh durch die Kanäle.
    – Ist doch eh schon hin.
    Poncho kniet sich neben den Sitzsack und drückt gegen ein Stück silbernes Isolierband, das sich von der aufgeplatzten Stelle gelöst hat.
    – Ist er nicht. Aber wenn du weiter so damit umgehst, wird er noch ganz aufplatzen.
    – Na und?
    – Ich werd die Scheißstyropordinger bestimmt nicht vom Boden auflesen.
    – Und was geht mich das an?
    – Die bleiben überall kleben und nerven total.
    – Mir doch egal.
    – Geh vorsichtig damit um.
    – Meinetwegen. Wo ist die Fernbedienung?
    Poncho steht auf.
    – Keine Ahnung.
    Sie sieht sich nach der Fernbedienung um und bemerkt mich.
    – Hallo.
    Ich stehe einfach rum.
    – Hi.
    Sie mustert mich von oben bis unten.
    – Kenn ich dich?
    – Nein.
    – Aha.
    Sie stößt Zöpfchen mit dem Fuß an.
    – Süße, wer ist der Kerl?
    Zöpfchen wirft mir einen Blick zu, während sie weiter mit dem Zeh durch die Programme schaltet.
    – Keine Ahnung.
    – Aha. Wo kommt der her?
    Zöpfchen scheint einen Kanal gefunden zu haben und macht sich daran, mit ihrem Fuß die Lautstärke einzustellen.
    – Ist mit dem Grafen gekommen.
    Poncho sieht sie an.
    – Der Graf ist da?
    – Jep.
    – Wo?
    – Hier.
    Ich deute auf die Tür.
    – Er ist im Flur. Telefoniert.
    Die Tür öffnet sich, und der Graf betritt den Raum. Poncho grinst ihn an. Er grinst zurück. Sie geht an mir vorbei und umschlingt ihn.
    – Du bist ja eiskalt.
    – Ist ja auch kalt draußen.
    – Hast du was für mich?
    Er küsst sie.
    – Ganz nett. Und was hast du sonst noch?
    Er hält ihr das Handy vor die Nase.
    – Hab grade angerufen. Ist unterwegs.
    Sie klammert sich fest an ihn. Zöpfchen springt auf und hüpft kreischend auf dem Sitzsack herum.
    – Ist unterwegs! Ist unterwegs!
    Eine Rothaarige in einem Schneewittchen-Schlafanzug kriecht unter einer der Bambusjalousien hervor.
    – Ist neuer Stoff im Anrollen?
    Zöpfchen hüpft noch höher.
    – Der Graf ist hier, und das Zeug ist unterwegs!
    Poncho deutet auf mich.
    – Wer ist der?
    Der Graf legt einen Arm um sie und führt sie zu einem Sofa.
    – Weißt du das nicht, Baby? Das ist Joe Pitt.
    Der Sitzsack explodiert, und eine Wolke aus Styroporkugeln erfüllt den Raum. Zöpfchen kracht auf den Hintern.
    Ich wische mir die Kugeln von der Schulter und versuche, aus dem Ganzen irgendwie schlau zu werden. Anscheinend hausen sie zu viert hier. Unter einem Dach. Das ergibt keinen Sinn. Warum? Weil die ganze Bude nach dem Vyrus stinkt. Sie sind alle infiziert. Vier Frischlinge unter einem Dach.
     
    – Du weißt doch, wie’s ist. Die Welt ist klein. Ich hab von dir gehört.
    – Wie kommt’s, dass ich dann noch nie von dir gehört hab?
    Der Graf sitzt auf einer abgewetzten goldenen Samtcouch. Poncho hat sich an ihn gekuschelt und dreht auf ihrem Schoß Zigaretten aus einem Päckchen Drum-Tabak.
    – Wieso auch? Schließlich bin ich nur ein Frischling. Du dagegen hast einen gewissen Ruf.
    Ich habe also einen gewissen Ruf.
    – Dann nehmen wir mal an, ich wollte meinerseits etwas über dich erfahren. Wie ist deine Story?
    Poncho steckt dem Grafen eine Zigarette zwischen die Lippen, reißt ein Streichholz an einem seiner Hosenknöpfe an und gibt ihm Feuer.
    Er nimmt einen Zug, gibt ihr einen Kuss auf die Wange und bläst den Rauch aus.
    – Ziemlich langweilige Story.
    – Ich bin nicht anspruchsvoll.
    Er lacht.
    – Okay, Mann. Also. Bis vor Kurzem war ich noch Student an der Columbia. Eine Eliteuniversität, um meine Eltern glücklich zu machen. Aber mein wahres Leben hat sich hier abgespielt. Ich hatte ein Loft, meine Stammkneipen, meine Ladies, alles. Tagsüber war ich der brave Medizinstudent, um meine Alten bei Laune zu halten und den beschissenen Treuhandfonds nicht zu verlieren. Nachts hab ich mein eigenes Ding durchgezogen. Und dann hat sich alles schlagartig geändert.
    Ich fische meine Luckies aus der Tasche und muss feststellen, dass das Päckchen leer ist. Der Graf stößt Poncho an.
    – Gib dem Mann eine Zigarette, Baby.
    Sie leckt über die Gummierung einer weiteren Selbstgedrehten und steckt sie mir in den Mund. Ich packe sie am Handgelenk, als sie sich mit einem Streichholz meinem Schritt nähert.
    – Danke, das kann ich schon selbst.
    Sie zuckt mit den Schultern und lehnt sich wieder an den Grafen. Ich zünde mir die Zigarette an.
    – Wann hat sich alles geändert?
    – Vor

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